Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
Vom Netzwerk:
Bäumen rechts und links vom Weg, der im Nichts verlief, rührten sich nicht mehr. In ihrem Kopf herrschte Leere. Sie konnte nur noch das gedämpfte Rauschen ihres eigenen Blutes und ihren eigenen schluchzenden Atem hören.
    Dann fuhr die Keule herunter. Ahmose fiel zur Seite. Und Aahotep stieß dem Mörder mit einem wilden Schrei ihr Messer in den Rücken. Der Schmerz schoss ihr vom Handgelenk bis in die Schulter und entsetzt merkte sie, dass sie nur eine Rippe getroffen hatte. Langsam drehte sich der Mann um. Es war Fürst Meketra und seine Miene drückte staunenden Unglauben aus. Aahotep keuchte und weinte und hätte beinahe das Messer fallen lassen, fasste sich jedoch, umklammerte den Griff mit beiden Händen, hob es hoch und stieß es Meketra genau unter die Schulter. Dieses Mal fuhr es tief hinein. Meketra fiel unbeholfen auf die Knie und riss sie mit und sein bestürzter Blick wanderte zu der Waffe, die so widersinnig aus seinem Fleisch ragte. Aahotep stemmte einen Fuß auf seine Brust und riss das Messer heraus. Meketra fiel rückwärts, Aahotep mit ihm und dieses Mal stieß sie ihm die Klinge in die Halsgrube. Seine Augen weiteten sich und er wollte husten.
    Aahotep sah ihn nicht sterben. Auf Händen und Knien kroch sie sofort zu Ahmose. Er lag schlaff da, hatte die Augen halb geschlossen und eine Seite seines Kopfes war nur noch Blut, auch sein Mund war blutverschmiert. Neben ihm lag Kamose, ein Pfeil ragte aus seiner Seite und er hatte eine Hand auf die Brust gelegt und die andere ausgestreckt, als erwartete er, dass ihm jemand etwas in die braune Handfläche legte. Er lächelte ein wenig, doch sein Blick war starr. Er war tot.
    Mit einem Schlag kehrte die Welt zurück. Die Vögel zwitscherten wieder. Die Bäume schwankten und zitterten in der Morgenbrise. Sonnenschein fiel auf den Weg. Und Aahotep, die betäubt zwischen ihren Söhnen kauerte, hörte ein wirres Geräusch von der Bootstreppe her. Gewiss töten sie mich, dachte sie dumpf. Das Messer. Ich muss das Messer haben. Ich muss mich irgendwie verteidigen. Aber sie starrte weiter wie gelähmt auf Meketras Leiche und konnte sich nicht rühren.
    Bellende Befehle. Schwere Schritte hinter ihr. Sie zog vor dem Hieb, der fallen musste, die Schultern ein, doch stattdessen hörte sie Ramose sagen: »O ihr Götter, o ihr Götter. Kamose!«, und da drehte sie sich um und sah, wie er neben ihr auf die Knie sank.
    »Majestät?«, sagte ein anderer. »Darf ich dir helfen? Bist du verletzt?« Langsam blickte sie hoch und erblickte Anchmahor vor dem strahlenden Himmel. Sie nickte erschöpft, spürte, wie seine Arme sie umfingen, und ließ sich aufheben.
    »Aahmes-nofretari«, rang sie sich ab. »Lass mich, Anchmahor. Ich brauche dich nicht, aber sie. Sie ist zum Exerzierplatz gelaufen und versucht, unsere Soldaten unter Kontrolle zu bekommen. Die Fürsten…« Sie brachte den Satz nicht zu Ende. Mit halbem Auge sah sie Hor-Aha angerannt kommen, sein schwarzes Gesicht war eine wutverzerrte Maske. Als sein Blick auf Kamose fiel, blieb er wie angewurzelt stehen. Dann stieß er einen Laut aus, halb tierisch, halb Schrei, der Aahoteps sonderbare Gefühllosigkeit durchdrang. »Wie viele Medjai hast du mitgebracht, General?«, fragte sie. Er starrte sie einen Augenblick lang verstört an und zitterte wie ein erregtes Pferd.
    »Ich habe meinem Gebieter geschworen, dass ich meinen Herrn beschütze«, stieß er hervor. »Ich bin meiner Pflicht nicht nachgekommen.« Erschrocken erkannte Aahotep, dass er Seqenenre meinte.
    »Jetzt nicht, Hor-Aha«, sagte sie scharf. »Wie viele?« Bei diesem Ton kam er wieder zu sich.
    »Fünfhundert, Majestät«, antwortete er. »Sie gehen gerade an Land.«
    »Dann führe sie auf der Stelle zu den Kasernen«, befahl sie. »Aahmes-nofretari versucht, eine Meuterei aufzuhalten. Unterstelle dich ihrem Befehl. Jetzt, General! Und du auch, Anchmahor!« Sie fuhr zu Ramose herum, der aufgestanden war, aber noch immer starr auf Kamoses Leichnam blickte und selbst blass bis an die Lippen war. »Ramose, deine Mutter ist verhaftet«, sagte sie leise. »Einiges von dem hier hat sie angerichtet. Falls du sie findest, so bitte ich dich, hör sie nicht an. Verstehst du mich?« Tränen liefen ihm über die Wangen, doch er schien es nicht zu merken. Er nickte ausdruckslos. »Gut«, fuhr Aahotep fort. »Nimm dir zwanzig von den Medjai. Ich möchte, dass Kamose in den Empfangssaal getragen wird, aber Ahmose muss auf sein Lager gelegt werden. Er lebt noch. Das

Weitere Kostenlose Bücher