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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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aufgedreht, muss mich eher beruhigen.«
    »Ich habe gehört, dass Sie im Notfall gehörig aufgeräumt haben«, sagte Heinzmann rasch, auch um seine vorübergehende Schwäche zu kaschieren.
    »Oh«, erschrak der Mediziner. »Wissen Sie auch schon davon?«
    Der Wachtmeister versuchte, verschmitzt zu lächeln. Es gelang nicht. Der Schwindel war doch immer noch irgendwo im Kopf.
    »Ah. Hm, ja«, meinte der Mann im Businessanzug, und es war ihm sichtlich unwohl in seiner Haut. »Ich bin wohl ein bisschen laut geworden«, gab er zu. Rasch lenkte er ab. »Also, die Arbeit wartet nicht, auf Wiedersehen, auf Wiedersehen.« Er ging mit eiligem Schritt zum nahen Eingang der Tiefgarage. Die Arme pendelten weit vom Körper weg.
    Heinzmann blickte dem normalerweise sehr auf die Form bedachten Gerichtsmediziner nach. Schwankte der »Professor«, oder war ihm selbst einfach wieder ein wenig schwindlig? Funktionierte irgendjemand von der Truppe normal an diesem brütendheißen Tag? Sein Freund Baumer war ja schon von Anfang an ein Häufchen Elend gewesen. Und Regazzoni schien auch nicht mehr ohne Mühe eine gerade Linie entlanggehen zu können, vielleicht konnte er auch nicht mehr ganz linear denken. Was war mit Danner? Der war noch einigermaßen normal gewesen, zumindest hatte er diesen Eindruck gemacht.
    Heinzmann fragte sich, ob der Journalist in der Umgebung des Vaters schon irgendetwas entdeckt haben konnte. Hatte er vielleicht schon ein wichtiges Puzzleteil gefunden, von dem aus man das ganze Bild dessen, was heute so unerbittlich und unerträglich passiert war, rekonstruieren könnte?
    Ein Puzzleteil nur? Oder eine richtig heiße Spur?

8
    Rolf Danner hatte, nachdem ihn Heinzmann in der Gartenstraße, dem Wohnort von Azoglu abgesetzt hatte, noch einmal kurz mit den beiden Fotografen telefoniert. Es waren bereits genug Bilder zum Mord am Mädchen im Kasten. Leider wenig Bombiges. Die besten Shots hatte ein Passant am Tatort gemacht und bereits per Email an die Redaktion in Zürich geschickt. Also hatte Danner die Fotografen vorerst entlassen, behielt sie aber auf Abruf. Sodann war er zu Azoglus Wohnung gegangen.
    Der war nicht da.
    Also begann er, nach Leuten in der Umgebung zu suchen, die zu Azoglu etwas aussagen konnten. Er trat wieder auf die Gartenstraße, inspizierte den Häuserblock.
    Die Straße, in der der Vater von Mina zu Hause war, liegt auf der östlichen Seite des Bahnhofs SBB, nur etwa siebenhundert Meter entfernt von der Stelle, wo das Mädchen ermordet worden war. Dort gab es einzig Geschäftshäuser. Azoglu wohnte in der Hausmeisterwohnung eines dieser Häuser. Die Firma, die in diesem Bürohaus untergebracht war, hatte Betriebsferien, und die Büros waren geschlossen. In einem Nachbarhaus fand Danner hingegen ein paar supergestresste Leute, aber die waren erst nach acht Uhr eingetroffen, hatten überhaupt nichts mitbekommen. Sowieso, einen Türken mit Namen Azoglu, nein, den kannten sie nicht. Sie schmissen dem Reporter die Tür wieder zu.
    Rasch hatte Danner die Sinnlosigkeit erkannt, an diesem Ort etwas Bedeutendes in Erfahrung bringen zu können. Also entschied er sich, zur Wohnung von Clara Werthmüller zu gehen. Im selben Moment, als er abziehen wollte, fuhr ein schwarzer Mercedes auf den Gehsteig, hielt zackig an. Es war ein getunter Wagen der C-Klasse. Die Tür flog auf und ein Türke in noblem Businessanzug stieg aus. Eiligen Schrittes ging er zum Eingang von Azoglus Wohnung.
    Der Mann läutete rabiat, aber niemand öffnete ihm. Also trat er ein paar Schritte zurück, rief »Erin, Erin!«
    Keine Antwort.
    Danner trat zum Türken.
    »Suchen Sie Herrn Azoglu?«
    Der Geschäftsmann drehte sich um. »Ja, wo ist er?«
    »Sind Sie ein Verwandter?«
    »Ich bin sein Bruder.«
    »Der Bruder, aha«, sagte Danner.
    Der Türke versuchte hinter den dunklen Scheiben von Danners Fliegenaugensonnenbrille dessen Augen zu erkennen. »Wer sind Sie?«
    Rolf Danner stellte sich vor und gab sich als Reporter vom Blick zu erkennen.
    Der Türke blieb ruhig. »Ich muss meinen Bruder sehen. Ich habe mit ihm telefoniert. Er sagte, er sei im Spital, komme aber bald zurück. Ich solle ihn hier treffen. Ist etwas passiert?«
    »Wissen Sie es denn noch nicht?«, fragte der Zürcher Journalist, der vom fast akzentfreien Deutsch des Türken beeindruckt war. Einer, der die deutsche Sprache so gut spricht, ist wohl gut integriert. Sein ganzes Auftreten, seine edle Kleidung und der teure Schlitten zeugten von wirtschaftlichem

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