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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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Lecker!
    »Meier, noch was.«
    »Ja?«
    »Wir wissen, wer der Mörder von Emine ist.«
    »Was?«, schnellte der Uniformierte hoch und hatte sofort jegliches Hungergefühl vergessen.
    Der Kommissar senkte seine Stimme, beugte sich zu Meier, der ihm instinktiv ebenfalls näherkam.
    »Der Vater war’s.«
    »Oh«, entfuhr es Meier. »Das ist aber nur eure Vermutung, oder?«
    Baumer blickte links und rechts, schaute nochmals, ob auch wirklich niemand zuhörte. Dann wiederholte er: »Vermutung hin oder her. Der Vater war’s. Da sind wir ganz sicher. Bauchgefühl eben.« Er nahm einen Schluck Cappuccino.
    »Wenn ihr euch da nur nicht verrennt«, warnte der Gefreite.
    Baumer hörte die Zweifel seines jungen Kollegen nicht. »Wir müssen ihn nur noch überführen. Dabei kannst du uns helfen.«
    »Was soll ich machen?«
    »Du hast eine wichtige Rolle in der Aktion, die wir jetzt starten.«
    »Ich?«
    »Wir brauchen dich. Heinzmann braucht dich und ich auch.«
    »Ich verstehe.«
    Andi Baumer lehnte sich wieder zurück, sprach in normalem Ton. »Du bist ein netter Kerl.«
    »Schon recht, Baumi.«
    »Nein, ich meine es ernst. Du bist jung und bist auf dem richtigen Weg. Heinzmann erzählte mir, dass du …«
    »Hör auf.«
    Der Kommissar sagte nichts mehr.
    Der mondgesichtige Meier fuhr mit den Fingerspitzen einer Hand an dem kühlen, halbvollen Glas vor sich hinauf und herunter und wischte das Kondenswasser ab. Schließlich fragte er: »Was soll ich tun?«
    Der Kommissar antwortete nicht gleich. Er blickte sein Gegenüber durchdringend an. »Du musst dir bewusst sein, es könnte heiß für dich werden. Du musst dich entscheiden. Entweder spielst du im Team von Schneider oder du hilfst mir und Heinzmann.«
    »Ich helfe dir und Heinzmann.«
    »Niemand zwingt dich. Bist du sicher, dass du bei unserer Aktion dabei sein willst?«
    »Ich weiß schon, was du mir sagen willst, Baumer. Deine Aktion ist mal wieder illegal.«
    »So in etwa«, machte der Kommissar.
    Was sollte er hier noch sagen?
    Er sagte: »Unsere Aktion ist illegal, tatsächlich. Vielleicht ist sie auch amoralisch. Aber Moral ist eben so ein Ding. So viele Politiker reden dauernd davon und sind selbst ganz üble Intriganten. Und die, die am lautesten darüber schwafeln, haben oft den größten Dreck am Stecken. Und wenn sie dann bei ihren krummen Geschäften auffliegen, übernehmen sie sofort großkotzig Verantwortung, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen hätte. Sie bleiben an ihren Stühlen kleben, sahnen weiter ab und lachen dich und mich nur aus.«
    Meier wusste, wie der Sermon weitergehen würde. Im Gegensatz zu diesen öligen Politikern, ging es bei ihnen nicht um persönliche Bereicherung oder Vorteilsnahme. Im Gegenteil, sie würden ihr letztes Hemd dabei riskieren. Denn sie mussten einen Mörder fangen. Die schreckliche Mordtat an Mina aufklären, das war absolut notwendig. Wenn sie dabei kurzzeitig jenseits der Legalität operierten, so war das nicht in Ordnung, aber musste doch in Kauf genommen werden. Wenn das als amoralisch galt, dann war das eben so. Und es war eben so, weil es gar nicht anders ginge. Meier unterbrach Baumer daher: »Du bist also überzeugt, dass deine Aktion absolut notwendig ist.«
    »Es geht nicht anders.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.« Er kratzte sich am Hals.
    Baumer schaute zur Seite. »Bist du dabei?«
    »Ja. Ich bin dabei«, antwortete Meier.
    Baumer nickte.
    Somit war also auch der junge Gefreite mit von der Partie. Der Kommissar hatte sich in Meier also nicht getäuscht. Nun gut, absolut sicher konnte er sich nicht sein, ob er dem mondgesichtigen Jüngling mit seinen roten Bäckchen trauen durfte. Es war ein gewisses Risiko dabei, ihn an Bord zu holen. Wenn Meier schnurstracks in Schneiders Büro marschieren würde und den Plan ausplauderte, wären er und Heinzmann am Arsch, nur Meier käme mit einem Winkel mehr auf den Schultern wieder heraus.
    Aber es musste sein. Baumer brauchte den jungen Kollegen für seinen unkonventionellen Plan. Er musste ihm einfach vertrauen. Also vertraute er ihm.
    Der Kommissar schaute auf seine Uhr. Es war Zeit.
    Phase eins des Plans lief an, und die hatte es in sich.

12
    Das Gerichtsmedizinische Institut lag im St.-Johanns-Quartier, das direkt an die Innenstadt anschließt. Diese Gegend bildete quasi die Verlängerung des Kantonsspitals. Zwischen Institut und Krankenhaus ragte das Bio- und Pharmazentrum mit seinen sieben Stockwerken hoch. Dahinter wurde gebaggert und gebaut für den neuen

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