In der Hitze der Nacht
dieses Mal mit einem warnenden Unterton. »Sie können gleich telefonieren, Ms Duchesne .«
Ihr Partner nahm Sables Kinn in die Hand und drehte ihr Gesicht wieder in seine Richtung. »Woher kommt das ganze Blut? Woher kanntest du Marc LeClare? Weshalb warst du dort? Wer hat das Feuer gelegt? Hast du gesehen, wer dich geschlagen hat ?«
Sie waren sich fast so nah, als wollten sie sich küssen, dachte Terri, aber J.D.s Stimme war kurz vor dem Brüllen.
»Ich weißes nicht mehr .« Sable hatte die Hände in ihrem Schoß so fest gefaltet, dass die Sehnen hervorstanden wie Kabel, die kurz vor dem Reißen waren. »Nehmen Sie Ihre Hände weg .«
Terri unterdrückte ein Seufzen. »Ich glaube, wir brauchen eine Pause, J.D .«
Er ignorierte sie und umfasste mit der anderen Hand Sables Hals. » Vous me répondrez !«
»Je ne peux pas vous aider « , zischte sie zurück. »Laissez-moi seule .«
Jetzt wusste Terri eine ganze Menge mehr über Sable Duchesne, und es machte alles nur noch schlimmer. Da ihr Partner sie überhaupt nicht zu hören schien, ging sie um den Tisch herum und trat ihm gegen das Schienbein. »Hey. Hör auf damit .«
Er fuhr hoch und ließ die Hände fallen. Unter seiner Jacke ballten sich die Muskeln seiner Arme und Schultern. »Ich tue ihr schon nichts .«
»Das ist mir egal .« Sie zeigte auf die Tür. »Mach einen Spaziergang – reg dich ab. Dreh ein paar Runden um den Block. Undzwar jetzt sofort . «
J.D. warf Sable einen letzten Blick zu, dann verließ er das Zimmer.
Terris Partner verlor nicht die Beherrschung. Niemals. Zusehen zu müssen, wie genau das geschah, versetzte sie in Angst, so sehr, dass sie für einen Augenblick ihre eigene Deckung aufgab. »Was läuft da zwischen Ihnen beiden ?«
Sable wandte ihre dunkelbraunen Augen ab, aber Terri konnte gerade noch ein misstrauisches Aufblitzen darin erkennen. »Nichts .«
Terri fluchte leise vor sich hin. »Hier .« Sie fand eine Schachtel Papiertücher und stellte sie auf den Tisch. »Jetzt reißen Sie sich mal zusammen, junge Dame. Der Tote war unser angehender Gouverneur. Ihnen droht ein Haufen Ärger, und J.D. ist nur ein kleiner Vorgeschmack .«
Sable hob das Kinn. »Ich habe keine Angst vor J.D .«
»Echt ?« In den Jargon ihrer Jugend verfallend, fügte Terri hinzu: »Überleg’s dir. Das hier ist kein Chinka-Chinka-Schwof, chère . « Sie nickte, als die Zeugin sie schockiert anblickte. »Ganz genau. Du hockst hier nicht am Bayou und lauschst dem Froschkonzert. Das hier ist ’ne echt schlimme Sache – überleg’s dir gut !«
Als Terri den Befragungsraum verließ, traf sie auf J.D., der sich an die Wand gelehnt hatte und zur Deckenverkleidung hinaufstarrte. Was hatte ein wohlhabender Sohn einer kreolischen Familie mit einem hinterwäldlerischen Cajun-Mädchen am Hut? Terri war sich nicht sicher, ob sie es wirklich wissen wollte. »Wirst du mich jetzt lynchen ?«
J.D. vergrub die Hände in den Hosentaschen. »Vielleicht .«
Sie war es nicht gewohnt, ihrem Partner gegenüber Groll zu hegen. Sie vertraute J.D. ihr Leben an, wenn es sein musste, und sie durfte nicht zulassen, dass er seines zerstörte. »Wie schön, dass du wenigstens darüber lachen kannst, ich nämlich nicht .«
»Du bevormundest mich .«
»Oh Mann, ich bin am Boden zerstört. Vielleicht hast du vergessen, dass wir nicht die Böser-Bulle-noch-böserer-Bulle-Nummer abziehen, und sie ist noch nicht einmal eine Verdächtige, verdammt noch mal .« Sie rüttelte ihn an der Schulter. »Was hast du dir bloß dabei gedacht, sie anzufassen ?«
Er murmelte irgendwas Unanständiges vor sich hin. »Sie wird nicht mit mir reden, wenn du dabei bist. Gib mir fünf Minuten allein mit ihr, und ich bekomme die Antworten .«
Ihr blieb der Mund offen stehen. »Hältst du mich wirklich für soblöd? Willst du den Fall komplett vermasseln, bloß weil du bei ihr einen Ständer bekommst ?«
»Das ist es nicht, und das weißt du .« J.D. sah zur Decke hinauf und dann wieder sie an. »Herrgott, Ter, ich kenne sie. Sie hat bloß Angst .«
»Ach wirklich. Diese Frau ist eine Zeugin – die bisher einzige Zeugin – einer schweren Brandstiftung und vielleicht eines Mordes. Der Staatsanwalt wird sich nicht eine Sekunde mit ihrem Amnesie-Märchen abspeisen lassen. Nicht einmal, wenn sie deine Frauwäre .« Und dann dämmerte es Terri, und sie schlug sich mit der Hand vor den Kopf. »Das ist es, oder? Du und sie ?«
»Es ist lange her .« J.D.s Blick blieb unbeirrt auf sie gerichtet.
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