In der Oase des Scheichs
Tag in seinem Büro saß? Claudia war so gefangen von der Auswahl der Motive, dass sie ihn gar nicht bemerkte, und er konnte den Blick nicht von ihr lösen. Hatte sie sich wirklich so verändert, oder war irgendetwas mit ihm geschehen?
„Komm runter“, rief er. Plötzlich genügte es ihm nicht mehr, sie nur anzusehen.
Claudia blickte von der Dachterrasse herab und nickte.
Er wartete ungeduldig. Es gab noch so viel, was er ihr zeigen wollte, und er freute sich darauf, sie herumzuführen. Sie wusste alles zu schätzen, ob es nun das Essen war oder die Blumen und Vögel im Garten, die exotischen Früchte, ja selbst die Bilder an der Wand versetzten sie in Staunen. Nun war es an der Zeit, sie zu seinem wertvollsten Besitz zu führen.
„Beeil dich, ich will dir etwas zeigen.“
7. KAPITEL
„Was möchtest du mir denn zeigen?“, erkundigte sich Claudia, als sie zu Sam trat.
Er reagierte nicht. Sie hatte sich umgezogen und trug nun lässige Freizeitkleidung. T-Shirt und Hose betonten ihre Figur, und er stellte fest, dass sie sehr attraktive Rundungen besaß. Was hatte er erwartet? Schließlich war sie eine Frau. Außerdem waren sie nicht im Büro, und sie konnte anziehen, was ihr gefiel.
Als er nicht antwortete, hakte sie nach: „Gibt es Neuigkeiten aus der Firma?“
„Nein, das wäre zu früh.“ Er erwähnte nicht, dass er gar nicht nachgesehen hatte, ob Nachrichten eingetroffen waren, und auch keine Lust dazu verspürte. „Ich möchte jetzt zu meinen Pferden und dachte, du würdest vielleicht gerne mitkommen.“
„Oh ja.“ Ihre Augen leuchteten wie immer, wenn er ihr etwas Neues zeigte. Sie musste sehr bescheiden gelebt haben. Vor dieser Reise war sie auch noch nie geflogen. Er spürte, wie sie alle neuen Eindrücke in sich aufnahm, und wurde nicht müde, sie zu interessanten Plätzen zu führen.
Warum hatte er sie bisher nie auf weitere Geschäftsreisen mitgenommen? Es war ihm nicht nötig erschienen. Sie hatte alles von ihrem Schreibtisch im Büro aus erledigt. Erst jetzt wurde ihm klar, wie viel ihr entgangen war, und ihm ebenfalls.
Gemeinsam gingen sie zu den Reitställen, die sich hinter dem Haus in einem kleinen Palmenhain befanden. Als sie ihren Herrn kommen sahen, wieherten die prächtigen Pferde auf der Koppel und kamen zum Zaun galoppiert. Es handelte sich um ein halbes Dutzend Araber, darunter weiße und graue, auch ein Fuchs und ein wunderschöner Brauner waren dabei.
„Oh!“, rief Claudia aus und lehnte sich an den Zaun. „Wie wundervoll sie sind, und sie kennen dich alle und freuen sich, dich zu sehen.“
„Natürlich kennen sie mich.“ Sam fuhr den prachtvollen Vollblütern sanft über die Köpfe – einem nach dem andern. „Darf ich dir Jaden, El Moktar, Thunder, Pasha, Ranger und Araf vorstellen.“
„Kann ich sie streicheln?“
„Nur zu, das mögen sie gern. Du kannst ihnen auch ein Stück Karotte geben.“ Er reichte ihr die Möhren. „Araber werden auf Intelligenz, Schnelligkeit und Ausdauer gezüchtet. Aber ich achte bei meinen Pferden immer darauf, dass sie auch einen guten Charakter haben. Reitest du?“
„Als Kind bin ich in einem der Parks in San Francisco geritten. Nichts Aufregendes, immer brav in der Gruppe hinter dem Reitlehrer her. Danach haben wir die Pferde gestriegelt und gefüttert. Aber diese hier sind unvergleichlich schöner.“
Sam strahlte. Ein Lob für seine Pferde freute ihn mindestens so sehr wie ein Kompliment, das einem Familienmitglied galt. Und im Grunde gehörten die Tiere zur Familie.
„Ich habe sie selbst gezüchtet und bin so stolz auf sie, als wären es meine Kinder. Was gar nicht schlecht ist, da ich sicher nie Kinder haben werde“, fügte er etwas wehmütig hinzu.
„Das würde deinen Vater aber sehr enttäuschen, oder nicht?“ Sie hielt einem der Pferde mit der flachen Hand ein Stück Karotte hin.
„Amina kann ihm Enkel schenken.“ Er zog eine Möhre für sein Lieblingstier aus der Tasche. „Das muss genügen. Ich bin einfach nicht geschaffen für die Ehe.“
„Das würde ich nicht unbedingt unterschreiben“, sagte sie nach einer Weile.
Er warf ihr einen Blick zu, um zu sehen, ob sie es ernst meinte.
„Ich glaube, du könntest eine Frau sehr glücklich machen. Die Frage ist nur, ob sie dich glücklich machen würde.“
„Du kennst mich besser als die meisten Menschen. Ich bin sicher, dass meine Familie mich für zu egoistisch hält, um jemals zu heiraten. Aber genug von mir. Warum ist deine Ehe
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