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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Gogoll
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einen Chefsessel und ein Chefbüro zulegen.«
    Tina schwankte leicht, und Mar konnte nicht anders als sie aufzufangen. Tinas Körper an ihrem erinnerte sie an süß miteinander verbrachte Stunden, und am liebsten hätte sie Tina geküßt, im Arm gehalten, ihren Duft in sich aufgenommen wie ein berauschendes Elixier.
    »Tut mir leid.« Tina machte sich von ihr los. »Das hört wohl nie mehr auf, daß ich in deiner Gegenwart in Ohnmacht falle.«
    »Du bist nicht in Ohnmacht gefallen«, sagte Mar. »Bei den Summen, um die es hier geht, kann einem schon mal schwindelig werden, das kann dir niemand verdenken.«
    Langsam schlich sich ein Lächeln in Tinas Mundwinkel. »Dann kannst du dir vielleicht doch noch den Porsche kaufen, nachdem ich meine Rechnung bezahlt habe.«
    Mar lächelte auch. »Das ist in der Gebührenordnung nicht vorgesehen. Zumal ich ja gar nicht offiziell mit dieser Angelegenheit betraut war. Das war pure Eigenmächtigkeit von mir. Die einzige Rechnung, die ich dir stellen kann, ist die für deine Kündigungsschutzklage und alles, was damit zusammenhängt.« Mar entschied in diesem Moment, Tina nichts von Heidi zu erzählen. Das mußte sie nicht auch noch zusätzlich belasten. »Und da kommt nicht allzuviel zusammen. Das waren ja nur ein paar Briefe.«
    »Ich könnte dir den Porsche schenken«, sagte Tina.
    »Hör auf, Tina.« Mar zog die Augenbrauen zusammen. »Ich habe das Gefühl, du nimmst mich nicht ernst. Du denkst immer noch, ich erzähle dir Märchen.«
    Tina ließ sich langsam auf die Wiese sinken und saß da, als ob sie Mar nicht gehört hätte. »Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte sie dann leise. »Ich meine . . . ich hatte nie etwas. In meinem ganzen Leben nicht.«
    »Dann ist es doch schön, daß so ein Erbe mal die Richtige trifft«, sagte Mar und schaute auf sie hinunter. Sie war sich nicht sicher, ob Tina wollte, daß sie sich neben sie setzte. »Nicht immer irgendwelche verwöhnten Kinder, die sowieso nichts Besseres zu tun haben als das Geld zum Fenster hinauszuwerfen.« Sie schmunzelte. »Für teure Autos zum Beispiel.«
    »Was kostet so ein Porsche?« fragte Tina.
    Mar rollte die Augen. »Hörst du jetzt damit auf?«
    »Du verstehst mich falsch.« Tina blickte zu ihr auf. »Ich will nur wissen . . . im Vergleich . . . wieviel das wert ist, was ich geerbt habe.«
    »Ich glaube, dafür mußt du keinen Porsche als Vergleich heranziehen«, sagte Mar. »Der ist zu billig.«
    Tina ließ sich rückwärts ins Gras sinken. »Zu billig?« Diese Aussage erschien ihr offensichtlich unbegreiflich.
    Mar ließ sich nun doch neben ihr nieder. »Du könntest dir eine ganze Porscheflotte kaufen, wenn du wolltest«, sagte sie. »Und dann hättest du immer noch eine Menge übrig. Wenn es das ist, was du wissen wolltest.«
    »Hm.« Tina nickte leicht. »Ja. Das ungefähr wollte ich wissen.«
    »Du mußt nie mehr in deinem Leben arbeiten, mußt nicht in deine alte Firma zurück, dich nicht um einen neuen Job kümmern . . .« Mar lachte leicht. »Dich nie mehr arbeitslos melden.«
    »Verlockend«, sagte Tina. »Besonders letzteres. Das war sehr unangenehm.«
    »Ja.« Mar räusperte sich. »Ist es nicht schön, wenn sich alle Schwierigkeiten plötzlich in Luft auflösen?«
    Tina schwieg eine Weile. » Muß ich das Erbe annehmen?« fragte sie dann.
    »Mach mich nicht schwach, Tina.« Mar starrte sie entgeistert an. »Du denkst doch nicht etwa darüber nach, das Erbe abzulehnen?«
    »Es . . . es . . . steht mir nicht zu.« Tina zögerte. »Sie haben ihr Leben lang damit gerechnet, es zu bekommen. Ich wußte gar nichts davon. Das ist doch nicht fair.«
    Mar versuchte ruhig zu bleiben. »Was ist schon fair im Leben?« fragte sie. »Dein Großvater hat es so gewollt. Er hat gewollt, daß du das alles bekommst. Er hatte seine Gründe dafür.«
    »Diese Gründe haben aber nichts mit mir zu tun«, sagte Tina, »sondern nur mit seiner Bösartigkeit. Ich verstehe wirklich immer besser, warum meine Mutter weggegangen ist.«
    »Ja, ich hätte hier auch nicht aufwachsen wollen«, bestätigte Mar. Ihr Blick schweifte zum Haus hinüber. »Oder leben. Jedenfalls nicht unter den gegebenen Umständen. Aber das heißt noch lange nicht, daß du es nicht darfst. Wärst du hier geboren, würde es dir ganz selbstverständlich erscheinen.«
    »Ich bin aber nicht hier geboren«, sagte Tina.
    Mar legte sich auf den Rücken und starrte in den Himmel. »Du kannst mit dem Geld machen, was du willst. Du kannst

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