In der Hitze jener Nacht
geschafft.“ Justice blickte sich um, als wollte er sich noch einmal vergewissern.
„Ja, das haben wir.“ Nachdem sie tief eingeatmet hatte, fragte sie: „Erinnerst du dich auch daran, wie wir unseren Erfolg gefeiert haben?“
Jetzt schien sein Blick sie zu durchbohren, und sie fühlte, wie die Hitze durch den Körper rauschte. „Du meinst, wie wir uns hier im Schlamm geliebt und wie die Verrückten gelacht haben?“
„Ja, das meine ich.“ Instinktiv trat sie einen Schritt auf ihn zu.
In diesem Moment war es, als verschmolzen Vergangenheit und Gegenwart, und die Erinnerung entfachte ein neues Verlangen. Maggie wurde der Mund trocken, und sie spürte, wie tief in ihr die Lust erwachte.
Sie musste daran denken, was seine Berührungen in ihr ausgelöst hatten. Und plötzlich hatte sie wieder seinen Geschmack auf den Lippen. Sie spürte das Gewicht seines Körpers fast wieder, so deutlich erinnerte sie sich daran, wie er sie damals auf den kühlen feuchten Boden gedrängt hatte. Und sie wusste noch sehr genau, dass Regen und Schlamm ihr ganz egal gewesen waren. Alles, was sie wahrgenommen hatte, war Justice.
Die Sonne schien hell am Frühlingshimmel. Bildlich gesprochen standen sie auf den Seiten eines Zauns, der sie voneinander trennte. Ihre Ehe war angeblich am Ende, und Maggie war einzig und allein gekommen, um Justice zu helfen, damit er schnell wieder gesund wurde.
Und doch schien das alles in diesem Augenblick keine Rolle zu spielen.
Sie trat noch einen Schritt auf ihn zu. Und Justice kam ihr entgegen. Als sie tief in seine blaue Augen sah, hätte sie sich am liebsten kühle Luft zugefächert, um die in ihr auflodernde Hitze nicht spüren zu müssen. Justice stand geradezu ins Gesicht geschrieben, was er brauchte. Und ihr war sicher genauso deutlich anzusehen, was in ihr vorging. Sie brauchte ihn. Das war schon immer so gewesen. Und daran würde sich in Zukunft wohl auch nichts ändern.
Gemeinsam hier zu stehen, mit all den Erinnerungen im Kopf, verstärkte Maggies Verlangen. Als sie die Hand hob und auf Justices Wange legte, spürte sie seinen rauen Dreitagebart. Es fühlte sich so gut an. Bei ihrer Berührung schloss er die Augen, atmete aus und trat noch näher.
„Maggie …“
Das Schreien eines Babys ließ sie aufschrecken.
Abrupt drehte Maggie sich in die Richtung, aus der es kam. Einen ziemlich aufgeregten Jonas auf den Armen, eilte Mrs. Carey den Steinweg und die Treppe hinab auf sie zu. Mit ausgestreckten Armen lief Maggie ihr entgegen, um ihr Jonas abzunehmen. Und ihr Sohn warf sich regelrecht in ihre Arme, bevor er sich fest an sie schmiegte.
„Es tut mir leid, Sie stören zu müssen“, sagte Mrs. Carey und zuckte bedauern die Schultern. „Aber als Jonas aus dem Fenster geschaut und seine Mama gesehen hat, gab es für ihn kein Halten mehr.“
„Ist schon gut, Mrs. Carey“, erwiderte Maggie und strich ihrem Sohn tröstend über den Rücken. Schnell beruhigte sich der Kleine. Und der Gesichtsausdruck der Haushälterin verriet Maggie, dass es ihr wirklich leidtat, sie gestört zu haben. Aber vielleicht ist es ja auch besser so, sagte Maggie sich. Vielleicht wäre alles nur noch komplizierter geworden, wenn sie und Justice ihrem Verlangen nachgegeben hätten.
Nach wenigen Augenblicken hob Jonas den Kopf und lächelte Maggie an; sein Blick war tränenverschleiert. „Siehst du, es gibt überhaupt keinen Grund zu weinen, kleiner Mann.“
Jonas seufzte, streckte den Arm aus, um an Maggies Ohrring zu kommen, und schenkte Mrs. Carey und Justice schließlich ein siegessicheres Lächeln. Als wollte Jonas ihnen sagen: Seht ihr? Ich habe meine Mommy zurück. Jetzt habe ich, was ich wollte .
Justice trat zurück und setzte sich auf die steinerne Bank. „Ich habe meine Übungen gemacht, Maggie. Warum gehst du nicht mit deinem Sohn ins Haus zurück?“
Mrs. Carey, die hinter ihrem Boss stand, schnitt eine Grimasse, sodass Maggie beinahe laut losgelacht hätte. Doch sie fühlte sich so elend, dass dieses Lachen sofort erstarb. Nur eine Armlänge von ihr entfernt saß ihr starrköpfiger Mann, der seinen leiblichen Sohn ablehnte. Justice verkroch sich einfach hinter seiner Mauer aus Ignoranz. Na schön, dachte Maggie. Womöglich ist es an der Zeit, diese Mauer einzureißen. Notfalls auch gegen seinen Willen.
Entschlossen hielt sie Jonas und fragte: „Jonas, möchtest du vielleicht zu deinem Daddy?“
Justice hob den Kopf. Blankes Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er kniff die
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