In der Oase
angeht, so sind wir freigebig gewesen. Ein hungriger Soldat kämpft nicht gut. Wir haben genug Korn und Gemüse und reichen damit bis zur nächsten Ernte. Die Äcker rings um die Stadt sind schon bestellt.«
In diesem Augenblick trat eine kleine Prozession von Dienern mit Tabletts voll Schüsseln ein, und der luftige Raum füllte sich mit dem Duft warmen Essens. Auf einen weiteren Wink von Paheri hin begannen sie mit dem Auftragen, und Kamose merkte, dass er zum ersten Mal seit vielen Tagen wirklich heißhungrig war. Dieser Mann vergisst aber auch gar nichts, dachte er und sah zu, wie die gebratene, mit Lauch und Knoblauch gefüllte Gans auf dem Behelfstisch abgesetzt wurde, den ein anderer Diener vor ihm aufgestellt hatte, und darauf folgten Brot in Olivenöl, das mit Wacholder gewürzt war. »Ich glaube, ich lasse dich nicht bei den Bootsleuten, Paheri, du solltest lieber die Verpflegung des Heeres organisieren«, spaßte er, während er sich Öl von den Fingern leckte. Sofort blickte Paheri erschrocken und entsetzt.
»O Majestät, du kannst mir befehlen, aber ich bitte dich, bedenke…« Kamose lachte schallend.
»So dumm, dass ich einen geborenen Schiffbauer von seinen Schiffen wegnehme, bin ich nicht«, sagte er. »Ich habe nur Spaß gemacht, Paheri. Ich bin mehr als zufrieden mit dem, was du hier geschaffen hast.«
Während sie speisten, drehte sich die Unterhaltung um allgemeine Dinge, schweifte jedoch niemals zu Themen ab, die Soldaten nicht interessierten. Abana wollte von den Brüdern alles über die Medjai wissen, woher in Wawat sie kämen, wie viele verschiedene Stämme die Division der fünftausend ausmachten, die Kamose bei sich behalten hatte, wie sie sich ihre legendäre Kunst als Bogenschützen erworben hätten. Kamose merkte seinen Worten kein Vorurteil an, sondern nur Wissbegier, daher antwortete er so bereitwillig, wie er konnte. »Das musst du General Hor-Aha fragen«, bekannte er schließlich. »Er kennt die Medjai besser als jeder andere, schließlich hat er sie aus Wawat mitgebracht. Ich weiß nur, dass wir im vergangenen Jahr ohne die staunenswerte Genauigkeit ihrer Kunst nicht so schnell entlang dem Fluss gesiegt hätten. Ich weiß nicht einmal, welche fremden Götter sie anbeten.«
»Sie interessieren sich für Wepwawet von Djawati und Chentiamentiu von Aabtu«, sagte Ahmose. »Beides sind ägyptische schakalköpfige Kriegsgötter. Aber sie haben eine seltsame Religion, sie glauben, dass bestimmte Steine oder Bäume gute oder böse Geister beherbergen, die man beschwichtigen muss, und jeder trägt einen Fetisch, der ihn vor Feinden schützt.«
»Hor-Aha auch?«, fragte Kamose, erstaunt über die Informationen, die Ahmose irgendwo aufgeschnappt haben musste. Ahmose nickte, den Mund voll Sesamkuchen.
»Er besitzt einen Leinenfetzen, mit dem unser Vater einst das Blut aus einer Schramme gestillt hat. Den hat er mir einmal gezeigt. Er hat ihn in einem kleinen Lederbeutel, der in seinen Gurt eingenäht ist.«
»Ihr Götter«, murmelte Kamose und wechselte das Thema.
Nachdem sie das Essen verschlungen hatten, führte Paheri sie in die Stadt, wo sie die Lager überprüften, und dann in die Zelte der Soldaten. Überall fiel Kamose auf, wie ordentlich die Habe der Männer war, wie sauber ihre spärliche Kleidung und mit welcher Sorgfalt sie ihre Waffen pflegten. Schwerter glänzten scharf und makellos, Bogensehnen waren geölt, der Strick, mit dem das Axtblatt am Stiel befestigt war, war nicht ausgefranst und fest angezogen. Am Ende war er also doch noch Oberbefehlshaber einer kämpfenden Truppe geworden, die man eine Bootstruppe nennen konnte.
Ehe er sich auf sein Schiff zurückzog, traf er eine Verabredung für den nächsten Tag, weil er sich die Manöver ansehen wollte, die Paheri und Abana für ihn abhalten wollten, und bekam von Paheris Schreiber einen ganzen Arm voll Rollen überreicht. »Das sind alle Berichte unserer Späher aus dem Delta«, erläuterte Paheri. »Die meisten habe ich dir nach Waset geschickt, Majestät, aber vielleicht möchtest du mit diesen Kopien dein Gedächtnis auffrischen. Es ist auch eine Rolle von General Hor-Aha dabei. Sie ist versiegelt und mit der Anweisung versehen, sie dir persönlich bei deiner Ankunft zu übergeben. Was ich hiermit getan habe.« Kamose gab den unordentlichen Haufen an Ipi weiter.
»Sind hier in der Gegend irgendwelche Setiu-Spione gefangen worden?«, fragte er Paheri. Der schüttelte den Kopf.
Kamose ging die Laufplanke hoch und
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