In der Oase
Passt wieder gut auf den Fluss auf. Möglicherweise versucht Het-ui, Apophis eine Botschaft zu schicken, nachdem er meine Flotte hat vorbeifahren sehen. Meinem Oberschreiber Ipi diktiert und mit eigener Hand unterzeichnet. Kamose.
Neunzehnter Tag im Mesore. Grüße an die Große Königin Tetischeri. Mittlerweile dürfte das Schöne Fest vom Wüstental vorbei sein. Ich habe für das Ka meines Vaters gebetet. Desgleichen habe ich für Si-Amun gebetet, ihr vermutlich auch.
Ich hatte jedoch wenig Zeit für Gebete. Wir sind langsamer vorangekommen, weil wir dort, wo der Fluss breiter und flacher wird, nach verdeckten Sandbänken suchen mussten. Laut den Lotsen wandern diese Sandbänke von Zeit zu Zeit und können deshalb nicht auf Karten verzeichnet werden. Das gilt insbesondere für den Sommer, wenn der Wasserstand niedrig ist. Zweimal haben wir einen ganzen Tag verschwendet, weil alle die Schiffe verlassen und wir sie am Ufer auf Rutschen ziehen mussten. Damit haben wir Stromschnellen und Sandbänke umgangen.
Wawat ist ein Land von wilder Schönheit. Große Felsen, die grob behauenen Pyramiden gleichen, ragen aus einem hellbraunen Land und bisweilen kommen wir an Felsschroffen vorbei, durch die man die Wüste sehen kann. Wenn die Felsen weichen, fahren wir an riesigen Ebenen vorbei, über die der Wind weht, der gewaltige, goldene Dünen aufwirft oder um eigenartige Felsformationen jault.
Am Ufer zwischen diesen unfruchtbaren Ebenen und dem Wasser haben wir zum ersten Mal kleine Dörfer erblickt, die sich an schmale, fruchtbare Streifen klammern, jedoch von Palmenhainen und Sykomoren umgeben sind. Hor-Aha erzählt mir, dass das Getränk aus den Nüssen der Doum-Palmen sehr süß ist. Mir ist aufgefallen, dass ich hier keinen Schatten werfe. Der Schatten meine Leibes fällt genau zwischen meine Beine.
Augenblicklich haben wir in Mi’am angelegt. Hier befindet sich ein großer Friedhof und eine Festung, die ausgebessert werden muss, aber ich habe beides noch nicht erforscht. Die Hitze ist unbeschreiblich, ein Feuerofen, der die Flüssigkeit aus dem Körper saugt und einem jegliche Lust auf Bewegung nimmt. Mi’am liegt mitten in Wawat, eine gute Lage, von hier aus kann man vorgehen. Unsere ägyptischen Soldaten sind entmutigt. Das machen die Hitze und diese endlose Trostlosigkeit. Auch ich spüre, wie sich mein Ka aus dem Leib lösen will, aber ich kann nicht zulassen, dass mich diese geistige Dumpfheit übermannt. Ich erwarte Berichte von meinen Spähern und Nachrichten von euch. Meinem Oberschreiber Ipi diktiert und mit eigener Hand unterzeichnet. Kamose.
Einundzwanzigster Tag im Mesore. Grüße an die Große Königin Tetischeri. Gestern habe ich deinen Brief erhalten. Herzlichen Glückwunsch, ihr seid sehr wachsam gewesen. Der Brief Nofre-Sachurus an Fürst Meketra hat, wie ihr sagt, einen eigenartig offiziellen Ton, so als hätte sie mit ihm eine Art Vertrag oder Übereinkunft geschlossen, und es soll ein ähnlicher an Fürst Iasen in Badari abgehen. Ich frage mich, was in ihrem Kopf vorgeht. Vielleicht ist es der verzweifelte Wunsch, zu alten Freunden zu entkommen, aber ich vermutete Schlimmeres. Beobachtet sie weiterhin, aber greift nicht ein. Sie ist eine böse Frau, doch falls ich mich irre, riskiere ich das Missfallen der Götter.
Wir haben die letzten elf Tage viele Scharmützel mit Wüstenräubern bestanden, die den Dörfern der Medjai zu schaffen gemacht haben. Die Kuschiten sind erbärmlich bewaffnet. Die meisten haben nur Keulen. Einige Messer. Ganz wenige schwingen Schwerter, die verdächtig nach ägyptischen aussehen. In vergangenen Hentis wohl aus ägyptischen Festungen geplündert. Sie tragen lediglich ein Lendentuch aus Gazellenleder und gehen barfuß auf einem Sand, der bei uns allen, abgesehen von den abgehärtetsten Bauern, die Haut an den Fußsohlen verbrennen würde. Sie kreischen tüchtig und schütteln ihre Keulen. Die Medjai erwidern das Kreischen, und dann kommt es zu dem üblichen Getümmel, Laufen, Schießen und Hacken, Blut und Schweiß und Wunden. Unsere Verluste sind so gering, dass man sie vergessen kann. Morgen schicke ich tausend Medjai unter Hor-Aha in den nordöstlichen Teil von Chent-en-nefer, sie sollen dort die letzten noch vorhandenen Kuschiten vernichten. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie sich an unsere Grenze anschleichen. Wawat bietet ein hervorragendes neutrales Gebiet, deshalb müssen wir hier weiterhin für Frieden sorgen.
Schick jemanden in die Werkstatt
Weitere Kostenlose Bücher