In der Hitze der Nacht
dabei.
»Wohin des Wegs, Fischköder ?«
Die Jungen trugen feine schwarze Smokings, die sich auf unheimliche Weise glichen, genauso wie ihre Spielermonturen. Sie trugen sie mit der Selbstsicherheit junger Männer, die sich ihre Festkleidung nicht leihen brauchen.
Aber wirklich atemberaubend waren ihre Begleiterinnen. Die Mädchen trugen allesamt hinreißende, pastellfarbene Seidenkleider mit aufwändigen Besätzen und Perlen, die sie wie junge, elegante Bräute wirken ließen. Sables naturweißes Spitzenkleid, das ihr in ihrem Studentenzimmer so feminin und klassisch erschienen war, kam ihr im Vergleich dazu fast schmuddelig vor. Der teure Diamant- und Goldschmuck, den sie trugen, ließ ihren einzigen Halsschmuck – eine einfache Kette aus falschen Perlen – peinlich billig aussehen.
Soviel war sicher: Sie sahen nicht aus, als seien sie hier, um sie mit Jean-Delano zum Ball zu begleiten.
Sie hatte versucht, an ihnen vorbeizukommen, doch sie bildeten einen engen Kreis um sie und schlossen sie in eine Hülle aus Designerparfüm ein.
»Wo hast du denn den Fummel aufgetrieben? Bei K-Mart? Oder der Heilsarmee ?«
Sie kannte ihre Methode schon aus sechs Monaten ähnlicher Peinigung, und obwohl ihr Herz raste, blieb ihre Stimme ruhig, als sie sie bat, sie in Ruhe zu lassen. Die Mädchen hatten sie ausgelacht. Sie bildeten eine eingefleischte, arrogante Clique, gehörten alle derselben Studentinnenvereinigung an, gingen alle mit Sportskanonen aus und stammten alle aus alteingesessenen kreolischen Familien. Genau wie ihre Typen.
Sable war nichts davon. Sie war noch nie in ihre Clubs und zu ihren Gesellschaften eingeladen worden. Ihr Stipendium deckte lediglich ihre Studiengebühr ab, sodass sie nach den Vorlesungen in der Cafeteria bedienen und Tische abräumen und selbst dann noch jeden Penny zwei Mal umdrehen musste. Die schreckliche Uniform und das Haarnetz, die die Mitarbeiter der Cafeteria tragen mussten, machten sie zu einem leichten Opfer für die reicheren, privilegierten Mädchen, die von ihren Eltern alles bezahlt bekamen. Als sie anfing, mit dem bestaussehenden Jungen des ganzen Campus auszugehen, verschlimmerte das ihre Lage nur noch.
Aber die Mädchen hassten sie nicht nur wegen ihrer Armut und ihres fehlenden Stammbaums. Es war die Art, wie ihre Freunde sie ansahen, wenn Jean-Del nicht in der Nähe war.
Sie hatte es aufgegeben, auf die Gruppe einzureden, und versucht, den Kreis zu durchbrechen. Einer der Jungen hatte sie zurückgestoßen, und sie wäre um ein Haar in den Matsch gefallen, wenn sie sich nicht gerade noch gefangen hätte.
Sable rutschte auf dem Beifahrersitz hin und her und schlang sich die Arme um den Körper.
Bevor sie das Wohnheim verlassen hatte, hatte sie sich ihre neuen Handschuhe in die Handtasche gesteckt, damit sie nicht schmutzig wurden. Sie hatte ihr Trinkgeld gespart, die lange Fahrt mit dem Bus in die Stadt zurückgelegt und sie gekauft. Alle anderen Mädchen trugen zu den Abschlussbällen weiße Handschuhe, und sie hatte Jean-Del nicht in Verlegenheit bringen wollen, indem sie mit nackten Händen auftauchte. Schlimm genug, dass sie ein Kleid ihrer Mutter hatte ändern müssen, um etwas Vernünftiges zum Anziehen zu haben.
Sie dankte dem Himmel, dass sie sie nicht angezogen hatte. Der Schlamm hätte sie ruiniert.
»Iiiiih!« Eins der Mädchen zeigte auf Sables matschverschmierte Hände. »Wenn die die Bowle serviert, rühr ich sie nicht an !«
»Ich will nicht mehr « , sagte ein anderes Mädchen und klang etwas ängstlich. Es war eine zierliche Blondine, die Ruhigste von allen. »Kommt, wir gehen .«
Der Junge, zu dem sie gehörte, spottete: »Was ist los? Hast du Angst vor einer Cajun-Schlampe ?«
Sable war nicht so dumm, sie anzuschreien. Das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Außerdem konnte sie sich immer noch die Hände waschen. Sie sah das Mädchen an, das versucht hatte, dem Ganzen ein Ende zu bereiten, sah das Mitleid in ihren Augen. Sie versuchte, daran zu appellieren. »Bitte, ich muss gehen. Ich will nicht zu spät kommen .«
Das Mädchen wirkte so ängstlich, wie sie sich fühlte, aber Sables Flehen machte auf die anderen keinen Eindruck. »Was ist dein Problem ?« , hatte ein anderes Mädchen gegackert. »Schiss, dass er dich für eine mit Schuhen abserviert ?«
Sie versuchte wegzurennen, mit dem einzigen Ergebnis, dass sie wieder zurückgestoßen wurde und dieses Mal mit dem Gesicht voran hinfiel. Der Matsch spritzte ihr ins Gesicht, in die
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