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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Du veränderst dich überhaupt nicht.« Sie lachte eines ihrer jähen, seltenen Lachen.
    »Die Götter holen sich nur die Tugendsamen«, sagte sie stillvergnügt. »Wie ich sehe, hast du die Fürsten mitgebracht. Wo sollen wir die alle unterbringen? Aber komm. Uni hat am Teich Sonnensegel aufgestellt. Lass uns essen und trinken. Und was ist mit Tani? Schlechte Nachrichten, nicht wahr?« Sie strebten jetzt auf dem Pfad zum Rasen. Aahotep hatte aufgeholt und ihren Arm durch seinen geschoben, und hinter ihnen kam der Rest des Gefolges in lebhafter Unterhaltung.
    »Jetzt nicht, Tetischeri«, sagte er schroff. »Der Zeitpunkt ist ungelegen. Ich, wir alle brauchen Ruhe. Wir müssen uns offiziell bei Amun bedanken, Belohnungen verteilen und uns etwas zerstreuen, ehe wir an die Zukunft denken können!« Er war lauter und lauter geworden.
    »Verzeih mir«, sagte Tetischeri und er blieb stehen und drehte sich heftig zu ihr um.
    »Nein. Ich muss mich entschuldigen«, sagte er mit Mühe. »Du hast Recht. Die Nachrichten bezüglich Tani sind sehr schlecht und gewiss wollt ihr sie hören. Dennoch müssen wir heute Nachmittag mit den Fürsten feiern. Heute Abend erzähle ich euch alles.«
    Sie waren beim Teich und dem gefälligen, blätterübersäten Rasen angekommen. Große Sonnensegel blähten sich in der Brise. Kissen lagen im Schatten unter ihnen aufgehäuft. Die Familie nahm Platz, während Uni die anderen unter vielen Verbeugungen zu den angrenzenden Sonnensegeln bat. Diener kamen vom Haus und trugen Tabletts mit Schüsseln, Servietten und Krügen herbei. Die Musikanten bezogen neben dem Teich Stellung, der fast unter Seerosen erstickte. Tetischeri stand auf und hob gebieterisch die Hand. Auf der Stelle verstummte das Geplauder. »Fürsten von Ägypten, Befehlshaber und Freunde«, begann sie. »Ich begrüße euch hier im Herzen Ägyptens. Aus großem Leid und großer Verzweiflung ist ein Sieg erwachsen. Jetzt ist es Zeit zum Feiern. Lasst uns zusammen essen und trinken und uns daran erinnern, dass dieser Tag ohne den Mut meines Sohnes Osiris Seqenenre ein Tag wie jeder andere gewesen wäre. Mein Haushofmeister Uni steht euch während eures Aufenthalts hier zur Verfügung. Langes Leben und Glück für euch alle.« Sie setzte sich unter großem Beifallgeklatsche.
    Aahmes-nofretari saß auf einem Stuhl. Ahmose, der sich zu ihren Füßen ein Nest aus Kissen gemacht hatte, kniete sich hin und legte das Gesicht an ihren Bauch. »Du hast mir so gefehlt«, murmelte er und griff nach ihrer Hand. »Bin ich froh, dass dieses Kind mit seiner Geburt auf meine Rückkehr gewartet hat. Bist du gesund gewesen, liebe Schwester?« Sie streichelte seinen Kopf, dann schob sie ihn sanft von sich.
    »Ahmose, habe ich dir nicht in vielen Rollen diktiert, wie langweilig und vorhersehbar diese Schwangerschaft gelaufen ist?«, neckte sie ihn. »Und wo du mich jetzt so fett und hässlich siehst, liebst du mich da überhaupt noch?« Ihr Blick kreuzte sich mit Kamoses. Was will sie mir sagen?, fragte sich der. Ihr Mund lächelt, aber ihre Augen lächeln nicht. Ist sie nicht gesund gewesen? Ein Diener bückte sich, bot ihm Essen an, und die Verbindung zwischen ihm und Aahmes-nofretari brach ab.
    Er aß Obst aus seiner Nomarche, trank ihren Wein und merkte, wie sein gestörtes Gleichgewicht zurückkehrte, während ihm die sommerlichen Gerüche seiner Kindheit in die Nase stiegen und seine Ohren die Stimmen hörten, die für den Heranwachsenden Sicherheit und Frieden bedeutet hatten. Doch er wusste, dass sein Heim ihn nicht mehr erkennen würde, wenn er jetzt aufstand, den Rasen überquerte und hineinging. Es hatte sich nicht verändert. Er jedoch war fortgefahren und hatte Finsteres ausgeheckt, das er selbst jetzt noch aus allen Poren verströmte, eine unsichtbare Wolke, die die Pracht dieses goldenen Nachmittags schmälerte und die muntere Menge ringsum wie ein verblasstes Gemälde auf brüchigem Papyrus wirken ließ.
    Er sah Ramose und Nofre-Sachuru unter dem Sonnensegel dicht nebeneinander sitzen, wo auch die Fürsten tranken und lachten. Mann und Mutter hatten sich einander zugewandt, ihre Mienen waren ernst, ihre Unterhaltung offenkundig auch. Sein Blick schweifte zu Anchmahor, der mit einem Finger auf den gekreuzten Knöcheln den Takt der Trommeln mitschlug, deren Rhythmus durch den Garten dröhnte.
    Nachdem ihr Appetit gestillt war, verließen die Fürsten allmählich den Platz unter dem Sonnensegel, verneigten sich einer nach dem anderen vor

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