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In der Hitze jener Nacht

In der Hitze jener Nacht

Titel: In der Hitze jener Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAUREEN CHILD
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Haupthauses aus massivem Holz gebaut. Das Innere lag in einem schattigen Halbdunkel. Als einziges Geräusch war das klangvolle Muhen zu hören, das Maggie früher schon aufgefallen war.
    „Hey, ihr beiden, verschwindet!“
    Mit lautem Gebell stürmten ihnen die beiden Hunde plötzlich wieder entgegen. Wären es Kinder gewesen, da war Maggie sicher, hätten sie gelacht.
    „Was war denn das?“, fragte sie und betrachtete die beiden Hunde, die in eine Wanne mit Trinkwasser sprangen und darin herumplanschten.
    „Mike kümmert sich gerade um eine Kuh und ihr Kalb. Wahrscheinlich will er nicht, dass die Hunde ihnen zu nahe kommen“, erklärte Justice, während sie die Scheune betraten und bis zu dem hintersten Stall gingen.
    Dort stützte er sich mit einem Arm auf das Gatter – wahrscheinlich, um sein Bein zu entlasten – und sah dem älteren Mann dabei zu, wie dieser über den Vorderhuf eines Kalbes strich. „Wie geht’s ihm?“
    „Besser“, antwortete Mike, ohne aufzusehen. „Die Schwellung geht zurück. Er und seine Mutter können morgen wieder auf die Weide.“ Erst jetzt hob er den Blick und lächelte, als er Maggie entdeckte. „Wie schön, Sie zu sehen! Ich freu mich, dass Sie wieder hier sind, Maggie.“
    „Danke, Mike.“ Jeder der Cowboys begrüßt mich herzlicher und freundlicher als mein eigener Mann, dachte sie dabei. „Was ist dem kleinen Kerl denn passiert?“
    Mit respektvollem Abstand zum Muttertier betrat Maggie den Stall und kniete sich vor das Kälbchen. Es gehörte zur Rasse der Black Angus, wie die meisten von Justices Rindern. Sein schwarzes Fell glänzte. Neugierig schaute es sie aus seinen großen dunklen Augen an.
    „Kann man nicht so genau sagen“, erwiderte Mike. „Einer der Jungs hat mitbekommen, dass der Kleine am Rand der Herde geschwächelt hat, und hat ihn hierher gebracht her. Jetzt scheint er aber wieder in Ordnung zu sein.“
    Besonders klein war das Kalb eigentlich nicht mehr. Es war etwa sechs Monate alt und trug das Brandzeichen der King-Ranch auf der Flanke. Wahrscheinlich wurde es genauso groß wie sein Vater und würde später rund achthundert Kilogramm auf die Waage bringen. Aber hier, angeschmiegt an seine Mutter, wirkte es wie ein übergroßer Welpe, der gestreichelt und gefüttert werden wollte.
    Die Luft war erfüllt von einem Geruch aus Heu, Leder und Kuhstall, der irgendwie beruhigend auf Maggie wirkte. Bevor sie Justice getroffen und geheiratet hatte, hätte sie es nie für möglich gehalten, jemals aufs Land zu ziehen. Tatsächlich hatte es Zeiten gegeben, in denen nichts sie glücklicher gemacht hatte als eine ausgiebige Shoppingtour mit anschließendem Besuch in einem Café.
    Aber es war ihr überraschend leichtgefallen, auf der King-Ranch zu leben. Ob es daran lag, dass sie Justice so sehr liebte? Oder vielleicht daran, dass ihr Herz sie dorthin geführt hatte, wo sie wirklich hingehörte?
    Ach, was spielt das jetzt noch für eine Rolle, dachte sie traurig.
    „Bis später, Mike“, sagte sie und zupfte an Justices Arm. „Dann wollen wir dich mal wieder in Schwung bringen. Deine Übungen stehen auf dem Plan – ob es dir passt oder nicht.“
    „Ich hätte nie gedacht, dass du so eine Sklaventreiberin sein kannst“, murmelte Justice, als sie die Scheune verließen und um das Haupthaus gingen.
    „Weil du nie darauf geachtet hast! Ich war schon immer so.“
    Da sie merkte, wie schwer ihm das Gehen nun fiel, verlangsamte sie ihre Schritte. Sofort wurde sein Gang wieder sicherer. Maggie wusste, wie sehr er das hasste. Wie sehr es ihn anwiderte, zurückstecken zu müssen. Und sie sah, welche Schmerzen er hatte, obwohl er das niemals zugegeben hätte.
    Um ihn von der körperlichen Anstrengung abzulenken, verwickelte sie ihn in ein Gespräch. „Phil meinte, du hast eine neue Grassorte ausgesät?“
    Was für ein brillantes Ablenkungsmanöver, sagte Maggie sich sarkastisch. Aber wenn er über die Ranch und das Präriegras reden kann, wird er vielleicht nicht an den Schmerz denken.
    „Auf der obersten Weide“, erklärte er, während er um die Ecke des Holzhauses auf einen Rosengarten zuging, den seine Mutter vor langer Zeit angelegt hatte. „Zum Winter hin werden wir das Vieh früher von der Weide treiben. Und wenn das Gras gedeiht, hat die Herde im Frühjahr bestes Futter.“
    „Klingt gut“, murmelte sie, obwohl sie wusste, dass ihre Meinung nicht gefragt war.
    „Natürlich gehen wir ein Risiko ein, wenn wir die Tiere früher von der Weide treiben.

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