In der Oase des Scheichs
wie er sie kannte. Hoffentlich hatte sie sich nur äußerlich verändert. „Sie wollen also heute Abend wirklich dieses Kleid anziehen?“
„Amina meint, es sei ein formeller Anlass, also …“
„Sie kennt sich besser mit Mode aus als ich. Ich finde nur …“
„Es ist zu auffallend, oder? Zu grell, zu …Es passt nicht wirklich zu mir.“ Sie mied seinen Blick. „Ich komme mir albern darin vor und ziehe besser etwas anderes an.“
„Das ist gut.“ Er hatte gerade erleichtert aufgeatmet, als er durchdringende Stimmen vernahm. Eine davon gehörte seiner Schwester, die eine sehr laute Unterhaltung auf Arabisch führte.
Claudia blickte ihn erschrocken an. „Wer ist das?“
„Das kann eigentlich nur Zahara sein, und sie klingt sehr verärgert.“
Einen Augenblick später stand Zahara mit funkelnden Augen in der Tür.
„Wer ist diese Frau?“ Sie deutete auf Claudia. „Wirf sie sofort hinaus, oder die Verlobung ist geplatzt.“
Claudia machte einen unsicheren Schritt in den hochhackigen Riemchensandaletten, die Amina für sie ausgesucht hatte. Sie fürchtete, in den ungewohnten Schuhen das Gleichgewicht zu verlieren. Wie kann es sein, dass Zahara mir auf den ersten Blick ansieht, dass ich Sam liebe? Aber wenn sie wirklich klug ist, findet sie schnell heraus, dass sie von mir nichts zu befürchten hat. Sam wird das sofort klarstellen.
„Zahara, das ist Claudia, meine Assistentin aus unserem Büro in San Francisco“, sagte Sam mit fester Stimme. „Sie ist meine Office-Managerin, mehr nicht.“
Damit müsste die Sache geklärt sein, dachte Claudia. Warum tat es dann so weh, es aus seinem Mund zu hören?
Ein Blick auf die aufregend schöne Frau genügte, und sie wusste, die Chancen, dass Sam je Augen für sie haben würde, waren gleich null.
„Ha“, rief Zahara aus. „Ich bin doch nicht blind. Eine Assistentin in einem roten Cocktailkleid? Ich war noch nie in Amerika, kann mir aber nicht vorstellen, dass die Büroangestellten dort Designerkleidung tragen. Da musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen.“
„Es ist die Wahrheit“, bestätigte Claudia. Was ist nur in die Frau gefahren? Es ist doch offensichtlich, dass ich nicht dazugehöre. Ich habe nie edle Kleider getragen, und wenn es nach mir ginge, wäre ich jetzt überhaupt nicht hier, sondern säße an meinem Schreibtisch am anderen Ende der Welt.
„Ich bin hier, um zu arbeiten. Und das Kleid gehört mir nicht.“ Sie warf Amina einen Hilfe suchenden Blick zu. Doch Amina lächelte nur und schwieg.
Ihre Knie zitterten, als sie sich bückte, um die Schuhe auszuziehen. Ging es hier immer so zu? Wenn solche Dramen auf der Tagesordnung standen, würde sie es keinen Tag länger in diesem Land aushalten.
Sam umfasste Zaharas Arm. „Ich denke, wir sollten uns ein wenig miteinander unterhalten, was meinst du? Wir haben uns lange nicht gesehen. Es gibt so viel zu erzählen.“ Damit führte er seine künftige Braut aus dem Zimmer.
Claudia wandte sich ab, damit sie nicht mit ansehen musste, wie die beiden zusammen weggingen. Sie waren das perfekte Paar, groß und gut aussehend, reich und füreinander bestimmt. Sie hob die Schuhe auf und versuchte, ihr inneres Gleichgewicht wiederzuerlangen. Es tat weh, zu hören, wie Sam beruhigend auf seine zukünftige Verlobte einsprach. Aber sie hatte ja gewusst, was sie hier erwartete. Warum hatte sie sich nur überreden lassen, mit Sam hierherzufliegen?
„Na so was“, sagte Amina. „Das war ja interessant.“ „Hoffentlich kann er ihr alles erklären“, meinte Claudia. „Ich will nicht, dass es wegen mir zu Spannungen kommt.“
Sie bereute, ihre eigene Kleidung, die in der Ecke über einem Sessel lag, ausgezogen zu haben.
„Schon passiert. Aber tant pis, das macht nichts, wie man in Frankreich sagt.“
„Es ist nur wegen des Kleids. Sie haben doch gehört, was sie gesagt hat.“ Claudia warf einen reuigen Blick auf den schönen roten Stoff. „Wenn sie mich bei meiner Ankunft erlebt hätte, wäre sie gar nicht auf solche Gedanken gekommen. Wie kann sie in mir nur eine Konkurrentin sehen? Das ist doch lächerlich.“
„Wirklich? Warten wir’s ab.“ Damit wandte Amina sich wieder den Kleidern zu. „Welches ziehen Sie nun an? Das champagnerfarbene oder das rote?
„Sie meinen, die Verlobung findet statt?“
„Aber sicher. Sam wird genau die richtigen Worte finden und Zahara beschwichtigen. Wenn mein Bruder etwas will, bekommt er es auch. Das müssten Sie doch wissen, wenn Sie seit
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