In der Glut der Leidenschaft
berühren.
Michaela sah ihn unverwandt an, drückte die Schatulle an sich und hätte sich gern sicher und geliebt gefühlt. Sie wollte annehmen, was er ihr mit seinem Blick anbot, und sie verfluchte die Männer, die ihre Träume zerstört hatten. »Ladet sie nicht ein, Rein. Ihr würdet nicht mögen, was ihr findet.«
Er zog seufzend die Hand zurück und schloss die Tür zu seinen Räumen.
Michaela stieß den Atem aus. Sie war völlig erschöpft. Dieser starke Mann beherrschte alle Empfindungen, die ihren Körper erfüllten, und sie sehnte sich fast unerträglich nach ihm. Voll Bedauern stellte sie die Schatulle weg, zog sich das Kleid aus und stieg in die Wanne.
Während sie sich ins Wasser sinken ließ, fragte sie sich, ob sie nicht eher zur Dime als zur Spionin taugte.
Rein hörte sie stöhnen, als das Wasser plätscherte, und lehnte sich an die Wand. Ich bin verrückt, dass ich mich darauf eingelassen habe, dachte er und löste sich wieder von der Wand. Wenn er Michaela noch einmal stöhnen hörte, würde er zu ihr Vordringen und ihre Schmerzen lindem. Er verließ seine Gemächer und ging nach unten, um für sie Essen zubereiten zu lassen. Vielleicht bekam er so sein Verlangen in den Griff. Am Fuß der Treppe blieb er stehen, blickte nach oben und stellte sich ihren Körper vor, nackt, nass und schaumbedeckt. Wie gern hätte er diesen Schaum von ihrer Haut geleckt und...
Er biss die Zähne zusammen und ging in die Küche.
Er hatte keine Zeit für solche Fantasien.
Er musste einen Mörder entlarven, einen Vater finden und ein Gerücht in die Welt setzen.
Argyle Campbell saß im Schutz der Dunkelheit auf seinem Pferd. Schon seit einer Stunde beobachtete er durch die Gittertore des Hauses die Gestalten, die sich hinter den Vorhängen bewegten. Im ersten Stock brannte Licht. Er wusste, dass Michaela da drinnen war, obwohl er sie nicht genau gesehen hatte, als sie das Haus mit Montegomery betreten hatte. Er hatte jedoch ihren Gang erkannt. Sie war freiwillig hier. Das hatte er daran gemerkt, dass sie den Wächtern zugelächelt hatte. Trotzdem ärgerte er sich, weil sie wieder weggelaufen war und sich in Gefahr gebracht hatte. Ihr Ruf wurde außerdem noch stärker beschädigt, wenn jemand erfuhr, dass sie hier war. Ihr Onkel hatte sich schon bei allen Leuten über ihr Verhalten beschwert, als könnte man von Richards Tochter nichts anderes erwarten, als wie ein ängstliches Kaninchen fortzulaufen. Oder zusammen mit einem Nichtsnutz, wie der Brigadier seit Neuestem behauptete.
Die Bezeichnung passte nicht auf Rein Montegomery. Argyle wusste nur, dass Michaela lebte und Montegomery sie sicher versteckte. Sie befand sich in einer Festung, und darüber war er so erleichtert, dass seine Augen feucht wurden. Wenigstens konnte er Agnes beruhigen. Sonst würde er niemandem von seiner Entdeckung erzählen. Allerdings wollte er Montegomery weiterhin im Auge behalten.
Argyle hatte allerdings in jener regnerischen Nacht gesehen, wie Montegomery sie küsste. Und Michaela war Rein bereitwillig entgegengekommen. Zwischen den beiden braute sich etwas zusammen. Davon war Argyle überzeugt. Wenn er klug war, kam er Montegomery nicht in die Quere.
Michaela brauchte diesen Mann, weil sie sich an niemanden mehr wenden konnte, der solche Macht besaß.
Kapitel 21
Rein stand neben dem Bett und blickte auf Michaela hinunter. Sie lag, in Decken gehüllt, auf der Seite. In ihrem Gesicht zeichnete sich Schmerz ab, und er sah vor seinem geistigen Auge, wie DuMere sie schlug und Madame ihre Schenkel peitschte. Das Bild hatte ihn bis zu dem Moment verfolgt, in dem er sie auf dem Podium erblickt hatte.
»Wollt ihr mich ewig anstarren?«, zischte sie. »Oder ist es für euch normal, das Gemach einer Dame zu betreten und den Voyeur zu spielen?«
Er kniete sich vor das Bett und strich ihr das Haar von der Wange. »Müsst Ihr immer so tapfer sein?«
»Ja, mein Vater bestand darauf. Das war der Fluch, nicht als Junge auf die Welt gekommen zu sein.«
»Ihr braucht nicht zu leiden«, sagte er lächelnd.
»Wollt Ihr vielleicht behaupten, ein Heiler zu sein?« Immerhin hatte er sich von der Schusswunde erstaunlich schnell erholt, fiel ihr ein.
»Ich behaupte nur etwas, das ich weiß.«
»Könnt Ihr mir keine klare Antwort geben?« Sie versuchte sich aufzusetzen, und zuckte zusammen.
»Müsst Ihr stets so geheimnisvoll sein?«
»Zieht das Nachthemd aus. Ist das klar genug?«
»Das mache ich nicht.«
Er seufzte
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