In der Hitze der Nacht
gut. Immerhin hatte er es in jungen Jahren schon in seiner eigenen Familie gelernt, von der er gründlicher durchgemischt worden war als ein Kartenspiel in einer Pokernacht. Sich abwenden oder zumindest so tun, als kümmerte es ihn nicht, wenn andere sich von ihm abwandten, das konnte er sehr gut.
Schließlich hatte er das auch bei Kenzie getan. Obwohl er es nicht gewollt hatte, war er damals grausam zu ihr gewesen.
Die Zeit auf der Akademie hatte ihm gutgetan. Er hatte gelernt, dass er zu einer „Familie“ gehören konnte, dass er dauerhafte Freundschaften eingehen und jemanden von Herzen lieben konnte.
Seine Feuerwehrkameraden zu lieben wie die Brüder, die sie für ihn geworden waren, war eine Sache, aber Kenzie zu lieben war etwas völlig anderes.
Seit sie fortgegangen war, hatte er sie nur noch im Fernsehen gesehen. In der Regel schaute er sich keine Soaps an. Er sah überhaupt nicht viel fern. Wenn er keinen Dienst hatte, werkelte er an dem renovierungsbedürftigen Haus herum, das er vor einem Jahr gekauft hatte. Und wenn nicht, spielte er Basketball oder etwas anderes, das nichts kostete, weil er seine gesamten Ersparnisse in das Haus investierte.
Es kam jedoch vor, dass er sich eine Folge von Kenzies Soap ansah. Drei Mal bisher, und er erinnerte sich an jede einzelne. Die erste hatte er vor fünf Jahren gesehen. Kenzie hatte darin den winzigsten schwarzen String-Bikini in der Geschichte winzig kleiner schwarzer String-Tangas getragen. Ihr Haar war zu einer lässigen Lockenfrisur aufgesteckt gewesen. Sie hatte unwahrscheinlich sexy ausgesehen, als sie ihren Bildschirm-Lover verführt hatte. Es hatte ihn mehrere Anläufe gekostet, den Kanal zu wechseln, und er hatte immer an den Bikini denken müssen.
Das zweite Mal war vor ein paar Jahren zu Weihnachten gewesen. Da hatte sie in einem hautengen leuchtend roten Abendkleid unter einem Mistelzweig gestanden und zu irgendeinem Beau des Monats aufgeschaut. Auch dieses Mal war er mit dem Umschalten nicht schneller gewesen und hatte sich die unerträglich lange Kussszene angesehen.
Beim dritten Mal hatte er sie bei der Verleihung der Emmys für die Daily Soaps gesehen. Sie hatte ihren Preis entgegengenommen, sich bei ihrem Bruder Blake dafür bedankt, dass er stets an sie geglaubt hatte, und dann noch jemand anderen namens Chad erwähnt.
Chad.
Was war das für ein Name, und wo war dieser Chad jetzt? Auf jeden Fall nicht hier, um sie von einem brennenden Boot herunterzuholen und ihren hübschen kleinen Arsch zu retten.
Im Krankenwagen sagte Dustin etwas zu Kenzie, und sie öffnete die Augen und lächelte. Nur ein wenig, aber das genügte Aidan. Sie war okay.
Nach einem letzten Blick auf sie zwang er sich, seine Arbeit zu erledigen.
Es war schon um die Mittagszeit, als Aidan und sein Team zur Feuerwehrstation zurückkehrten. „Wie geht es dem Opfer? Ist es okay?“, erkundigte er sich bei Dustin, der den Rettungswagen reinigte.
In diesem Moment streckte Cristina den Kopf aus der Küchentür. „Hey, Leute, ich habe Essen …“ Sie verstummte, als sie Dustin sah, mit dem sie mehrmals ausgegangen war, bevor sie ihn aus heiterem Himmel und ohne jede Erklärung wieder hatte fallen lassen. „Oh. Du bist hier.“
„Was?“, fragte Dustin spöttisch. „Ist das Essen nur für Kollegen, die du nicht flachgelegt und abserviert hast?“
Aidan war unangenehm berührt von der jäh eintretenden Stille. „Was ist mit dem Opfer?“, wiederholte er.
„Sorry“, sagte Dustin. „Dank deiner schnellen Reaktion geht es ihm nicht allzu schlecht. Die Frau hat ein paar leichte Verbrennungen, ein angeknackstes Handgelenk und ein paar Schürfwunden.“
„Ihre Kopfverletzung …“
„Keine Gehirnerschütterung.“
„Musste sie genäht werden?“, beharrte er, was Dustin zu einem schnellen Blick zu Cristina veranlasste, die eine Braue hochzog.
„Nein“, sagte Dustin. „Ist alles in Ordnung mit dir, Mann?“
„Klar.“ Zum ersten Mal seit Stunden atmete Aidan richtig auf, was Dustin und Cristina zu einem weiteren langen Blickwechsel veranlasste.
„Bist du sicher?“, fragte sie.
„Ja, verdammt!“ Aidan überließ die beiden sich selbst und ging zu den Umkleideräumen. Nachdem er geduscht und sich umgezogen hatte, stieg er in seinen Pick-up und überlegte, ob er heimfahren oder Kenzie im Krankenhaus besuchen sollte.
Heimfahren und sich ein paar Stunden Schlaf gönnen war ein verlockender Gedanke. Die zweite Möglichkeit war dagegen schon erheblich
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