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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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Prasseln des Feuers und das Rauschen der Wellen, die eben noch über ihrem Kopf zusammengeschlagen waren.
    „Ich halte dich.“
    „Das will ich aber nicht.“
    „Okay, das verstehe ich. Aber du hast jetzt keine andere Wahl.“
    „Von allen Feuerwehrmännern in dieser verdammten Stadt …“, weiter kam sich nicht, denn Wasser spritzte ihr ins Gesicht und den Mund. Als sie die Augen wieder aufriss, sah sie den Anflug eines grimmigen Lächelns über seine Lippen huschen. Ihm gefiel das Ganze also auch nicht mehr als ihr. Er sah sie nicht einmal an, sondern konzentrierte sich auf das Boot hinter ihnen und auf den Kai. Das erinnerte sie daran, dass er nicht nur ihre Haut zu retten versuchte, sondern wohl auch noch nach anderen Menschen Ausschau hielt, die Hilfe brauchten.
    „Ich war allein auf dem Boot“, informierte sie ihn.
    „Was wolltest du dort?“
    „Mich von Blake verabschieden.“
    „Kenzie …“
    „Er hat nichts von dem getan, was ihr ihm vorwerft.“ Jetzt hatte sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit. „Er war es nicht, Aidan.“
    „Hat er irgendwas zu dir gesagt, bevor er starb?“
    Ihn so reden zu hören machte Blakes Tod noch realer. Kenzies Kehle war plötzlich so zugeschnürt, dass sie nur den Kopf schütteln konnte. Blake hatte absolut nichts zu ihr gesagt, was für sie alles noch schlimmer machte. „Er hat diese Brände nicht gelegt. Ich weiß es.“
    „Kenzie“, sprach Aidan beruhigend auf sie ein.
    Sie wollte nichts hören, schüttelte den Kopf und schloss die Augen, wodurch ihr jedoch derart schwindlig wurde, dass sie sich an Aidan festklammerte. „Ich will hier raus!“
    „Ich weiß. Sie holen uns gleich.“
    Das ist gut, dachte sie, denn irgendetwas schien plötzlich nicht mit ihr zu stimmen. Sie hatte das Gefühl, nicht mehr richtig sehen zu können, auch ihre Gedanken waren verschwommen. Hilflos und erschrocken drückte sie ihr Gesicht an Aidans Halsbeuge, aber diese so schmerzlich vertraute Geste rief wieder all die Erinnerungen wach.
    Sie bildete sich ein, er roch genau wie früher. Dieser Duft, den sie nie ganz hatte vergessen können, brachte sie völlig aus der Fassung, mehr noch als die Tatsache, dass sie gerade eine Explosion überlebt hatte und ein nächtliches Bad im kalten Ozean nahm. Und mehr noch als die Tatsache, dass dies ein unangenehmes Wiedersehen mit dem einzigen Mann war, dem sie je die Macht gegeben hatte, ihr das Herz zu brechen.
    „Kenzie.“ Aidan schüttelte sie. „Bleib bei mir. Mach die Augen auf. Bleib wach, und werd mir jetzt nicht ohnmächtig.“
    Sie wollte sich nur noch dieser köstlichen Lethargie überlassen, die mehr und mehr Besitz von ihr ergriff. „Ich bin müde.“
    „Ich weiß, aber du musst durchhalten. Du kannst alles schaffen, weißt du noch?“
    Sie lächelte fast bei der Erinnerung an ihr persönliches Motto, dann fiel ihr wieder ein, wer sie daran erinnerte. Sie hatte früher tatsächlich einmal geglaubt, sie könnte alles erreichen mit Aidan an ihrer Seite.
    Er hatte ihr das Gegenteil bewiesen.
    Ihr fielen wieder die Augen zu. Es wäre so leicht, sich einfach fallen zu lassen und die Kälte nicht mehr zu spüren. Trotz ihrer Benommenheit wusste sie, dass das schlecht war, und zwang sich, die Augen aufzuschlagen.
    Inzwischen waren am Kai Scheinwerfer eingeschaltet worden, und sie konnte Aidan zum ersten Mal deutlich erkennen. Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, waren sie beide noch sehr jung gewesen. Sie war damals zweiundzwanzig und gerade von einem Agenten aus L. A., der ihr ihre erste kleine Rolle verschafft hatte, unter Vertrag genommen worden. Aidan war zwei Jahre älter, sehr fit und gut aussehend und überglücklich über seinen Job als Feuerwehrmann. Offensichtlich war er noch immer gut in Form, und er sah auch immer noch gut aus, wie sie jetzt feststellen konnte. Hätte er sie damals nicht so sang- und klanglos abserviert, wäre sie froh gewesen, ihn zu sehen.
    Eine Gruppe von Feuerwehrleuten hatte sich mittlerweile zum Ende des Nachbarpiers vorgekämpft und sicherte ihn mit dicken Wasserstrahlen. Einer der Männer sprang ins Wasser und schwamm mit langen, kräftigen Zügen auf sie zu.
    „Hier!“, rief er Aidan zu und streckte einen Arm nach Kenzie aus.
    „Ich habe sie“, sagte Aidan.
    Kenzie hatte genug von Aidan und seinen starken Armen und vor allem von den Erinnerungen. Deshalb befreite sie sich von ihm und warf sich ohne das geringste Zögern dem zweiten Feuerwehrmann in die Arme. In Arme, die sie noch nie

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