Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight

In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight

Titel: In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
Vom Netzwerk:
und verschwanden wieder, wenn sie hinter Dünen oder Kurven oder in eine Sandwolke gerieten. In einem der Fahrzeuge saßen Christof und Wondwesen; im anderen Hawk und Tariq. Die anderen beiden waren im Hotel geblieben, um auf die Ankunft der Spezialeinheit aus Europa zu warten, deren Flug sich verzögert hatte, weil NOAA eine Khamsin-Warnung abgesetzt hatte. Sandsturm-Saison.
    »Khamsin« war arabisch und bedeutete fünfzig, die Anzahl der Tage, die diese Wetterperiode normalerweise andauerte. So gesehen hatten sie genau Saisonmitte. Und Raazaq fuhr direkt ins Zentrum des Sturms. AJ war sicher, dass es sich um einen bewussten Schachzug handelte. Wo, zur Hölle, wollte der Mann hin? Und warum?
    Je weiter südlich, umso spärlicher war die Gegend besiedelt. Es ergab keinen Sinn. Raazaq war immer auf den gro ßen Knall aus. Die größtmögliche Opferzahl. Falls es sich um eine Bombe handelte, dann fuhr er in die falsche Richtung. Falls es irgendwelche Viren waren, auch.
    »Vielleicht will er einen Staudamm sprengen? Die Trinkwasserversorgung vergiften?« Sie klammerte die Finger um das Lenkrad. Das Fahrzeug holperte und schüttelte sie durch, und AJs Muskeln schmerzten schon von der Kraftanstrengung, während der Humvee im stürmischen Wind wankte und ausbrach.

    »Wir kriegen ihn, bevor er tut, was immer er tun will.«
    »Wenn du das sagst …« Ihre Augen waren von der Anstrengung, den wirbelnden Sand zu durchdringen, schon ganz trocken. AJ hielt sich in der Mitte der Pflasterstraße, umklammerte das Lenkrad mit weißen Fingerknöcheln und spürte es bis in die Schultern zerren und ziehen. »Es wird immer schlimmer. Ich …«
    »Zieh runter und bleib stehen«, sagte Kane im selben Moment.
    »Verdammt. Ich wollte eigentlich bis zur nächsten Oase, bevor wir anhalten, hundert Meilen von hier. Aber du hast Recht. Das wäre Selbstmord. Gib den anderen Bescheid.« Sie fuhr von der Straße und kämpfte mit all ihrer Kraft gegen die Windgeschwindigkeit von einhundertzehn Stundenkilometern, um den Wagen auf höher gelegenes Gelände zu steuern. In Bodennähe war der Wind meistens am heftigsten. Die Reifen rutschten über den weichen Sand, bevor sie endlich griffen und es aufwärts ging.
    »Gut zu wissen, dass Raazaq jetzt vermutlich dasselbe tut. Bei diesem Wetter fährt fürs Erste keiner mehr.« Kanes gelassene Art verärgerte sie zunehmend. Diesen Mann schien nichts aus der Fassung bringen zu können.
    Spektakulärer Sex nicht. Dass Raazaq unbekannte Chemikalien transportierte nicht. Und ein Sandsturm auch nicht.
    Was, zur Hölle, konnte diesen Mann erschüttern?
    Kanes Hand schoss vor und packte das Lenkrad, das sich ihr aus den Händen drehte. »Gib etwas mehr Gas. Das ist alles.« Seine Hand lag zwischen ihren Händen und hielt das Lenkrad relativ ruhig, während der Humvee hüpfte und wankte. Gott sei Dank war der Wagen breit und tief gelagert. Gebaut für genau diese Art von Terrain.
    Sie hatten eine kleine Düne erklommen. AJ drehte die Scheinwerfer ab und schaltete die Zündung aus. Kanes Arm
streifte den ihren, als er die kräftige Hand vom Lenkrad nahm.
    Die Dunkelheit war laut, fast lebendig. Sand und Wind brandeten in immer stärker werdenden Wellen an das Vehikel. Der Sand prasselte gegen die Windschutzscheibe, und AJ wusste, dass sie von Glück sagen konnten, wenn sie bei Morgendämmerung noch durch das verdammte Ding sehen konnten. Der Humvee erbebte, während die grollende Bestie des Sturms auf ihn einschlug. Sand drang durch die Belüftungsschlitze und fiel zu Boden. Ein paar Stunden wie diese, und sie waren unter ihrer eigenen Düne begraben. Aber es gab nichts, was sie dagegen hätten tun können.
    »Jetzt warten wir also«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Kane. Der Mann hatte ein erstaunliches Talent zur Tatenlosigkeit. Inaktivität machte sie wahnsinnig. Sie richtete ihren Sitz ein, um im Cockpit mehr Platz zu haben, und lehnte den Kopf an die Nackenstütze.
    Sie konnte ihn nicht sehen - sie konnte ihn nicht einmal atmen hören. Aber, verdammt, sie fühlte ihn. »Das kann jetzt bis zu acht Stunden so weitergehen, weißt du.«
    »M-hm.«
    »Hunger?«, fragte sie, die Stimme über den Wind erhebend.
    »Wir haben gerade eine Wagenladung Sandwiches gegessen, und du warst vorher bei einem Dinner.« Die leise tiefe Stimme, die aus tiefster Dunkelheit zu ihr drang, klang sonderbar innig.
    »Das ist schon Stunden her«, sagte sie und rieb sich abwesend die schmerzenden Oberarme. »Abgesehen davon«,

Weitere Kostenlose Bücher