In der Oase des Scheichs
fehlgeschlagen?“
„Ich möchte lieber nicht darüber reden“, sagte sie steif.
„Du meinst, das geht mich nichts an.“ Er wusste selbst nicht, warum er plötzlich so neugierig war. Dass sie geschieden war, wusste er, und er hatte nie einen Gedanken daran verschwendet. „Dann gehen wir jetzt reiten.“
„Ich … weiß nicht, ob ich es noch kann. Ich war nie besonders gut.“
„Dann ist Thunder der Richtige für dich. Er ist kräftig, aber sehr sanftmütig. Ich lasse ihn für dich satteln.“
„Wenn du sicher bist, dass ich mit ihm zurechtkomme.“
„Ganz sicher.“ Thunder war auf jeden Fall die beste Wahl für eine Anfängerin. Er rief einen Stallburschen herbei, der den Araber zusammen mit Sams Lieblingspferd Jaden zum Ausreiten fertig machte.
Claudia stieg mit einem Fuß in Sams verschränkte Hände, und er hob sie hoch, sodass sie den Steigbügel erreichte. Mit einer Hand auf ihrer Hüfte stützte er sie, während sie das Bein über den Rücken des Pferdes schwang. Als er aufsah und ihre Blicke sich trafen, verspürte er blitzartig Verlangen nach ihr. Begehrte er seine Assistentin? Unmöglich. Was war nur los mit ihm? Es musste an der Oase liegen.
Er trat einen Schritt zurück. Ein solches Begehren hatte er in Zaharas Gegenwart nicht empfunden. Dabei war sie eine ausgesprochene Schönheit.
Und nun stand er hier und betrachtete Claudia, die auf seinem Pferd saß, und fragte sich, warum ihm nie aufgefallen war, wie ihre Augen leuchteten, wenn sie sich freute, und warum er nie einen Blick für ihren sinnlichen Körper gehabt hatte. Sie war zierlich, mit anziehenden weiblichen Rundungen, und schien sich dabei ihrer Wirkung überhaupt nicht bewusst zu sein. Egal, ob sie ein Cocktailkleid seiner Schwester trug oder legere Freizeitkleidung, ihre Wirkung auf Männer schien ihr völlig zu entgehen.
Während noch widerstreitende Gefühle in ihm kämpften, löste sie den Blickkontakt und begann, leise mit dem Pferd zu reden und es dabei zwischen den Ohren zu kraulen. So als wäre ich gar nicht da, dachte Sam. Und als wüsste sie genau, was zu tun sei, weil sie ihr ganzes Leben im Sattel verbracht hatte.
Er stieg auf Jaden, und sie trabten durch das hintere Tor in den Palmenhain, wo sie langsam zwischen den Bäumen hindurchritten. Jaden ging vorneweg, und Sam drehte sich im Sattel, um Claudia im Blick zu behalten. Endlich fühlte er sich wirklich zu Hause. Ihm war nicht klar gewesen, wie sehr ihm die Ausritte gefehlt hatten. Es war so viel einfacher, mit einem Pferd zu kommunizieren, als sich einem Menschen verständlich zu machen. Er war unendlich erleichtert, dass sich Zahara in einen anderen verliebt hatte. Sonst wäre er jetzt mit ihr verlobt.
Wie war er nur dem Gedanken verfallen, er könnte sich mit einer Frau verstehen, die er so viele Jahre nicht mehr gesehen hatte? Es war lächerlich. Er durfte gar nicht darüber nachdenken – eine Ehe mit einer Fremden.
Welch idealer Ort, um alles hinter sich zu lassen und nur noch an das Wesentliche zu denken: Pferde, Bäume, Wasser und die Familie. Und Claudia war bei ihm. Claudia, die genau wusste, wo ihr Platz in der Welt war.
Sie ließen den Palmenhain hinter sich, und Sam ritt voraus in Richtung der Sanddünen.
„Alles in Ordnung?“, rief er Claudia zu. Er war froh, dass Thunder langsam vorwärtsschritt und nicht, wie ein heißblütigeres Tier es sicher getan hätte, losgaloppierte. Das Pferd schien zu spüren, dass es eine Anfängerin auf dem Rücken trug.
„Bis jetzt schon“, rief sie ihm zu.
Sam wartete, bis sie ihn eingeholt hatte.
„Na los“, sagte sie. „Du willst ihn doch sicher mal laufen lassen. Ich warte hier auf dich.“
Er zögerte kurz. Dann nickte er und gab dem Pferd die Zügel frei. Jaden streckte sich und galoppierte in vollem Tempo los. Der Sand wehte Sam entgegen, der heiße Wind zerrte an seiner Kleidung, und er vergaß alles um sich her, spürte nur noch das Gefühl von Freiheit und Kraft in seinem Körper. Als er zu der Stelle zurückkam, wo Claudia auf ihn wartete, lief ihm der Schweiß übers Gesicht, und er lächelte breit.
Sie strahlte ebenfalls. „Du bist wie mit dem Pferd verwachsen. Aber du reitest auch schon dein ganzes Leben, stimmt’s?“
„Ja, aber ich war lange nicht mehr hier. Ich hatte ganz vergessen, wie gut es sich anfühlt. Nächstes Mal kannst du mit Thunder neben mir hergaloppieren.“
Im Trab ritten sie zurück. So lebendig hatte er sich seit Monaten nicht mehr gefühlt. Bei den Stallungen
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