In der Hitze jener Nacht
Justice versäumt hatten. Oder war es zu naiv, immer noch auf eine Versöhnung zu hoffen?
Der Sex mit Justice war immer noch fantastisch. Aber reichte das, und war es letztlich doch das Einzige, was sie miteinander verband?
Traurig schob sie die Dokumente zurück in den Umschlag und legte ihn wieder in die Schublade. Seufzend drehte Maggie sich um und ging zum geöffneten Fenster. Sie sah, dass ein Sturm über dem Meer heraufzog.
Die weißen Vorhänge flatterten gegen den Fensterrahmen, Äste gaben dem Wind nach und Möwen flogen kreischend auf. Während Maggie das Fenster schloss, nahm sie sich vor, die Papiere zu unterzeichnen und wegzuschicken, sobald sie wieder in ihr Apartment gezogen war. Im nächsten Moment gestand sie sich ein, dass es sie es nicht tun würde.
„Du bist verrückt, Maggie“, flüsterte sie.
„Genau das habe ich immer an dir gemocht.“
Erschrocken wirbelte sie herum und legte sich schützend eine Hand auf die Brust. „Es geht doch nichts über einen Adrenalinstoß, um gut in den Tag zu kommen“, erwiderte sie ironisch.
„Ich wollte dich nicht erschrecken“, erwiderte Justice entschuldigend, während er langsam auf sie zuging. „Ich dachte, du hättest mich schon kommen hören.“
Sie beobachtete seinen Gang. Justice konnte jetzt fast schon wieder normal laufen. Den Gehstock brauchte er bereits seit einigen Tagen nicht mehr. Bald würde er auch sie nicht mehr brauchen. Was für ein aufmunternder Gedanke, dachte Maggie sarkastisch und antwortete: „Nein, seit ich das Klappern des Stocks nicht mehr höre, habe ich jedes Mal den Eindruck, du schleichst dich an.“
Er nickte und rieb sich den Oberschenkel. „Ich bin wirklich froh, dass ich dieses Ding los bin.“
„Das glaube ich dir.“ Sie ging zurück zur Kommode und legte ihre Wäsche in die Schublade. Lächelnd streckte Maggie sich. „So. Ich sollte nach unten gehen und Mrs. Carey erlösen. Sie kümmert sich schon den ganzen Morgen um Jonas.“
„Das kann noch eine Minute warten.“ Er stand genau zwischen ihr und der Tür. Maggie hätte ihn beiseiteschieben müssen, um an ihm vorbeizukommen. Wahrscheinlich war das jedoch keine gute Idee, denn seit sie im Whirlpool miteinander geschlafen hatten, reagierte sie auf jede kleinste seiner Berührungen.
Deshalb blieb Maggie stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Also schön. Was willst du, Justice?“
Er sah sie fest an. „Ich denke, wir sollten allmählich darüber reden, was passiert, wenn die Testergebnisse da sind.“
„Was meinst du damit?“, fragte sie unsicher.
„In ein paar Tagen erfahren wir die Wahrheit. Sollte sich herausstellen, dass Jonas mein Sohn ist …“
Sie stand kurz davor, ihn wütend anzufahren. Sie hasste ihn dafür, dass er nicht ihr, sondern einem Stück Papier aus dem Labor vertraute.
„… dann möchte ich, dass er hier aufwächst“, beendete Justice den Satz, und Maggie zog die Augenbrauen hoch. „Auf der Ranch.“
Mit einem Mal wurde ihr flau im Magen, und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Heftig schüttelte Maggie den Kopf. „Auf keinen Fall.“
„Wie bitte?“
„Du kannst nicht einfach über meinen Sohn bestimmen.“
„Aber dann wäre er auch mein Sohn“, entgegnete Justice. „Und ich kann meinen Teil beitragen.“
Sie lachte bitter auf. „Und wie stellst du dir das vor? Sollen wir ihn in zwei Stücke reißen?“
Ernst trat er hinter sie und setzte sich aufs Bett. Wieder rieb Justice sich das Bein, während er ruhig sagte: „Das wäre vielleicht etwas zu dramatisch. Wenn Jonas von mir ist, möchte ich ihn hier aufwachsen lassen. Diese Ranch ist sein Erbe. Er sollte sie lieben lernen, so wie ich sie liebe.“
„Alles, worüber du dir Gedanken machst, ist sein Erbe ?“ Energisch ging Maggie auf ihn zu und konnte sich gerade noch zurückhalten, um ihn nicht zu ohrfeigen. „Bis letzte Woche hast du nicht einmal die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass er dein Sohn sein könnte! Und jetzt soll er plötzlich dein Erbe antreten, und du willst ihn mir wegnehmen? Da bin ich aber ganz anderer Meinung!“
„Hör bitte auf, mir Vorwürfe zu machen, Maggie“, erwiderte Justice und stöhnte auf, weil ihm offenbar das Bein wehtat. „Du kannst nur verlieren.“
Zum ersten Mal, seit sie auf der Ranch war, hatte sie kein Mitleid mit Justices Leiden. Ganz im Gegenteil, sie wünschte ihm unerträgliche Schmerzen! Warum sollte sie eigentlich als Einzige leiden? Allein wenn sie sich vorstellte, dass er ihr ihren
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