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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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Freundschaft wäre, würde er einstellen.

    Abwickeln.

    Und wenn Rötheli seinen Fang, diesen Kleinkriminellen, zur Schnecke machen musste, um wenigstens für ein paar Momente einen Mörder präsentieren zu können, würde er es ohne Zögern tun. Ihm war es egal, ob dieser arme Hund in den Maschen des Gesetzes komplett hängen blieb, der war ja nur ein Drögeler. Er selbst aber wäre bereits aufgestiegen, vielleicht schon Hauptmann oder so. Und einen Hauptmann sägt keiner mehr ab. In Zürich vielleicht noch, ja. In Basel sicher nicht!
    Baumer musste würgen. Dennoch, das wusste auch er, es wäre besser mit dem Chef der Zivilpolizisten zu kutschieren. Solche Wichte wie dieser Rötheli einer war, steigen in unserer Gesellschaft fast zwangsläufig nach oben. An die müsste man sich anhängen, dann würde man gemeinsam mit ihnen hochkommen. »Fett wird immer oben schwimmen«, erinnerte sich Baumer daran, wie seine Lieblingsgroßmutter aus Zeglingen zu sagen pflegte. Er müsste sich einzig mit Rötheli arrangieren können. Würde er das für einmal schaffen?
    »Rötheli?«, sagte Baumer, der immer nur so viele Worte machte wie nötig. Er sagte es freundlich, ja beinahe charmant zu seinem Kollegen.
    »Ja?«, hellte Rötheli auf.
    »Fick dich ins Knie!«
    Das Gesicht des Zivilen verzerrte sich zu einer Fratze. Er trat nah an den Kommissar, bleckte ihn an. »Du kommst auch noch dran. Dich mach ich fertig.« Mit puterroter Fratze rauschte er ab, riss den schmächtigen Rocker an seinen Handschellen brutal mit sich.
    Jaulend schrie Röthelis Gefangener auf und stolperte dem Zivilbullen hinterher.
    Baumer stand unbeweglich da.
    Dann wischte er sich Röthelis Speicheltröpfchen aus dem Gesicht. Nicht unbedingt die Dusche, die er sich gewünscht hatte.
    Konnte es heute überhaupt noch schlimmer kommen?
    Mechanisch, Schritt für Schritt bewegte er sich vorwärts, hin zum Büro von Daniel Schneider.

    *
    Die SMS, die Baumer zu seinem Chef gerufen hatte, lautete: »Sofort zu mir ins Präsidium!« Kein Bitte, keine Erklärung. Trotzdem machte er sich keine echten Sorgen. Die Unterredung mit Schneider würde schnell erledigt sein. Er wusste, dass der fesche Schneider mit Untergebenen keine langen Gespräche führte. Das war ihm recht.
    Er nutzte die Gelegenheit, um sich ein wenig zu erfrischen. Das hieß für ihn, einen Kaffee zu trinken. Plastikkaffee nur, aber immerhin. Er brauchte eine weitere Dosis Koffein, um wach zu bleiben. Also holte er sich einen sogenannten Espresso aus dem Automaten, der am Ende des Korridors aufgestellt war.
    Baumer drückte auf den Klingelknopf an der Tür von Schneiders Büro. Es dauerte einen Moment, dann ertönte ein Summer, und das Schildchen mit der Aufschrift »Bitte eintreten« leuchtete neben der Klingel auf.
    Baumer trat ein. Er hörte, wie ihn jemand begrüßte. Er erwiderte die Begrüßung, wie man das eben so tut. Als er auf dem Stuhl vor dem Bürotisch Platz nahm, hielt er den Becher mit pechschwarzem Kaffee immer noch in der Hand. So ließ es sich leben. Kaffee trinken, und der Chef quatscht und quatscht.
    Mina meinte: »Ein ruhiges Leben hast du.«
    »Ja, das ist Ordnung, jetzt grad«, freute sich Baumer.
    Schneider fragte: »Hören Sie mir überhaupt zu?«
    »Ja«, antwortete der Kommissar, blieb aber in seiner entspannten Haltung sitzen.
    »Interessiert es dich nicht, was dein Chef zu sagen hat?«, fragte Mina.
    »Ach, Mina, weißt du. Die Chefs kommen und gehen. Und alle reden immer so viel. Aber selten haben sie etwas Wichtiges zu sagen.«
    »Schneider scheint doch ganz in Ordnung zu sein«, glaubte Mina.
    Baumer pflichtete dem Mädchen im Grunde bei. »Durchaus, ein paar sind okay, und Schneider ist nicht der Schlechteste. Aber sobald es um Macht geht, sind alle gleich. Wölfe, die seit Wochen nichts gefressen haben.«
    Schneider sagte: »Das verstehen Sie doch, Herr Baumer, oder?«
    »Ja«, antwortete der Kommissar und nickte.
    »Hast du überhaupt zugehört, Andi?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Interessiert es dich nicht, was Schneider eben gesagt hat.«
    »Nein.«
    »Vielleicht ist es wichtig«, insistierte die schweizerisch-türkische Doppelbürgerin.
    »Hm«, meinte Baumer.
    »Wirklich, Andi. Vielleicht kann dir Schneider helfen aufzuklären, was mir passiert ist.«
    »Schneider? Nein. Der ist nur Chef. Der hat keine Ahnung.«
    »Vielleicht mehr als du.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du glaubst, meinen Mörder zu kennen.«
    »Ja, Mina, dein Vater war’s. Das müsstest du doch am

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