In der Hitze der Nacht
hervor, der hinter der Couch gelegen hatte. „Das war bestimmt ein toller Abend gestern.“ Er grinste.
Rick warf Kevin einen scharfen, eindeutigen Blick zu. Er sprach nicht mehr gerne über sein Privatleben, spätestens seit dem Tag, an dem seine Frau umgebracht worden war.
Kevin verstand.
„Ich dusche schnell und komme dann mit aufs Revier“, sagte Rick.
„Und was ist mit dem Laptop?“, fragte Kevin erneut und machte es sich auf der Couch bequem. „Unsere Computerspezialisten haben nichts gefunden.“
„Ich möchte eine zweite Meinung.“
Kevin lachte. „Doch nicht etwa von deinem smarten Hacker-Freund?“
„Er ist nicht mein Freund, aber der Beste auf seinem Gebiet.“
„Nichts, was dieser Typ auf dem Computer findet, wird vor Gericht standhalten, das weißt du“, erwiderte Kevin.
„Der Laptop ist unsere einzige Chance, Creed Thornton als Mörder von Anna Mendoza zu überführen.“
„Trotzdem, es wird Ärger geben“, meinte Kevin.
Rick war von der Schuld Thorntons überzeugt. Als Sprössling einer reichen Familie und verheiratet mit einer noch reicheren Frau, arbeitete er als erfolgreicher Softwareentwickler, und sein wohlgeordnetes Leben war durcheinandergeraten, als man die junge Hausangesellte erhängt im Badezimmer gefunden hatte. Sie war schwanger von ihm gewesen und hatte sich angeblich aus Kummer darüber, dass er sich nicht scheiden lassen wollte, das Leben genommen. Doch vieles an dem Fall war unklar. Rick und Kevin hatten monatelang akribisch ermittelt, doch sie konnten Creed nichts nachweisen.
Nun wollte Creed schnellstmöglich seine Sachen zurück, vor allem seinen Laptop. Warum?
Rick wollte das herausfinden.
„Uns alle interessiert, was du vorhast“, sagte Kevin.
„Ich möchte einfach wissen, warum der Laptop für Creek so wichtig ist.“
Kevin dachte kurz nach und verstand. „Und? Hat dein Hacker-Freund schon etwas gefunden?“
„Er hat den Laptop noch nicht. Ich wollte ihm ihn heute Morgen vorbeibringen.“
Rick suchte weiter nach seinem Handy, fand es jedoch nicht. „Es muss im Auto liegen“, sagte er, und beide liefen die Treppe hinunter. Doch die Garage war leer: kein Auto, kein Handy, keine Autoschlüssel.
„Das Auto ist weg“, kommentierte Kevin das Offensichtliche. „Du hast den Wagen doch nicht an deine neue Freundin verliehen, oder?“, fragte Kevin.
„Nicht dass ich wüsste!“
Rick verzog den Mund. Sie gingen wieder hoch und schauten nach, ob in der Wohnung sonst noch etwas fehlte, und suchten nach Einbruchsspuren.
„Lässt du die Hintertür immer offen?“, fragte Kevin erneut.
„Nie.“
„Dann war es jemand anderes.“
Es fehlte nichts weiter. Man hatte es also nur auf sein Auto und sein Handy abgesehen.
Rick setzte sich seufzend auf die Couch und rieb mit den Händen sein Gesicht. Er suchte nach einer Erklärung.
Als könne Kevin Gedanken lesen, fragte er Rick: „Wie gut kanntest du deinen nächtlichen Besuch eigentlich?“
Rick schnaufte. Ein bisschen wusste er von Jessica Beane und kannte ihre überaus zärtlichen Talente, aber hieß sie überhaupt Beane? War der ganze Abend womöglich inszeniert gewesen, um ihn zu bestehlen?
Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. „Anscheinend nicht gut genug.“ Er fühlte sich schlecht. „Wir haben ein noch größeres Problem als den gestohlenen Wagen.“
Kevin horchte auf. Als er in Ricks Augen schaute, ahnte er Schlimmes. „Nein. Sag jetzt nicht, der Laptop ist in deinem Auto!“
„Im Kofferraum.“
„Mann, das gibt Ärger mit dem Chef. Ein gefundenes Fressen für Creeks Anwälte.“
Das war Rick ziemlich egal. Er wollte einfach nur den Fall aufklären.
„Ich muss den Wagen zurückhaben, so einfach ist das.“
„Ich gebe eine Fahndung heraus. Vielleicht haben wir Glück“, sagte Kevin.
Rick stand auf, ging ins Badezimmer und drehte die Dusche auf. „Und wenn du schon dabei bist, versuche alles über eine gewisse Jessica Beane herauszufinden. Beane mit einem ‚e‘ am Ende.“ Er versuchte vergeblich, sich an den Namen ihres Ladens zu erinnern. Ob sie überhaupt einen hatte? Der Gedanke, Jessie könnte ihn hintergangen haben, traf ihn hart. „In einer Minute habe ich geduscht, dann fahren wir aufs Revier.“
Vor allem musste Rick die rothaarige Texanerin finden. Die Frage war nur: Was tun, wenn er sie gefunden hatte?
4. KAPITEL
„Georgia, es tut mir so leid!“
Zum x-ten Mal entschuldigte sich Jessie, seit sie heute Morgen nach Hause gekommen war und jetzt im
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