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In der Hitze jener Nacht

In der Hitze jener Nacht

Titel: In der Hitze jener Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAUREEN CHILD
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gerade woanders. Was gibt’s?“
    Phil unterdrückte offensichtlich ein Lächeln, als wüsste er, woran sein Chef gerade gedacht hatte. Doch er entschied sich klugerweise dazu, den Mund zu halten. „Das neue Weidegras im Osten wächst großartig. Genau, wie Sie gesagt haben. Siehst so aus, als hätten wir Grund zur Freude, wenn Sie mich fragen.“
    „Gute Nachricht“, erwiderte Justice geistesabwesend. Wenn die neue Sorte Gras wirklich gut gedieh, war das Vieh in ein paar Monaten sehr glücklich.
    Die ökologische Rinderzucht war um einiges anstrengender als normale Viehwirtschaft. Doch Justice war fest davon überzeugt, dass es die Mühe wert war. Die Cowboys, die für ihn arbeiteten, waren die meiste Zeit damit beschäftigt, das Vieh von einer Weide zur anderen zu treiben, das Gras frisch und die Tiere in Bewegung zu halten. Seine Rinder waren nicht in enge Ställe gepfercht und wurden auch nicht mit Getreide gemästet. Die King-Rinder grasten auf Weiden und bewegten sich dort, wo sie hingehörten. Justice gehörten fast sechzigtausend Hektar bestes Weideland an der Küste. Dazu kamen noch einmal die vierzigtausend, die seinem Cousin Adam gehörten.
    Vor über zehn Jahren, als er die King-Ranch übernommen hatte, hatte Justice mit der ökologischen Landwirtschaft begonnen. Sein Vater hatte daran zwar kein Interesse gehabt, aber Justice hatte sich dazu entschieden, auf seine Art weiterzumachen. Er hatte damals jede Möglichkeit zur Expansion genutzt. Zu gern hätte er seinem Vater gezeigt, was er aus der Ranch gemacht hatte. Doch seine Eltern waren damals bei demselben Unfall ums Leben gekommen, der schuld daran war, dass Justice keine Kinder zeugen konnte. Seit Jahren arbeitete er nun hart und setzte alles daran, beruflich erfolgreich zu sein, damit sein Vater stolz auf ihn gewesen wäre.
    „Oh, und wir haben noch ein zweites Angebot für Caleb“, sagte Phil.
    Justice versuchte sich zu konzentrieren. „Wie viel?“
    „Fünfunddreißigtausend.“
    „Nein“, entgegnete Justice. „Caleb ist wesentlich mehr wert. Wenn der Interessent bereit ist, uns Kälber zu geben, dann denken wir darüber nach. Aber wir werden unseren besten Zuchtbullen nicht zu einem Schnäppchenpreis verhökern.“
    Phil grinste. „Genau das habe ich ihm auch gesagt.“
    Einige von Justices Konkurrenten glaubten tatsächlich, dass das Geheimnis seines Erfolgs in seinem Zuchtbestand lag. Deshalb machten sie ihm ständig Angebote für seine Bullen. Aber entweder waren sie zu träge oder zu dumm, um zu begreifen, worauf es tatsächlich ankam. Um so gute Ergebnisse zu erzielen wie Justice, müssten sie ihre Methoden grundlegend ändern.
    Nach einem kurzen Klopfen sprang die Tür des Arbeitszimmers auf. Beide Männer drehten sich um und sahen Maggie an. Sie trug ausgewaschene Jeans und ein hellblaues T-Shirt, auf dem das Logo der King-Ranch prangte. Das Blau stand ihr ausgezeichnet, und ihre Augen schienen plötzlich wie Saphire zu schimmern, fand Justice. Sie lächelte Phil herzlich an.
    „Seid ihr beiden fertig?“
    „Ja, Ma’am“, erwiderte Phil.
    „Nein“, sagte Justice.
    Phil zuckte erschrocken zusammen, als ihm klar wurde, dass er gerade anstelle seines Bosses geantwortet hatte.
    Maggie sah ihren Mann an. „Was nun? Ja oder nein?“
    Justice warf seinem Manager einen finsteren Blick zu und beschimpfte ihn im Stillen als Verräter. Phil zuckte unsicher mit den Schultern. Jetzt war es sowieso zu spät. „So gut wie fertig“, gab Justice widerwillig zu.
    „Gut. Es ist nämlich Zeit für deine Übungen“, erklärte Maggie und kam zum Schreibtisch.
    „Dann werde ich mich mal …“ Phil deutete zur Tür. „… wieder an die Arbeit machen.“ Er nickte ihr zu. „Schön, Sie zu sehen, Maggie.“
    „Sie auch“, erwiderte sie und schenkte ihm das strahlende Lächeln, das sie Justice schon so lange verwehrte.
    „Er hat sich kein bisschen verändert“, murmelte Maggie, nachdem Phil den Raum verlassen hatte.
    „So lange warst du ja auch nicht weg.“
    „Komisch“, meinte sie. „Ich habe das Gefühl, es war eine halbe Ewigkeit.“
    „Wenn du meinst.“ Justice wollte sie jedenfalls nicht hier haben. Das war sein Büro, sein Rückzugsort. Das einzige Zimmer in diesem Haus, das noch nicht von ihrem Duft erfüllt war. Von ihrer Anwesenheit.
    Während Maggie durch das Zimmer schlenderte und über die Bücher im Regal strich, erkannte Justice, dass sie von nun an auch diesen Raum besetzt hatte. In Zukunft müsste er nur die Augen

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