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In der Nacht (German Edition)

In der Nacht (German Edition)

Titel: In der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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übelriechende Dreckskerl, der Joe seinen Dolch Marke Eigenbau ins Ohr gebohrt hatte, schrubbte Zelle Nummer acht. Und in der zehnten war Dom Pokaski zugange, der seine eigene Familie bei lebendigem Leib verbrannt hatte – seine Frau, seine zwei Töchter und seine Schwiegermutter, gar nicht zu reden von den drei Katzen, die in der Vorratskammer eingesperrt gewesen waren.
    Am Ende des Gangs warteten Hippo und Naldo Aliente vor der Tür zur Treppe. Falls sie sich wunderten, dass sich hier oben so viele Häftlinge und so wenige Wärter herumtrieben, ließen sie sich davon jedenfalls nichts anmerken. In ihren Gesichtern spiegelte sich nichts als der selbstzufriedene Ausdruck der herrschenden Kaste.
    Tja, Jungs, dachte Joe, ihr werdet noch euer blaues Wunder erleben.
    »Arme hoch«, sagte Hippo. »Ich muss dich filzen.«
    Joe reckte die Hände in die Luft und bereute bereits, sich den spitzgefeilten Schraubenzieher nicht doch in den Hintern gesteckt zu haben. Der Griff, so klein er auch war, lag zwar an seinem Steißbein, doch womöglich erregte die winzige Beule Hippos Verdacht, und dann war Schluss mit lustig. Joe hielt die Hände in die Höhe, selbst erstaunt darüber, wie ruhig er war; er schwitzte nicht mal. Hippo tastete seine Beine, dann seine Rippen ab, ließ die eine Pfote über seine Brust, die andere über seinen Rücken wandern. Joe spürte, wie er den Griff mit einer Fingerspitze streifte, und kniff die Arschbacken so fest wie möglich zusammen, sich nur allzu bewusst darüber, dass groteskerweise sein Leben davon abhing.
    Hippo fasste ihn an den Schultern und drehte ihn zu sich. »Mach den Mund auf.«
    Joe ließ sich nicht lange bitten.
    »Weiter.«
    Joe gehorchte.
    Hippo spähte in seinen Mund. »Er ist sauber«, sagte er dann und trat zurück.
    Joe wollte weitergehen, doch Naldo Aliente versperrte ihm den Weg. Er musterte Joe, als wüsste er genau, was er im Schilde führte.
    »Wenn dem Alten was passiert, bist du dran«, sagte er. »Verstanden?«
    Joe nickte. Naldo war ohnehin so gut wie tot. »Klar.«
    Naldo trat beiseite, und Hippo öffnete die Tür, hinter der sich nichts außer einer eisernen Wendeltreppe befand. Die Stufen führten zu einer Falltür hinauf, die gegen den Nachthimmel geöffnet war. Er förderte den Schraubenzieher zutage und steckte ihn in die Tasche seiner groben Streifenjacke. Oben angekommen, reckte er die zur Faust geballte Rechte aus dem Loch, hielt dann Zeige- und Mittelfinger hoch und schwenkte die Hand, bis ihn die Wache auf dem nächstgelegenen Turm bemerkte. Der Scheinwerfer schwang kurz nach links, nach rechts und wieder nach links – das Signal, dass die Luft rein war. Joe kletterte durch die Öffnung und sah sich um, bis er Maso erspähte, der etwa fünfzehn Meter weiter an der Mauer vor dem Hauptwachturm stand.
    Während er auf ihn zuging, spürte er, wie der Schraubenzieher leicht gegen seine Hüfte schlug. Maso stand an der einzigen Stelle, die vom Hauptwachturm aus gesehen im toten Winkel lag. Solange er sich dort nicht wegbewegte, waren sie unsichtbar. Maso blickte hinaus auf das westlich von ihnen gelegene Ödland und rauchte eine von seinen Lieblingszigaretten, den bitteren französischen mit dem gelben Papier.
    Als Joe zu ihm trat, sah Maso ihn ein Weilchen nur schweigend an, während er den Rauch inhalierte und feucht rasselnd wieder ausstieß.
    »Tut mir leid mit deinem Vater«, sagte er dann.
    Joe hörte abrupt auf, nach seiner eigenen Zigarette zu kramen. Der Nachthimmel schien sich wie ein dunkles Tuch über sein Gesicht zu legen, und mit einem Mal war die Luft so dünn, dass er nach Atem rang.
    Niemals. Davon konnte Maso unmöglich Wind bekommen haben. Trotz seiner Allwissenheit, seiner weitreichenden Verbindungen. Joe wusste, dass Danny keinen Geringeren als Superintendent Crowley kontaktiert hatte, der seinerzeit mit ihrem Vater noch Streife gelaufen war; vor den fatalen Ereignissen hinter dem Statler Hotel war beschlossene Sache gewesen, dass ihr Vater Crowley als Polizeichef beerben würde. Wie auch immer, jedenfalls hatten sie Thomas Coughlins Leiche klammheimlich mit einem Zivilstreifenwagen abgeholt und über die Tiefgarage ins städtische Leichenschauhaus gebracht.
    Tut mir leid mit deinem Vater.
    Nein, sagte sich Joe. Niemals. Keine Chance. Das konnte er einfach nicht wissen.
    Joe fand seine Zigarette und steckte sie sich zwischen die Lippen. Maso riss ein Streichholz an der Mauerbrüstung an und gab ihm Feuer, während jener großzügige Schimmer

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