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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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fassungslos. Endlich mal wieder jemand, der normal reagierte und ihn nicht bemitleidete, als wäre er ein geprügelter Hund. Jessie zeigte zwar Mitgefühl, aber schließlich lag das Unglück drei Jahre zurück.
    Jessie war aufrichtig betroffen, dass Ricks Frau gestorben war, aber er musste ja nicht ewig um sie trauern. Natürlich war ihr Tod eine Katastrophe für Rick. Wenn Natalie ihn jedoch wirklich geliebt hatte, hätte sie dann gewollt, dass er ein verbitterter alter Mann wurde?
    Jessie schaute ihn über den Rand der Speisekarte an und fragte sich, wie lange er wohl noch hier sitzen und schweigen würde. Seit zehn Minuten schon starrte er wortlos in die Speisekarte, ohne sich für ein Gericht zu entscheiden. Jessie fiel es schwer, so lange zu schweigen, und außerdem konnte sie Menschen nicht leiden, die in Selbstmitleid badeten.
    Sie klappte ihre Speisekarte zu und lächelte strahlend: „Ich weiß, was ich will. Ich nehme den Riesen-Cheeseburger mit Speck, Pommes frites und eine große Cola. Und eine Extraportion Zwiebelringe.“
    Immerhin entlockte ihm das ein Grummeln.
    „Ich hätte mich ja beinahe für den Cheese Dog mit Chilis entschieden, aber da bin ich verwöhnt. Der schmeckt hier bestimmt nicht so gut wie bei mir zu Hause.“ Jessie hatte allmählich das Gefühl, Selbstgespräche zu führen: „Ich gehöre ja nicht zu denen, die sagen, alles sei zu Hause besser, aber zumindest ist in Texas alles größer. Auch die Burger, und Chili ist dort definitiv besser.“
    „Mmhm, mmhm“, ließ er hinter der Karte vernehmen, bevor er sie zuschlug und auf den Tisch legte.
    Unversehens lief Jessie ein kleiner Schauer über den Rücken, als er ihr leicht lächelnd in die Augen schaute. Doch sie wusste, es hatte keinen Sinn, an die vergangene Nacht anzuknüpfen.
    Wenngleich er sich auch noch nicht geäußert hatte, wie es weitergehen sollte. Die Idee mit den zwei Einzelzimmern war von ihm gekommen, doch Jessie war sich sicher, dass er die letzte Nacht genauso genossen hatte wie sie. Je länger sie ihn kannte, umso stärker hatte sie das Gefühl, dass Rick nie zugeben würde, was er wirklich wollte.
    Offensichtlich wollte er sich im Moment überhaupt nicht äußern, also musste sie eine andere Taktik anwenden. Jessie hatte keine Lust, den Rest des Wochenendes miteinem derartschlecht gelaunten Mann zu verbringen. Sie musste folglich etwas tun.
    „Also, was nimmst du noch außer einer beleidigten Leberwurst?“, fragte sie.
    Ein Lächeln machte sich auf Ricks Gesicht breit, dennoch konnte er seine schlechte Stimmung nicht gänzlich abschütteln. „Ich finde, ich habe ein Anrecht darauf, die beleidigte Leberwurst zu spielen. Schließlich warst du diejenige, die mich heute Morgen Hals über Kopf verlassen hat, wenn du dich erinnerst.“
    „Das war heute Morgen, und ich habe mich schon zweimal dafür entschuldigt.“ Sie nahm ihre Serviette und legte sie sich auf den Schoß. „Was habe ich dir also noch getan?“
    Rick hatte gar keine Gelegenheit zu antworten, denn die Kellnerin war an ihren Tisch getreten. „Darf ich Ihre Bestellung aufnehmen?“, fragte sie.
    „Sicher“, erwiderte Rick. „Ich nehme das Clubsandwich mit Salat und ein Glas Eiswasser. Die Dame möchte den Riesen-Cheeseburger mit Pommes frites, eine große Cola und eine Extraportion Zwiebelringe.“
    Er warf Jessie einen flüchtigen, leicht selbstgerechten Blick zu.
    „Darf es noch etwas sein?“, fragte die Kellnerin.
    Beide schüttelten den Kopf. Dann schauten sie einander an. Jessie überlegte, ob Rick sich anders verhalten würde, wenn sie sich unter anderen Umständen kennengelernt hätten. Würde er dann netter zu ihr sein und zufriedener wirken? Sie wusste, dass Rick kein schlechter Mensch war, sie hatte es an der Art erkennen können, wie er mit dem Ehepaar Mendoza auf dem Flur vor seinem Büro umgegangen war. Er war ein Menschenfreund, das Schicksal anderer ließ ihn nicht kalt.
    „Was du mir getan hast?“, griff Rick Jessies Frage von vorhin auf. „Mein Auto wurde gestohlen.“
    „Das ist doch Stunden her. Seitdem habe ich mir nichts zuschulden kommen lassen.“ Als er gerade widersprechen wollte, fügte sie rasch hinzu: „Ohne mich würdest du dich auf dieser Fahrt doch langweilen.“
    „Ohne dich wäre ich jetzt bereits in Reno.“
    „Wir müssen schließlich etwas essen, und das am besten in Ruhe und nicht während der Fahrt. Sei ehrlich, du brauchst auch mal eine Pause und sitzt nicht ungern hier. Außerdem kannst du meine

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