In der Hitze der Nacht
lange genug an der Nase herumführen, damit Sable sich vom Hotel entfernen konnte. Jetzt fuhr er im Wagen seines Bruders auf dem Rücksitz mit, hauptsächlich, damit er in Ruhe darüber nachdenken konnte, was er als Nächstes tun sollte.
»Du wirst einen Bericht abfassen müssen .«
»Das kann Terri machen « , sagte J.D. zu seinem Bruder. »Ich hab keine Zeit für Papierkram .«
»Du hast massenhaft Zeit .« Cort beobachtete ihn im Rückspiegel. »Du bist vom Dienst suspendiert, und dass dir keine Handschellen angelegt wurden, hast du nur mir zu verdanken .«
J.D. hatte mit der Suspendierung gerechnet, aber trotzdem ärgerte er sich darüber. »Soll ich dir dafür auch noch dankbar sein ?«
»Du sollst mir sagen, was du dir verdammt noch mal dabei gedacht hast .« Als er nicht antwortete, fuhr sein Bruder sich mit der Hand durchs Haar. »Großer Gott, J.D .«
J.D. wollte nicht an Sable denken. Dass sie jetzt wieder allein da draußen war, jagte ihm eine Heidenangst ein. »Hat Dad dir gesagt, dass du die Brandakten überprüfen sollst ?«
»Ja, ich war gestern Abend gerade dabei, sie herauszusuchen, als ich die Mitteilung über dich bekam .« Cort fuhr sich wieder durch das kurze braune Haar. »Du verrennst dich da in etwas. Kein Brandstifter wartet fünfundzwanzig Jahre nach einem Brand auf den nächsten .«
Das würde man noch sehen. »Hat Terri irgendetwas rausgefunden ?«
»Terri wurde der Fall entzogen und steht selbst vor der Suspendierung .« Er dachte kurz nach. »Du hast das Mädchen in Terris Haus unten am See versteckt, oder? Scheiße .«
J.D. starrte aus dem Fenster und sah die Gebäude vorbeiziehen. Als Cort nicht zum Polizeirevier abbog, runzelte er die Stirn. »Hast du vergessen, wo ich Waffe und Dienstmarke abgeben muss ?«
»Wir fahren nach Hause. Auf dem Revier wimmelt es vor Presseleuten, und Mutter ist außer sich .«
J.D. wollte jetzt nicht mit seiner Mutter reden. »Fahr mich ins Restaurant .«
Cort warf ihm einen Blick zu. »Dad kann dich da auch nicht rausholen .«
»Tu es einfach .«
Als sie am Lieferanteneingang des Restaurants seines Vaters ankamen, stieg J.D. aus Corts SUV und schlug die Tür zu. »Danke .«
»Hey .«
Er sah sich um. »Was ?«
Cort sah genauso müde aus, wie J.D. sich fühlte. »Ich will dir doch helfen .«
»DannüberprüfedieAkten .« J.D.sBlickbegegnetedemseinesBruders.»IchbrauchedenBeweis,dasshinterbeidenBrandstiftungenderselbeTätersteckte,Cort – hilfmir,ihnzufinden .«
Er ging mit langen Schritten zum Hintereingang und geriet in das hektische Treiben der riesigen Küche. Sein Vater war am anderen Ende damit beschäftigt, Kisten voller Gemüse durchzusehen und, was nicht seinen Ansprüchen genügte, in eine Abfalltonne zu werfen.
Im Gesicht seines Vaters erkannte J.D. dieselben Anzeichen von Anstrengung und Erschöpfung wie bei sich selbst. Dieser Fall zerstörte nicht nur sein eigenes Leben, er riss seine ganze Familie in Stücke. »Hey, Dad .«
Louie blickte auf und stieß eine Kiste Peperoni um, als er nach seinem Sohn greifen wollte. »Jean-Del .« Er schloss ihn fest in die Arme, dann blickte er über seine Schulter. »Wo ist Isabel? Geht es ihr gut ?«
»Ja – sie wartet auf mich. Dad, du musst mir einen Gefallen tun .« Er zog seinen Vater in einen Lagerraum, außer Sicht- und Hörweite des neugierigen Personals, erzählte ihm, was passiert war, und fügte dann hinzu: »Du musst Remy Duchesne finden und mit ihm reden .«
»Der Mann, der Isabel aufgezogen hat ?« Louie runzelte die Stirn. »Warum ?«
»Er ist der Einzige, der über den Brand damals, als sie ein Baby war, Bescheid weiß. Ich muss alles darüber wissen, woran er sich erinnern kann. Und was er glaubt, wer Bud Gantry angeheuert haben könnte, ihn zu legen .« J.D. erklärte seinem Vater, wo die Martins wohnten. »Sie müssten dir helfen können, ihn zu finden .«
Sein Vater seufzte. »Bist du sicher, dass er sich damit begnügen wird, mit mir zu sprechen statt mit dir ?«
»Immerhin schläfst du nicht mit seiner Tochter .«
»Aha. Auch wieder wahr. Hier .« Sein Vater holte seine Brieftasche hervor, nahm alle Geldscheine heraus und drückte sie J.D. in die Hand. »Geh nicht nach Hause – deine Mama ist auf dem Kriegspfad, und dein Skalp steht ganz oben auf ihrer Liste .«
»Danke, Dad .« Er umarmte seinen Vater, dann sah er auf seine Uhr. »Ich melde mich wieder .«
Nachdem sie im Geschäft ihrer Cousine angerufen hatte und niemand ans Telefon gegangen war, saß
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