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In der Nacht (German Edition)

In der Nacht (German Edition)

Titel: In der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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vorschlagen?«
    Smith überlegte. »Rickie Pozzetta.«
    Dion reckte das Kinn, als er den Namen hörte. »Pozzetta könnte nicht mal ’nen Köter zum nächsten Hydranten führen.«
    »Dann Delmore Sears.«
    »Noch so ein Schwachkopf.«
    »Tja, also… und wenn ich übernehmen würde?«
    »Gar keine so schlechte Idee«, sagte Joe.
    Gary L. Smith hob die Hände. »Aber nur, wenn Sie glauben, dass ich der Richtige für den Job bin.«
    »Durchaus. Wir müssten nur erst mal rauskriegen, wieso die letzten drei Ladungen abgefangen worden sind.«
    »Sie meinen die, die für den Norden bestimmt waren?«
    Joe nickte.
    »Das war einfach Pech, wenn Sie mich fragen. So was passiert schon mal.«
    »Warum ändern Sie die Routen dann nicht?«
    Smith nahm einen Federhalter zur Hand und kritzelte etwas auf ein Stück Papier. »Gute Idee, Mr.   Coughlin.«
    Joe nickte.
    »Eine ausgezeichnete sogar. Das sollten wir wirklich ins Auge fassen.«
    Joe betrachtete den Mann, sah zu, wie sich der Rauch seiner Zigarre im diffusen Licht kräuselte und nach oben stieg, musterte ihn so lange, bis ein irritiertes Flackern in Smiths Blick trat.
    »Wieso kommen die Melasselieferungen so unregelmäßig?«
    »Oh«, sagte Smith. »So sind die Kubaner eben. Da haben wir keinen Einfluss.«
    »Vor zwei Monaten«, sagte Dion, »kamen vierzehn Lieferungen in einer Woche. Drei Wochen später waren es nur fünf, und letzte Woche kam überhaupt nichts.«
    »Wir reden hier nicht vom Zementmischen«, sagte Gary L. Smith. »Wir haben diverse Lieferanten mit unterschiedlichen Terminplänen, und was sollen die machen, wenn gerade auf irgendeiner Zuckerrohrplantage gestreikt wird? Oder der Kapitän des betreffenden Boots plötzlich krank wird?«
    »Dann übernimmt einfach ein anderer Lieferant«, sagte Joe.
    »So einfach ist das nicht.«
    »Weshalb?«
    Smith klang so müde, als müsse er einer Katze erklären, wie ein Flugzeug funktioniert. »Weil alle für dieselbe Gruppe arbeiten.«
    Joe zog ein Notizbuch aus seiner Tasche und schlug es auf. »Wir sprechen hier von der Suarez-Familie, richtig?«
    Smith warf einen Blick auf das Notizbuch. »Ja. Ihnen gehört das Tropicale auf der Siebten.«
    »Sie sind also die einzigen Anbieter?«
    »Nein, habe ich doch gerade gesagt.«
    Joe verengte die Augen. »Was haben Sie gesagt?«
    »Na ja, wir beziehen schon einiges über sie, aber da sind eben auch noch jede Menge andere. Dieser Ernesto zum Beispiel, so ein alter Knabe mit einer hölzernen Hand. Mal ehrlich, ist das zu glauben? Der Kerl –«
    »Wenn alle Zulieferer für denselben Anbieter arbeiten, hält der das Monopol. Die Suarez bestimmen über die Preise, und alle anderen unterwerfen sich ihrem Diktat, richtig?«
    Smith gab einen entnervten Seufzer von sich. »Im Prinzip schon.«
    »Im Prinzip?«
    »Wie gesagt, das ist alles nicht so einfach.«
    »Warum nicht?«
    Joe wartete. Dion wartete. Smith zündete sich seine Zigarre wieder an. »Weil es eben noch andere Bereiche gibt. Da sind die Boote, die –«
    »Das sind Subunternehmer, weiter nichts«, sagte Joe. »Ich will direkt mit den Auftraggebern verhandeln. Mit den Suarez. Und deshalb möchte ich so schnell wie möglich persönlich mit ihnen sprechen.«
    »Das geht nicht«, sagte Smith.
    »Ah ja?«
    »Mr.   Coughlin, Sie verstehen einfach nicht, wie es hier in Ybor läuft. Ich verhandle mit Esteban Suarez und seiner Schwester. Ich verhandle mit allen Mittelsmännern.«
    Joe schob Smith das Telefon zu. »Rufen Sie sie an.«
    »Sie hören mir nicht zu, Mr.   Coughlin.«
    »Doch, das tue ich«, erwiderte Joe sanft. »Sie rufen jetzt die Suarez an und richten ihnen aus, dass mein Partner und ich heute Abend ins Tropicale kommen – wir hätten gern den besten Tisch und würden uns freuen, wenn sie ein paar Minuten ihrer wertvollen Zeit für uns erübrigen könnten.«
    »Warum nehmen Sie sich nicht erst mal ein paar Tage Zeit, um sich mit den hiesigen Sitten vertraut zu machen?«, gab Smith zurück. »Glauben Sie mir, anschließend werden Sie sich bei mir bedanken, dass ich Ihnen diesen Anruf ausgeredet habe. Und dann treffen wir uns mit den beiden – versprochen.«
    Joe griff in seine Jackentasche. Er kramte ein bisschen Kleingeld heraus und legte es auf den Schreibtisch. Dann folgten seine Zigaretten, die Uhr seines Vaters und seine 32er, die er so vor der Schreibunterlage plazierte, dass der Lauf auf Smith zeigte. Er schüttelte eine Zigarette aus der Packung, den Blick weiter auf Smith gerichtet, während dieser

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