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In der Gruft der Moenche

In der Gruft der Moenche

Titel: In der Gruft der Moenche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: THiLO
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ist auch dein freier Tag gestrichen!«

Allein im Hotel
    Punkt 10 Uhr war es auf den Fluren des Hotels International so ruhig, wie es wohl die letzten achtzig Jahre lang gewesen war. Seit der Blitz in jener verhängnisvollen Nacht des 13. November 1929 hier eingeschlagen und alle Gäste bis auf den heutigen Tag vertrieben hatte, wie Adam, Victor und Kitty vermuteten. Oder gab es eine andere Ursache für die Brandspuren und die zugenagelten Flure?
    Adam stieg aus dem Bett und öffnete ihr Fenster, das zur Rückseite des Hotels ging. Er war überwältigt. Das Gewitter hatte die Luft gereinigt, kein einziges Wölkchen war mehr am Himmel. Und die Sonne, die sich langsam nach oben arbeitete, hatte eine Menge zu bescheinen. Drei Berge lagen in unmittelbarer Nähe des Hotels, steinerne Giganten, schroff, massiv und unnahbar wie Dinosaurier. Zwischen ihren Gipfeln ging kreischend ein Adlerpärchen auf Beutezug.
    Hinter einer geraden, von Unkraut überwucherten Fläche, die sicher einmal der Hotelgarten gewesen war, schlängelte sich ein schmaler Pfad in Richtung dieser Berge. Trotz des Grases, das auf ihm wuchs, war der Weg noch immer gut zu erkennen. Mit den beiden männlichen Betreuern an der Spitze– die Max und Michael hießen, wenn sich Adam richtig erinnerte– tauchte nun die gesamte Jugendgruppe hier auf.
    Victor ballte die Faust, als er Adams Gesicht hinter der Scheibe entdeckte. Kitty lächelte und drückte beide Daumen.
    Wandern war nicht gerade Adams liebstes Hobby. Aber eine Sekunde lang dachte er tatsächlich darüber nach, sich die Sportschuhe anzuziehen und seinen Freunden hinterherzulaufen. Sollten sich doch die nächsten Gäste um die Überbleibsel des Nagurski-Experiments kümmern.
    Erst als auch Wolf Eismann auf dem Weg auftauchte, entspannte Adam sich wieder ein bisschen. Ihm zumindest würde er im Keller nicht begegnen. Doch was sonst auf ihn da unten wartete, wollte Adam sich nicht einmal ausmalen. Vielleicht bleibe ich einfach hier im Bett liegen und sage nachher, ich habe nichts gefunden, dachte er.
    Dann aber fiel sein Blick wieder auf den Sekretär, der treu und schweigsam über achtzig Jahre lang sein großes Geheimnis gehütet hatte. Ihr Schicksal erfüllte sich, wie Victor überzeugt war. » Und vor seinem Schicksal kann niemand davonlaufen«, murmelte Adam.
    Er sprang auf. Dann kramte er den Lageplan des Hotels aus den Tiefen seiner Reisetasche. Zum fünften Mal überprüfte er die Taschenlampe, die Kitty ihm aus dem Mädchenstockwerk besorgt hatte. Sie funktionierte noch immer.
    Adam öffnete die Zimmertür und sah in den Flur. Keine Menschenseele war in seiner Nähe. Wer auch? Außer Gerda, Adrian Cuk und dem etwas dämlichen Busfahrer war das Hotel leer.
    Adam ging zurück und holte noch ein Buch aus seinem Gepäck. Die richtige Tarnung ist alles. Das hatte Kitty ihm beigebracht. Wenn er Adrian Cuk oder Gerda in die Arme lief, suchte er eben einen Platz zum Lesen. Doch seine Vorsichtsmaßnahme war überflüssig, auch im Treppenhaus und der Empfangshalle begegnete Adam niemandem. Leider. Niemand hielt ihn auf, den Keller zu betreten.

Kaputte Taschenlampe
    Â» Mist!«
    Adam fluchte. Seine Hand lag auf der Klinke der Kellertür. Er hatte sie heruntergedrückt und daran gezogen. Sie war nicht verschlossen. » Mist!«, schimpfte er ein zweites Mal.
    Wenn die Tür offen war, gab es keine Ausrede. Dann musste er gehen, wie es mit Kitty und Victor abgemacht war.
    Wie von selbst schwang die Tür auf. Als wollte sie ihn ins Verderben locken. Komm! Komm! Muffiger Geruch strömte aus dem dunklen Loch. Nach feuchten Kleidern, morschem Gerümpel und Rattendreck.
    Adam sah sich ein letztes Mal um. Kein Adrian Cuk war in der Nähe, um ihn aufzuhalten. Keine Gerda. Kein Fred, der Busfahrer. Alle waren mit ihrer Arbeit beschäftigt und verschwendeten keinen Gedanken an den kranken Jungen von Zimmer 202.
    Â» Also dann…«, murmelte Adam, als wenn es ein Abschied für immer wäre. Er trat auf die erste Stufe und knipste die Taschenlampe an. Sie flackerte. Adam haute zweimal auf die Unterseite, bis der Lichtkegel sich stabilisierte. Er leuchtete schräg nach unten, um möglichst viel zu sehen. Aber es waren bloß Stufen, normale Stufen, wie in jedem anderen Keller auch. Und doch…
    Sein Herz schlug schneller. Beinahe hätte er die Kellertür aufgelassen.

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