In der Hitze der Nacht
einen Löffel Zucker hinzu und nahm ihn mit in den Befragungsraum. Sable blickte auf, als er hereinkam, und dann wieder auf das Telefon hinab.
»Hast du deine Familie erreicht ?« , fragte er, während er den Becher vor sie hinstellte. Sie rührte ihn nicht an und antwortete auch nicht. »Schwarz, einen Löffel Zucker, genau wie du ihn magst .«
Sie schüttelte leicht den Kopf und blickte zum Fenster.
Finstere Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, seit er sie im Rettungswagen erkannt hatte, aber jetzt wuchsen sie sich zu etwas Primitivem und Gewalttätigem aus. Sie redete nicht mit ihm. Sie rührte seinen Kaffee nicht an. Sie lehnte ihn heute genauso strikt ab wie vor zehn Jahren.
J.D. gefiel das ebenso wenig wie damals, aber diesmal ging es nicht um einen blöden Ball oder darum, dass sie seine Freunde mit Matsch beworfen hatte. Diesmal stand ihr Leben auf dem Spiel.
»Hör zu« , sagte er und bemühte sich um eine ruhige und gleichmäßige Stimme. »Du hasst mich – das ist in Ordnung. Ich bin auch nicht besonders wild auf dich. Aber ich bin der einzige Freund, den du hier hast. Sprich mit mir .«
Sie begegnete seinem Blick. Etwas hatte sich verändert – die Angst in ihren Augen war gewichen. Und an ihre Stelle etwas Düsteres, noch Wütenderes getreten. »Ich brauche deine Hilfe nicht .« Jedes einzelne Wort troff geradezu vor Verachtung.
So würde sie nicht mit ihm umspringen. Nicht noch einmal.
»Falsch. Diesmal kannst du nicht weglaufen. Dich nicht verstecken .« Sein Blick wurde scharf, als er ihr ins Gesicht sah und lächelte. »Ich habe dich, Baby, und du wirst nirgendwo hingehen .«
Sie wich vom Tisch zurück, aus seiner Reichweite. »Rühr mich nicht an. Ich schwöre bei Gott, ich werde mir die Seele aus dem Leib schreien .«
Sein Mund wurde schmal. »Dann würde ich mich wohl gezwungen sehen, dich zum Schweigen bringen .« Er kam um den Tisch herum und blieb nur kurz stehen, um die Tür mit einem Stuhl zu blockieren. »Was mir ein Vergnügen wäre. Bitte, tu dir keinen Zwang an .«
Sable stand stolpernd vom Stuhl auf und warf ihn um, als sie sich hektisch nach einem Fluchtweg umsah. »Meinetwegen spreche ich mit dieser Polizistin, deiner Partnerin .« Sie war nah dran, mit den Zähnen zu klappern. »Aber nicht mit dir .«
Er zögerte, neigte den Kopf zur Seite, während er sie betrachtete. Ja, sie war sauer. Und hatte Angst vor ihm, was klug war. Er war seit Jahren nicht so wütend gewesen. Aber warum sollte sie Terri ihm vorziehen? Terri kannte sie nicht. Er wollte sie schütteln, er wollte sie in seinen Armen halten und trösten. »Warum denn nicht ?« Er ließ seine Stimme sanft und beschwichtigend klingen. »Lass dir doch von mir helfen .«
»Ich brauche deine Hilfe nicht .« Sie klemmte sich zwischen den Wasserkühler und die Wand. »Ich brauche überhaupt nichts von dir .«
»Vielleichthastdurecht .« ErnähertesichihrvonNeuem.»MarcLeClareundmeineFamiliesindseitJahrenbefreundet.Erwareinguter,anständigerMann,derdieDingefüralleverbessernwollte.DubistbloßirgendeinMädchen,mitdemichaufdemCollegezusammenwar .« Wasgelogenwar.SiewardasMädchen,dasergeliebthatte,daseinzigeMädchen,daserjeliebenwürde.Erhattevorgehabt,aufdemBallumihreHandanzuhalten,anjenemAbend,andemsieihmdavongelaufenwar.»EtwasistindiesemLagerhauspassiert,undduwirstmirerzählen,was – undwennichesausdirherausprügelnmüsste .«
Irgendwie schien das zu ihr durchzudringen, denn die Farbe kehrte langsam wieder in ihr Gesicht zurück. Sie begann, ihren Kopf von links nach rechts zu bewegen, langsam, wie eine Träumende, die sich weigerte, aufzuwachen.
»Ja « , sagte er sanft. »Das wirst du .« Es verschaffte ihm eine tiefe, bösartige Befriedigung, sie völlig unter Kontrolle zu haben. Diesmal konnte sie ihm nicht entkommen, und sobald er dieses Chaos beseitigt hatte, würde er dafür sorgen, dass sie ihm nie wieder weglaufen konnte.
Doch noch bevor er sie berühren konnte, hatte sie dem massigen Wasserkühler einen Stoß versetzt und ihn umgeworfen.
3
Terri hätte die aus dem Boden gestampfte Pressekonferenz am liebsten sausen lassen, um wieder nach oben zu gehen, bevor J.D. etwas Unverzeihliches tat – oder, noch schlimmer, etwas Strafbares. Aber Captain Pellerin hatte miserable Laune, und die Reporter witterten Blut. Irgendjemand hatte die Neuigkeit durchsickern lassen, dass der Gouverneurskandidat Marc LeClare bei einem Brand in einem seiner eigenen Lagerhäuser ums Leben gekommen war, und abgesehen vom
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