Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Nacht (German Edition)

In der Nacht (German Edition)

Titel: In der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
Vom Netzwerk:
gesagt.«
    Figgis blinzelte ein paarmal. »Wie auch immer, wir verstehen uns.«
    »Dieser sogenannte Geschäftsmann« – RD richtete abermals den ausgestreckten Finger auf Joe – »ist ein Schwarzbrenner und treibt es mit Niggerweibern. Solches Pack gehört geteert und gefedert.«
    Joe machte gute Miene zum bösen Spiel, während er kurz überlegte, ob er sich den Finger nicht einfach schnappen und kurzerhand brechen sollte.
    Doch dann zog RD die Hand zurück. »War doch bloß ein Ulk!«, dröhnte er. »Dachte, wir verstehen uns.«
    Joe schwieg.
    RD langte über den Tisch und knuffte Joes Schulter. »Bleiben Sie locker! Man muss ja nicht alles bierernst nehmen!«
    Joe blickte in das womöglich liebenswürdigste Gesicht, das er je gesehen hatte. Das Gesicht eines Menschen mit den allerbesten Absichten. Doch dann sah er es wieder – das Tier namens Angst, das für den Bruchteil einer Sekunde durch RD s gemeingefährlich freundliche Augen huschte.
    »Kein Problem, wenn’s bloß ein Witz war.«
    »Solange er nicht auf Ihre Kosten geht, was?«
    Joe wechselte das Thema. »Ich habe gehört, dass man Sie öfter im Parisian sieht?«
    RD verengte die Augen, als versuche er, sich an den Laden zu erinnern.
    »Der Gin-Champagner-Cocktail soll es Ihnen ziemlich angetan haben.«
    RD zupfte ein Hosenbein zurecht.
    »Und wenn’s so wäre?«
    »Dann sollten Sie nicht länger bloß Stammgast sein.«
    »Sondern?«
    »Als Partner einsteigen.«
    »Und was springt dabei für mich raus?«
    »Zehn Prozent der Einnahmen.«
    »Sie wollen mich wirklich beteiligen?«
    »So ist es.«
    »Warum?«
    »Sagen wir mal so: Ehrgeiz muss belohnt werden.«
    »Das ist alles?«
    »Und Köpfchen haben Sie ja offensichtlich auch.«
    »Tja, aber das ist doch wohl mehr wert als zehn Prozent.«
    »Was stellen Sie sich denn vor?«
    RD sah ihn an, als könne er kein Wässerchen trüben. »Sechzig Prozent.«
    »Sie wollen sechzig Prozent der Einnahmen von einem unserer einträglichsten Clubs?«
    RD nickte, heiter und unschuldig.
    »Ach ja? Und für welche Leistung?«
    »Sie geben mir sechzig Prozent, und Sie können mit dem Wohlwollen meiner Kumpels rechnen.«
    »Wer sind denn Ihre Kumpels?«, fragte Joe.
    »Sechzig Prozent«, wiederholte RD .
    »Hör zu, mein Freund«, sagte Joe. »Die sechzig Prozent kannst du dir abschminken.«
    »Ich bin nicht Ihr Freund«, sagte RD . »Ich bin niemandes Freund.«
    »Freunde wie dich braucht auch keine Sau.«
    »Was?«
    »Fünfzehn Prozent«, sagte Joe.
    »Ich schlag dich tot«, flüsterte RD .
    Zumindest glaubte Joe, das verstanden zu haben. »Wie bitte?«
    RD rieb sich das Kinn so fest, dass Joe die Bartstoppeln knistern hörte. Mit ebenso ausdruckslosem wie seltsam heiterem Blick fasste er Joe ins Auge. »Na, klingt doch nach einem fairen Angebot.«
    »Was?«
    »Fünfzehn Prozent. Sie wollen nicht doch auf zwanzig hochgehen?«
    Joe sah Chief Figgis an, ehe er sich wieder RD zuwandte. »Ich denke, fünfzehn Prozent sind überaus großzügig für einen Job, zu dem Sie noch nicht mal erscheinen müssen.«
    RD stierte auf die Tischplatte und rieb sich erneut die Bartstoppeln. Als er dann aufblickte, stand ein geradezu jungenhaftes Lächeln in seinen Zügen.
    »Ganz recht, Mr.   Coughlin. Das ist ein wirklich faires Angebot, Sir. Da werde ich ganz bestimmt nicht nein sagen.«
    Chief Figgis lehnte sich zurück und faltete die Hände über dem flachen Bauch. »Das freut mich zu hören, Robert Drew. Wusste ich’s doch, dass wir zu einer Einigung kommen.«
    »Überhaupt kein Problem«, sagte RD . »Wie komme ich denn an meine Prozente?«
    »Die warten jeden zweiten Dienstag auf Sie. Sehen Sie so gegen 19   :   00   Uhr an der Bar vorbei. Fragen Sie nach Sian McAlpin.«
    »Schwan?«
    »So ähnlich.«
    »Ist das auch ein Papist?«
    »Es handelt sich um eine Sie, und ich habe sie nie gefragt.«
    »Sian McAlpin. Das Parisian. Dienstagabends.« RD klatschte mit den Handflächen auf die Tischplatte und erhob sich. »Also, so muss es laufen, ganz ehrlich. Hat mich sehr gefreut, Mr.   Coughlin. Irv.« Er tippte sich an den Hut, salutierte halb und ging.
    Eine ganze Minute lang saßen sie schweigend da.
    Schließlich reckte Joe das Kinn. »Hat der Bursche den Arsch offen?«
    »So weit wie ein Scheunentor.«
    »Genau das macht mir Sorgen. Glauben Sie, er hält sich an unsere Abmachung?«
    Figgis zuckte mit den Schultern. »Das wird sich zeigen.«
    Als RD sich zum ersten Mal seinen Anteil im Parisian abholte, bedankte er sich bei Sian

Weitere Kostenlose Bücher