In der Hitze der Nacht
Zunge einen wilden Tanz in Mars Mund aufführte. Mar stöhnte und kam, ohne daß sie auch nur einen einzigen Knopf an ihrer Bluse geöffnet hatte.
»Jetzt müssen wir beide duschen«, schmunzelte Kathrin. »Ich bin immer für ausgeglichene Verhältnisse.«
19
» W ir könnten die Zeit bis zur Güteverhandlung nutzen und uns um dein Erbe kümmern«, schlug Mar vor. »Wenn du möchtest.«
»Wenn ich das nur wüßte.« Tina seufzte.
Sie schlenderten am Rhein entlang, nicht in den Auen, nur auf der Promenade unterhalb der Bonner Altstadt.
»Niemand sollte auf Geld verzichten, das ihm – oder ihr – rechtmäßig zusteht«, sagte Mar.
Tina lachte leicht. »Da spricht die Anwältin.«
»In der Tat.« Mar lächelte. »Das bin ich nun mal.«
»Dir erscheint die Geschichte äußerst einfach, nicht wahr?« Tina blickte kurz zu ihr auf. »Entschuldige, daß ich sie so kompliziert mache.«
»Machst du nicht.« Mar wollte die Hand heben und Tina berühren, aber sie unterließ es. »Du hast nur Angst. Was ich absolut verstehe. Deshalb habe ich dir ja auch angeboten, die Sache für dich zu übernehmen.«
»Das könntest du natürlich. Zweifellos schnell und effizient.« Tina blieb stehen und lächelte Mar unsicher an. »Aber ich weiß nicht, ob es darauf ankommt.«
Mar lachte. »Ich könnte es auch langsam machen. Mit ineffizient habe ich allerdings so meine Schwierigkeiten. Das liegt mir nicht.«
»Ich denke«, Tina ging langsam weiter, »ich sollte das persönlich mit meiner . . .«, sie zögerte, so fremd war ihr das Wort, »Familie regeln. Auch wenn das Kennenlernen eine Enttäuschung sein sollte. Dann weiß man doch wenigstens, woran man ist.«
»Das ist sicherlich richtig.« Mar nickte. »Ich . . . hm . . .«, sie räusperte sich, »könnte dich begleiten, wenn du . . . wenn du Wert darauf legst. Immerhin geht es um eine juristische Angelegenheit.«
Tina antwortete nicht sofort. Dann blieb sie erneut stehen. »Solange es nur um juristische Beratung geht«, erwiderte sie vorsichtig, »hätte ich nichts dagegen.«
»Worum sollte es sonst gehen?« Mar schaute sie an.
»Das weißt du genau. Wir haben uns auf etwas . . . ungewöhnliche Art kennengelernt, und das kann man leider nicht mehr rückgängig machen.« Tina runzelte die Stirn.
»Wieso leider?« Mar lächelte. »Es war doch schön.«
Tina holte tief Luft. »Ich liebe dich nicht, Mar«, bemerkte sie kühl und nüchtern. »Und ich möchte keine Beziehung mehr haben, in der Liebe keine Rolle spielt.« Sie musterte Mars Gesicht. »Es tut mir leid, wenn ich jetzt meine Anwältin verliere, aber ich mußte das einfach klarstellen. Es hat keinen Sinn, in dieser Hinsicht unehrlich zu sein.«
Mar war für einen Moment sprachlos. So klar und eindeutig hatte Tina sich selten ausgedrückt. Sie räusperte sich. »Ich danke dir für deine Ehrlichkeit«, erwiderte sie genauso sachlich wie Tina. »Und ich möchte dir versichern, daß du nichts von mir zu befürchten hast, was über meine Beauftragung als dein Rechtsbeistand hinausgeht. Das verbietet schon die Berufsehre.«
Tinas Mundwinkel zuckten etwas. »Es gibt Formulierungen, die wirklich nur Juristen zustandebringen«, stellte sie leicht belustigt fest. »Du siehst also kein Problem darin, mich weiter zu vertreten?«
»Nein, absolut nicht.« Mar schüttelte den Kopf. »Daß wir einmal – also daß wir uns auf diese Art kennengelernt haben, hat doch nichts mit der jetzigen Geschichte zu tun. Ich würde dich wirklich gern dabei unterstützen, das zu bekommen, was dir zusteht.«
»Was auch immer das ist . . .« Tina seufzte. »Aber danke.« Sie schaute Mar an. »Das erleichtert mich sehr. Ich wüßte nicht, wen ich sonst hätte fragen sollen.«
Mar lächelte wieder. »Es gibt eine Menge Anwältinnen und Anwälte, da hättest du kein Problem gehabt.«
»Du hast einmal gesagt, du wärst eine gute Anwältin«, entgegnete Tina, »und ich glaube dir. Mein Eindruck ist, daß du wirklich Ahnung von dem hast, was du tust. Wer weiß, ob das bei deinen Berufskollegen auch so ist?«
Mar lachte leicht. »Ich will ja nicht eingebildet klingen, aber da könntest du recht haben. Es gibt eine Menge Anwälte, die nur deshalb Anwalt geworden sind, weil sie ein Examen gemacht haben, das nicht gut genug war, um Richter oder Staatsanwalt zu werden.«
Tina antwortete nicht, sondern ging stumm weiter.
»Und bevor du fragst«, fuhr Mar fort, »ich gehöre nicht dazu. Ich hätte mit meinem Prädikatsexamen
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