In der Oase
der Steinmetze und überzeuge dich, dass das Meißeln meiner beiden Stelen gute Fortschritte macht. Ich möchte sie nach meiner Rückkehr im Tempel aufstellen. Meinem Oberschreiber Ipi diktiert und mit eigener Hand unterzeichnet. Kamose.
Dritter Tag im Thot. Grüße an die Große Königin Tetischeri, meine geliebte Mutter und meine innig geliebte Schwester am dritten Tag des neuen Jahres. Wie gern wäre ich am ersten Tag dieses Monats bei euch gewesen, wenn ganz Ägypten den Aufgang des Sopet-Sterns feiert. Hier gibt es noch kein Anzeichen, dass Isis weint, aber ich denke, sie wird unsere Bemühungen um die Maat belohnen und uns eine reichliche Überschwemmung bescheren.
Ich diktiere dieses bei Sonnenuntergang auf dem Deck meines Schiffes. Die ganze Wüste, die alte Festung, die Lehmhütten von Mi’am, die reglosen Palmen, alles glüht rot in Res letzten Strahlen. Um diese Stunde hebt sich unsere Laune wieder. Eine leichte Brise weht die nächtliche Kühle der Wüste heran. Achtoi bringt mir kühles Bier, das den ganzen Tag im Fluss gestanden hat. Die Dorfbewohner schleichen sich näher und erhalten unsere Reste. Nach zwei Feldzügen am Nil kommt mir vieles vertraut vor, aber dennoch wirkt dieses Land auf mich fremd, wild, unwirtlich und außerhalb der Zivilisation, die wir überall mit uns bringen.
Morgen will ich an die fünfhundert Mann hier lassen und mit dem Rest nach Süden, nach Buhen ziehen. In dieser Gegend gibt es nicht mehr viel zu tun. Wir müssen zu Fuß weiter, denn der Nil steigt ein wenig an. Ich brenne darauf, die große Festung Buhen zu überprüfen, ob es sich lohnt, sie auszubessern und Soldaten dort zu lassen, und hoffentlich ergibt sich die Möglichkeit, gleichzeitig die Goldbergwerke und das Gold zurückzuerobern. Ich verlasse mich darauf, dass ihr die Briefe bekommen habt, die Ahmose diktiert hat. Gewiss hat er dir, Aahmes-nofretari, erzählt, dass man dort, wohin wir gehen, das Gold beim Spazierengehen am Flussufer aufheben und unter Wasser glitzern sehen kann. Ich liebe euch alle. Meinem Oberschreiber Ipi diktiert und mit eigener Hand unterzeichnet. Kamose.
Siebter Tag im Paophi. Grüße an die Große Königin Tetischeri. Wenn ihr doch nur diesen großartigen, beeindruckenden Ort sehen könntet! Die Festung Buhen schmiegt sich zwischen niedrige Sandhügel in eine sehr fruchtbare Ebene, die sich beiderseits des Nils erstreckt und viele Felder und Palmenhaine aufweist. Der Fluss verläuft hier lang und gerade. Es gibt keine Engen, keine Felsen oder gefährliche Strömungen.
Die Festung jedoch zieht das Auge auf sich. Ich werde sie nicht in Einzelheiten beschreiben, außer dass ungefähr ein Drittel der Einwohner Wasets hinter ihren Ziegelmauern Platz hätte. Sie gleicht einer kleinen, befestigten Stadt. Ramose sagt, sie erinnert ihn an die Zitadelle von Auaris.
Die beiden großen Tortürme gehen auf zwei Anleger aus Stein, doch ungeheuer mächtige Tore öffnen sich nach Westen hin auf die Wüste. Zu den Ausmaßen äußere ich mich nicht weiter. Ahmose lässt sie aufzeichnen. Er drängt mich, die Festung wieder in Betrieb zu nehmen, Soldaten hier zu lassen, aber augenblicklich sehe ich dafür keine Notwendigkeit. Außerdem brauche ich meine Soldaten zum Vertreiben der letzten Setius, ehe ich mich ernsthaft für Kusch interessieren kann. Hier stationierte Soldaten hätten frisches Gemüse und Fleisch, aber Korn und alle anderen Vorräte müssten regelmäßig aus Ägypten kommen, und Ägypten ist noch nicht in der Lage, sich mit Buhen zu befassen.
Es hat über einen Monat gedauert, bis wir uns nach hier durchgekämpft hatten. Wir erwerben uns viel guten Willen für die Zukunft, aber ich leide darunter, dass ich diesen Feldzug machen musste.
Buhen selbst war auch von Kuschiten überfallen worden, die heftig gegen uns gekämpft haben und die Festung drei Tage lang halten konnten, aber aufgrund der hervorragenden Bauweise, nicht wegen ihrer Tüchtigkeit als Krieger. Als wir erst einmal drinnen waren, gab es ein gewaltiges Gemetzel und unsere Männer schleifen noch immer Leichen nach draußen. Ihre Frauen und Kinder habe ich nach dorthin zurückgeschickt, woher auch immer sie aus dieser gnadenlosen Ödnis gekommen sind.
Ahmose und ich haben uns viel über das Gold unterhalten. Es wurde bei Teti-en in Defufa gesammelt und auf Barken mit sehr wenig Tiefgang zu Apophis nach Norden verschifft. Doch diese Barken sind nirgendwo zu sehen, daher nehmen wir an, dass sie alle in Defufa sind.
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