In der Oase
Soldaten gelassen, mir das Haar zurückgebunden und mich unter die Stadtbevölkerung gemischt. Kampfbereit sind seine Truppen anscheinend noch nicht. Mit einem Setiu konnte ich jedoch noch nicht reden. Die Hauptleute haben uns dann alle weggescheucht.«
»Sei bedankt«, sagte Kamose mit Mühe. »Du kannst gehen. Hor-Aha, sorge dafür, dass sich die Fürsten vor Paheris Zelt versammeln. Achtoi, weck die Köche. Wir brauchen warmes Essen. Auf dem Weg dahin sagst du Ipi, er soll uns mit den Heeresschreibern aufwarten. Schick meinen Leibdiener herein.« Der Haushofmeister verbeugte sich und ging mit Hor-Aha. Ahmose, Kamose und Anchmahor waren allein.
»Warum hat Pezedchu noch nicht angegriffen?«, überlegte Ahmose laut.
»Weil seine Späher genauso gut wie unsere sind«, antwortete Kamose.»Man hat ihm gemeldet, dass die Fußsoldaten hier und nicht in der Oase sind. Er weiß, dass dort kein Kampf stattgefunden hat. Wäre er vor uns eingetroffen, er hätte Paheri angegriffen und besiegt, dann hätte er dagesessen und gewartet, dass die andere Hälfte von Apophis’ Heer aus Uah-ta-Meh nach ihrem Sieg über uns zu ihm stößt oder dass wir mit ebendiesem Heer auf den Fersen und einem ebenso großen vor uns aus der Wüste herausmarschiert wären. Wie die Dinge liegen, hat er sich seine Chancen ausgerechnet und festgestellt, dass sie nicht sonderlich gut sind. Er hat seine sechzigtausend Mann, wir jetzt die vereinte Streitmacht von achtzigtausend.«
»Er wird seine Stellung befestigen«, warf Anchmahor ein. »Er unternimmt nichts, bis seine Waffengefährten zu ihm stoßen.«
»Und wenn alles nach Plan verläuft, verdursten die im Augenblick«, meinte Ahmose ganz gegen seine Art genüsslich, womit er sowohl seine Angst vor dem Setiu-General wie auch seine Erleichterung darüber verriet, dass sich die Waagschale überwältigend zugunsten Ägyptens gesenkt hatte.
»Vermutlich stammt der Plan, uns in die Zange zu nehmen, nicht von Apophis«, sagte Kamose. Er rieb sich kräftig die Oberarme. »Ihr Götter, ist es heute Morgen kalt! Lass uns allein, Anchmahor.« Als der Fürst die Zeltklappe anhob, sah Kamose, dass sich seine Gestalt deutlich vor dem Himmel dahinter abzeichnete. Die Sonne wollte aufgehen.
Eine knappe Stunde später gesellten sich die Brüder gewaschen, angekleidet und mit Sandalen versehen zu den wartenden Befehlshabern vor Paheris Zelt. Während die ihm huldigten, bemerkte Kamose den gebeugten Rücken von Abanas Sohn Kay. »Was tust du hier?«, sprach er ihn scharf an, setzte sich und bedeutete den anderen, auch an dem runden Tisch Platz zu nehmen. Der junge Mann lächelte abbittend, doch mit einer Spur höflichem Trotz.
»Der Setiu-General soll eine Flotte aus mächtigen Schiffen auf dem Nil versteckt haben, Majestät«, antwortete er. »Falls meine Flotte mit dem Feind kämpfen soll, möchte ich darauf gefasst sein.«
»Die ›Norden‹ hat bei der Scheinschlacht am schlechtesten abgeschnitten«, meinte Kamose trocken. »Außerdem stimmt es nicht. Pezedchu hat keine Schiffe mitgebracht. Die Medjai und die Bootssoldaten werden an Land kämpfen. Und du, Kay Abana, bist kein höherer Offizier. Du verschwendest hier nur deine Zeit.« Die anderen Männer lauschten diesem Wortwechsel mit kaum verhohlenem, überlegenem Lächeln. Auf einmal hatte Kamose Mitleid mit Kay. »Trotzdem bist du ein begabter Kapitän und bei deinen Vorgesetzten hoch angesehen«, meinte er. »Du darfst bleiben, solange du den Mund hältst. Und jetzt, Achtoi, lass auftragen. Wir werden die Lage beim Essen besprechen.«
Kamose berichtete, während die Schüsseln zwischen sie gestellt wurden, doch sie hatten kaum angefangen zu essen, als sie von zurückkehrenden Spähern gestört wurden, die ihnen rasch ein Bild von Pezedchus Aufstellung vermittelten. Der General bereitete keinen Angriff vor. »Ich möchte die Medjai von den Schiffen herunterhaben, sie sollen sich frei in der Wüste bewegen können«, sagte Kamose zu Hor-Aha. »Und die Flanken angreifen, wenn die Setius aus dem Westen kommen. Paheri, die restlichen Bootsleute müssen auf dem Fluss bleiben und meine östlichen Abteilungen schützen, falls Pezedchu versuchen sollte, auf diesem Weg durchzubrechen. Intef, Mesehti, Iasen, eure Truppen und der Großteil der Streitwagen gehen am Rand der Felder in Stellung, die nach Westen gelegen sind. Um das Stück dazwischen kümmere ich mich nicht. Es ist sehr schwierig, über grüne Felder vorzugehen, die von Bewässerungskanälen und
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