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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Baba Abana, und kam den holprigen Weg entlanggeschritten. Beide Männer blieben stehen, knieten nieder und legten die Stirn in den Staub. Kamose hieß sie aufstehen, und zusammen betraten sie das Zelt. Paheri zeigte auf einen Stuhl, und Kamose nahm Platz und bedeutete dem Rest, er könne sich setzen. Ahmose nahm einen Schemel, aber Paheri und Baba Abana ließen sich auf eine zerschlissene Matte sinken und kreuzten die Beine. Gleich neben der Zeltklappe wartete ein Diener. Achtoi ging zu ihm. Ipi setzte sich auf den Teppich zu Kamoses Füßen und machte seine Palette bereit.
    Kamose musterte seine beiden Hauptleute. Paheri blickte sich um und runzelte unmerklich die Stirn, hakte im Geist bestimmt eine Liste ab. Alles, von seinem aufrechten Rücken bis hin zu seinen ruhigen gefalteten Händen und der Ausstrahlung besorgter Autorität, zeugte von seinen Jahren als Bürgermeister von Necheb. Baba Abana jedoch saß locker da, der Schurz lag zerknautscht auf seinen Schenkeln, und die schwieligen Finger zogen vor seinen gekreuzten Beinen ein unsichtbares Muster auf dem Läufer. »Eure Berichte«, sagte Kamose. Paheri räusperte sich, streckte die Hand aus, in die sein Schreiber eine dicke Rolle legte, entrollte sie und warf Kamose einen strengen, jedoch unpersönlichen Blick zu.
    »Du wirst, glaube ich, erfreut über das sein, was Baba und ich aus dem Pöbelhaufen gemacht haben, den du uns dagelassen hast«, sagte er. »Alle, Hauptleute wie Mannschaften, haben ungemein hart gearbeitet und sind eine schlagkräftige Bootstruppe geworden. Meine Schiffbauer aus Necheb haben dafür gesorgt, dass jedes der dreißig Zedernholzschiffe, die du uns dagelassen hast, hervorragend in Schuss ist. Ich habe hier einen Bericht über jedes Schiff, die Namen seiner Hauptleute und Besatzung und über die besonderen Fähigkeiten jedes Einzelnen. Schätzungsweise einer von fünf Soldaten konnte nicht schwimmen, als wir mit der Ausbildung begonnen haben. Jetzt können alle nicht nur schwimmen, sondern auch tauchen.«
    »Wir haben uns eine Regel ausgedacht: Jeder Mann, der eine Waffe über Bord fallen ließ, musste sie auch wieder heraufholen«, warf Abana ein. »Anfangs mussten wir ein paar einheimische Jungen einstellen, die haben nach den Schwertern und Äxten getaucht, und die Schuldigen haben kein Bier bekommen, aber jetzt sind sie so gute Bootsleute, dass sie keine Waffen mehr verlieren, ganz zu schweigen davon, dass sie danach tauchen müssen.« Paheri machte den Mund auf und wollte aus der scheinbar endlosen Rolle vorlesen, aber Kamose griff hastig ein.
    »Ich gehe davon aus, dass du eine Kopie deiner Listen hast«, sagte er. »Gib sie Ipi, und ich sehe sie mir dann in aller Ruhe an. So kann ich den Inhalt besser aufnehmen. Ich beglückwünsche euch beide zu dem Schwimmunterricht. Ein in der Schlacht ertrunkener Mann ist ein sinnloser und unnötiger Verlust. Ich sehe schon, dass ich mein Vertrauen in die richtigen Männer gesetzt habe.« Sein Ton war nicht schmeichlerisch, und das Kompliment wurde als ihnen gebührend aufgenommen. »Und jetzt berichtet von der Ausbildung, die ihr euch ausgedacht habt«, fuhr Kamose fort. Paheri nickte, doch ehe er sprach, winkte er seinem Diener, der an der Zeltklappe wartete. Der Mann verbeugte sich und verschwand.
    »Baba und ich haben gemeinsam eine Strategie ersonnen«, erläuterte Paheri, »aber Baba hat sich um die Ausführung gekümmert. Wir haben nicht mehr auf dem Land geschult. Die Soldaten haben in den ersten zwei Monaten auf den Schiffen gegessen, geschlafen und geübt, und später durften sie erst Zelte am Ufer aufstellen, wenn sie in einer der wöchentlichen Übungsschlachten gesiegt hatten.«
    »Bin ich froh, Majestät, dass du unsere ersten erbärmlichen Versuche einer Wasserschlacht nicht gesehen hast«, sagte Abana, und seiner Stimme war das Lächeln anzuhören. »Schiffe haben sich gerammt, Riemen hingen herunter und brachen, Soldaten verloren das Gleichgewicht, als sich das Schiff neigte, Hauptleute beschimpften sich quer übers Wasser. Und natürlich fielen Schwerter, Äxte und Dolche gleich massenweise in den Nil. Das waren enttäuschende Tage.« Aber er blickte gar nicht enttäuscht, sondern froh und selbstgefällig.
    »Der Kampfgeist ist hervorragend. Kaum zu glauben, dass der zusammengewürfelte Haufen mürrischer Bauern das geworden ist, was du morgen zu sehen bekommst. Die Hauptleute haben eine Vorführung vorbereitet, die dir hoffentlich Spaß machen wird. Was unsere Vorräte

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