In der Oase
Soldaten mitgebracht. Zu viele. Die Kasernen sind überfüllt und bersten schier und die Verteilung von Essen bereitet großes Kopfzerbrechen. Natürlich habe ich nicht gewusst, dass sie mit ihrem Privatheer kommen würden, sonst hätte ich es verboten. Kamose, das gefällt mir nicht.«
»Mir auch nicht«, antwortete er, aber nach einer kleinen Pause. »Hat es Ärger gegeben, Tetischeri? Rührt sich Apophis? Was ist mit Pi-Hathor und Esna?« Sie schüttelte heftig den Kopf.
»Nichts dergleichen. Die Nachrichten von Abana aus dem Norden sind gut. Im Delta ist alles ruhig. In Pi-Hathor auch. Die Fürsten haben keinen Grund, Hunderte von zusätzlichen Essern mitzubringen.«
»Was ist los, Großmutter?«, fragte Kamose leise. »Was witterst du? Sind die Fürsten respektvoll und gehorsam gewesen?« Tetischeri sagte achselzuckend:
»Ich habe keine Veränderung in ihrer Haltung mir gegenüber feststellen können, aber sie haben sich geweigert, Anchmahors Vorschlag bezüglich der Einquartierung ihrer Soldaten auf dem Westufer in Erwägung zu ziehen. Er ist etwas vor ihnen eingetroffen und hat versucht, irgendwie Ordnung zu schaffen. Er konnte jedoch nicht mehr tun, als sie und ihr Gefolge aus dem Haus herauszuhalten.« Kamose erschrak jetzt wirklich.
»Konntest du nicht durch ihn diese Befehle erteilen?«, fragte er.
»Und ob ich das versucht habe«, antwortete sie aufrichtig, »und ich habe auch bis zu einem gewissen Grad Erfolg gehabt. Aahmes-nofretari hat unsere Männer ausgesondert, und die überwachen nun die Stadt und natürlich das Anwesen selbst. Oberflächlich betrachtet hat es keine Zwischenfälle gegeben, Kamose«, schloss sie entnervt. »Ich habe es im Gefühl, beunruhigende Andeutungen, ein unbestimmter Verdacht, dass hier etwas nicht stimmt. Bin ich erleichtert, dass du wieder daheim bist!«
Sie hatten jetzt den Vorbau erreicht. Kamose drehte sich um und winkte Hor-Aha zu sich, der sich weit abgeschlagen in der plaudernden Menge befand. »Bring die Medjai über den Fluss und quartiere sie ein«, sagte er, als der General kam und sich verbeugte. »Dort soll sie dein Stellvertreter befehligen. Dich brauche ich hier.« Er wandte sich an seinen Herold. »Chabechnet, geh in den Tempel und richte dem Hohen Priester aus, dass ich darauf brenne, meine Stele zu sehen und Amun für eine erfolgreiche Unternehmung in Wawat zu danken. Ich komme morgen früh.« Und zu Tetischeri sagte er: »Heute Abend geben wir ein Fest. Aber erst möchte ich baden, frühstücken und die Kasernen überprüfen.«
Er streckte die Arme nach seiner Mutter aus, die geduldig hinter ihm gewartet hatte. »Setz dich zu mir, Aahotep, wenn ich aus dem Badehaus zurück bin«, bat er. »Ich möchte mit dir reden.«
Gebadet und frisch geschminkt, speiste er am Teich unter seinem Sonnensegel, und da kam auch schon Aahotep und ließ sich mit dem Fliegenwedel in der Hand geschmeidig und anmutig neben ihm nieder. Kamose dachte, wie gut sie aussieht. Ihre kupferfarbene Haut schimmerte. Der volle Mund, mit rotem Henna bemalt, zeigte strahlend weiße Zähne, die kleinen Knitterfalten um ihre Augen, die teilweise vom Kohl verdeckt wurden, betonten nur noch ihre dunkle, reife Schönheit. »Du solltest wieder heiraten«, sagte er ohne nachzudenken. Vor Überraschung wurde ihr Lächeln noch strahlender.
»Wozu?«, fragte sie. »Und wen?« Er lachte.
»Verzeih mir, Mutter. Ein kleiner Gedanke ist meinem Mund entschlüpft, ehe er sich verflüchtigen konnte. Möchtest du Wein? Etwas Gebäck?« Sie schüttelte den Kopf. »Dann hätte ich gern deine Meinung zu den Berichten gehört, die Tetischeri in den vergangenen fünf Monaten von den Fürsten erhalten hat. Du hast sie doch gewiss gelesen. Und erzähle mir von Aahmes-nofretari.« Der Fliegenwedel bewegte sich jetzt hin und her, aber zu langsam, als dass das Rosshaar die warme Luft bewegt hätte.
»Die Berichte waren steif, pflichtgetreu, an ihrer Formulierung war nichts auszusetzen«, sagte sie nachdenklich, »dennoch haben sie uns beide, Tetischeri und mich, beunruhigt, aber warum, das wissen wir auch nicht.« Sie hob den Blick zu ihm. »Lies sie selbst, Kamose. Vielleicht haben wir zu lange mit Lug und Trug gelebt und sehen jetzt Gespenster, wo keine sind. Ich weiß es nicht. Die gleiche höfliche Kühle spüren wir, seitdem sie selbst hier sind. Sie lassen es nicht an Achtung fehlen, aber irgendwie sind sie hinter ihren erlesenen Manieren kalt, vielleicht sogar berechnend?« Der Fliegenwedel fiel in
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