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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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glatt, ernst, friedlich. »Hast du eine Kapelle in diesem Haus eingerichtet?« wunderte sich Salsbury. »Ich habe in jedem meiner Häuser eine Kapelle«, sagte Dawson voller Stolz. »Ich baue kein Haus ohne Kapelle. Auf diese Weise danke ich IHM für das, was ER mir gegeben hat. Ohne IHN hätte ich gar kein Geld, um irgendein Haus zu bauen.« Dawson war an der Tür angekommen. Er blieb stehen und maß Salsbury mit einem geistesabwesenden Blick. »Ich werde IHM für unsere bisherigen
    Erfolge danken. Ich werde IHN um Hilfe anflehen für das weitere Werk.«
    »Warum sagst du nicht ein Gebet für mich?« sagte Salsbury. Er war sicher, daß Dawson den sarkastischen Unterton nicht heraushören würde. Er hatte sich nicht getäuscht. »Das geht nicht«, sagte Dawson. »Ich kann nicht für einen anderen Menschen beten. Ich kann nur für mich selbst beten. Dein Seelenheil ist deine eigene Angelegenheit. Das wichtigste in deinem Leben, falls du's wissen willst. Du scheinst anzunehmen, daß jemand anderer ein gutes Wort beim lieben Gott für dich einlegen kann. Die Katholiken glauben so was ja auch. Ich bin nicht katholisch.«
    »Ich auch nicht«, sagte Salsbury. »Freut mich zu hören«, sagte Leonard. Ein warmes, dankbares Lächeln spielte um seine Lippen. Er verließ den Raum. Ein Wahnsinniger, dachte Salsbury. Ich habe einen Wahnsinnigen zum Partner. Der Gedanke nagte an ihm. Um die Zukunft des ganzen Projektes sah es düster aus, wenn das Geld von einem Verrückten kam. Und Dawson war verrückt, da war Salsbury ganz sicher. Er wandte sich den Männern zu, die vor den Telefonen saßen. Der Gedanke an Dawson verblaßte. Salsburys Selbstvertrauen kehrte zurück. Alles würde laufen, wie er es plante. Ganz sicher. Was hätte jetzt denn noch schiefgehen können?

10. Kapitel
    Freitag, der 26. August 1977
    Rya warf den Käfigschlüssel in die Luft. Das Spiel hieß Goldener Ball. Man warf den Ball und mußte ihn auffangen, bevor er auf dem Pflaster aufkam. Ihr Ball war der Schlüssel zu Marks Eichhörnchenkäfig. Sie hob den Schlüssel auf und lief weiter. Sie war an der Ecke Main Street/Union Street angekommen. Wieder warf sie den Schlüssel hoch. Sie hörte, wie er auf dem Pflaster aufkam. Sie bückte sich. Der Schlüssel war nirgends zu sehen. Emma Thorp stand über den Küchentisch gebeugt. Eine Tasse war am Boden zerschellt. Salsbury schob die Scherbe beiseite. Er trat hinter Emma und umfing ihre Nacktheit. Bob saß da und lächelte. Tat-tat-tat-tat-tat-tat-tat-tat-tat. Miriam. Mutter. Huren. Dawson. Klinger. Frauen. Bestrafen. Die Gedanken durchzuckten ihn wie Fledermäuse, die auf einem Dachboden eingesperrt sind. Emma sah ihn an, über die nackte Schulter hinweg. Er kicherte. »Sag, daß du Angst vor mir hast.«
    »Ich habe Angst.« Es war ein wunderbares Gefühl. Schau, Miriam. Eine Frau hat Angst vor mir. »Du bist schön«, sagte er. »Bitte, fassen Sie mich nicht an. Bitte nicht.«
    »Das hat Miriam auch gesagt. So ähnlich. Aber sie hat nie Angst vor mir gehabt. Sie hat mir verboten, sie anzufassen.« Er spürte die Fülle ihrer Brüste in seinen Händen. Er schloß die Finger. Er fühlte, wie sie eine Gänsehaut bekam. »Du darfst nicht zu weinen aufhören, mein Kleines«, sagte Salsbury. »Ich mag es, wenn du weinst.«
    Sie weinte. Es war der Schmerz eines gepeinigten Geschöpfes. Ein Mensch in Todesangst. Er wollte sie nehmen, als die Küchentur aufging. Ein Junge kam hereingestürzt. Er schrie aus Leibeskräften. Seine dünnen Arme bewegten sich wie Windmühlenflügel. Sie war vor dem Haus des Polizeichefs angekommen. Sie warf den Schlüssel in die Höhe. Wieder war sie nicht schnell genug. Sie mußte den Schlüssel aus einer Ritze im Asphalt klauben. Das letzte Mal hatte er unter einem Grasbüschel gelegen. Achtunddreißig Treffer bei vierzig Würfen ist gar nicht schlecht, dachte sie. Ich könnte Baseball-Star werden. Rya Annendale von den Boston Red Sox. Klang ganz gut. Klang sogar sehr gut. Noch besser war natürlich Rya Annendale von den Pittsburgh Pirates. Sie warf den Schlüssel. Sie verfolgte den Weg. Sie sah, wie etwas Blitzendes an den Halmen vorbeischwirrte. Sie bückte sich. Sie fand den Schlüssel. Der Junge war hereingestürmt wie ein Tier, das aus seinem Käfig freigelassen worden war. Salsbury war zur Seite gesprungen. Er zog sich die Hose hoch. »Laß die Frau los!« schrie der Junge. Er schlug mit seinen kleinen Fäusten auf Salsbury ein. »Raus mit dir!« schrie Mark. Salsbury war so

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