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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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kümmere dich darum.« Er wollte noch mehr sagen, die Erregung teilen, die er verspürte, die vielen Mutmaßungen, die ihm durch den Kopf schossen, doch Hor-Aha entfernte sich bereits großen Schrittes und bellte dabei einen Schwall von Befehlen.
    Also hatte Ramose seinen Auftrag erfüllt. Wo war er jetzt? Versteckte er sich mit Tani an einem unbekannten Ort nahe der östlichen Grenze Ägyptens? War er etwa tot? Oder hatte man ihn gezwungen, mit Apophis’ Heer zu marschieren? Mittlerweile waren überall die Geräusche eines unmittelbar bevorstehenden Aufbruchs zu hören. Kamose sah einen Streitwagen auf dem Verbindungsweg zwischen den beiden Dörfern der Oase nach Süden donnern. Die Zelte, die einen Augenblick zuvor noch wie eine riesige Ansammlung kleiner Pyramiden dagestanden hatten, entließen jetzt einen Strom von Männern, ehe sie erzitterten und inmitten von Staubwolken zusammenfielen. In seiner Nähe bildeten sich am Teich allmählich Schlangen, Männer, die von ihren Hauptleuten zu säuberlichen Reihen geordnet wurden. Sie knieten sich hin und füllten ihre Wasserschläuche, und Kamose wusste, dass überall in den nächsten Stunden, an jeder Quelle, jedem Tümpel das gleiche Ritual ablief, bis jeder seiner fünfzigtausend Mann genug Wasser hatte, dass er den Nil erreichen konnte. Ein Jammer, dachte er, als er seiner Leibwache befahl, seinen Bruder in dem zunehmenden Gewimmel zu suchen, ein Jammer, dass die Setiu-Truppen schon bald das Gleiche tun. Wie viel befriedigender wäre es, wenn man ihnen irgendwie das nehmen könnte, was sie bei ihrer Ankunft am dringendsten brauchen. Er ließ sich einen Schemel bringen und sah zu.
    Gleich darauf kam auch Ahmose. »Ich habe die Nachricht gehört«, sagte er. »Die Fürsten werden den Rest des Tages zum Einberufen des Heeres, zur Nahrungsausgabe, zur Auffüllung der Vorräte und zum Packen brauchen. Beim nächsten Morgengrauen sind wir marschbereit. Warum hat Apophis nur einen Teil seines Heeres geschickt, dessen Zahl unserer Armee gleichkommt, Kamose?«
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, bekannte dieser. »Es kommt mir hochfahrend und sehr dumm von ihm vor und es gefällt mir überhaupt nicht.«
    »Mir auch nicht!« Ahmose rutschte unbehaglich im Sand hin und her. »Dafür gibt es nur eine Erklärung. Er hat sein Heer geteilt und die andere Hälfte stromauf nach Het nefer Apu geschickt, die soll Paheri und Baba Abana besiegen, ehe wir mit den Fußsoldaten zur Verstärkung kommen. Und wir sitzen dann zwischen zwei feindlichen Heeren, eins hinter uns und eins vor uns, in der Zange. Die warten auf uns, wenn wir aus der Wüste herauskommen.«
    »So raffiniert kann der doch gar nicht denken«, sagte Kamose langsam.
    »Nein«, meinte Ahmose. »Aber Pezedchu. Vor diesem Mann habe ich Angst, Kamose.« Kamose blickte auf den gesenkten Kopf seines Bruders.
    »Ich auch«, bestätigte der. »Wir können nichts anderes tun als uns an unseren Plan halten. Für einen anderen ist es zu spät. Wenn wir doch nur das uns nachsetzende Heer irgendwie schwächen könnten. Falls deine Annahme stimmt und wir bei unserer Ankunft in Het nefer Apu Paheri und Abana besiegt vorfinden, dann klappt der Plan nicht.«
    Ahmose antwortete nicht, und ihr düsteres Schweigen sonderte sie von dem geordneten Chaos rings um den Teich ab. Soldaten mit leeren Wasserschläuchen schubsten und drängten die beiseite, die vom Wasser fortgingen. Als Kamose zusah, wurde ein Offizier mit dem Armband eines Lehroffiziers zufällig von einem Mann beiseite geschoben, der vom Wasser fortwollte. Der Offizier wankte, hielt sich an einem der stämmigen Oleanderbüsche fest, die um den Teich wuchsen, und schaffte es, das Gleichgewicht zu wahren. Fluchend untersuchte er Hand und Unterarm, während andere ins Wasser wateten und rasch die spitzen Blätter herausfischten, die vom Busch abgerissen worden waren und jetzt harmlos auf dem Wasser trieben.
    Kamose merkte, wie ihm ganz kalt wurde, und im selben Augenblick stieß Ahmose einen Schrei aus. Er blickte auf und ihre Blicke kreuzten sich. Ahmose wölbte die Brauen. Kamose nickte. Sein Herz fing an zu hämmern. Er drehte sich um und rief: »Anchmahor!« Und schon trat der Befehlshaber der Getreuen des Königs aus dem verschatteten Eingang seines Zeltes. Kamose stand auf. Er merkte, dass er zitterte. »Wähle höhere Offiziere aus, Männer, die den Zweck dieser Anweisung verstehen«, sagte er dringlich. »Schick sie zu jeder Quelle, jedem Brunnen und Teich in der

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