In der Oase
herunterkamen. Er war staubig und lächelte. Kamose begrüßte ihn freundlich. »Die Setiu-Arbeiter haben keinerlei Ärger gemacht, Majestät«, antwortete der Mann auf Kamoses Frage. »Noch ein Monat, und der Platz ist, glaube ich, eingeebnet. Was soll ich dann mit ihnen machen? Ich habe die Kasernen als Unterkunft für sie stehen lassen.« Kamose überlegte.
»Sie sollen sich die Kaserne als Dauerbleibe einrichten«, beschied er. »Du und dein Helfer, ihr könnt euch das Haus nehmen, aus dem Fürst Meketra ausgezogen ist. Die Setius sollen Boden heranschaffen, und nach der nächsten Überschwemmung sollen sie ihn bebauen. Du hast hier gute Arbeit geleistet. Ich bin froh, Neferusi in deinen Händen zu wissen. Brauchst du sonst noch etwas?« Der Mann verbeugte sich.
»Falls wir ein Dorf werden sollen, wäre es gut, wenn wir einen Arzt hätten«, sagte er. »Und auch einen Priester, der dem Amun-Schrein dient, den ich gern erbauen lassen würde. Auch ein weiterer Schreiber würde uns die Arbeit erleichtern.« Kamose wandte sich an Ipi, der wie ein Wilder mitschrieb.
»Hast du das?«, fragte er. Ipi nickte. »Gut. Hauptmann, du bekommst, was du brauchst. Ipi wird einen Beschlagnahmungsbefehl für dich aufsetzen, mit dem gehst du nach Chemmenu. Mache weise Gebrauch davon. Damit darfst du in die Speicher und auch in die Lager, bis die Setius ihr eigenes Getreide und Gemüse erzeugen können. Falls sie sich gut benehmen, versorgen wir sie im nächsten Jahr vielleicht mit Frauen.« Der Hauptmann blickte Kamose unschlüssig an, und als er den König grinsen sah, lachte auch er.
»Frauen verschlimmern meine Probleme nur, Majestät«, sagte er. »Das ist nun wirklich ein Luxus, den die Fremdländer nicht brauchen, zumindest im Augenblick nicht. Ich danke dir, Majestät, und wenn du mich entlässt, möchte ich an meine Arbeit zurückkehren.«
Kamose reckte sich. »Heute fühle ich mich so unbeschwert, Ahmose. Wir fahren erst morgen früh weiter. Het nefer Apu liegt nur vierzig Meilen stromab und wir sind schnell dort. Noch haben wir nicht Mechir.«
Wie Ahmose geargwöhnt hatte, war das Land von Neferusi an in einem schlimmen Zustand. Hektarweise ungepflügte braune Erde zwischen schlaffen Grasbüscheln und hässlichem Wildwuchs. Hier und da verschlammte Bewässerungsgräben und Überreste vom Hochwasser wie Äste, Tierknochen, alte Vogelnester und anderer Unrat. In der Nähe der zerstörten Dörfer waren Grüppchen von verdreckten Frauen und teilnahmslosen Kindern zu sehen, die sich über die Fleckchen beugten, die sie gesäubert hatten. Sie richteten sich nicht einmal auf, als die kleine Flotte vorbeifuhr. »Gib ihnen Korn, Kamose!«, drängte Ahmose, der neben ihm stand. »Wir haben reichlich!« Doch Kamose kniff den Mund zu einem schmalen Strich zusammen und schüttelte den Kopf.
»Nein. Sie sollen leiden. Hierher kommen Bauern aus unserer eigenen Nomarche, die können dann ihre elenden Hütten mit ägyptischen Kindern füllen, nicht mit Setiu-Mischlingen. Anchmahor!«, rief er dem Befehlshaber der Getreuen gereizt zu. »Schick jemanden zu den anderen Schiffen. Die Medjai sollen mit ihrem Krach aufhören! Er passt nicht zu der trostlosen Verwahrlosung rings um uns!«
Einen Tag vor Het nefer Apu trafen sie auf ihre eigenen Späher, die ständig den Verkehr auf dem Fluss überwachten, und zu ihrer großen Erleichterung konnten sie, schon lange ehe die Stadt in Sicht kam, in der klaren Luft, in die sich der Staub vom Lager mischte, den Krach der Bootsleute hören. Die Medjai begannen aufgeregt zu schwatzen. Kamoses Kapitän rannte zum Steuermann, stieß abwechselnd Befehle oder laute Warnrufe für die Kapitäne der Zedernbarken aus, die überall auf dem Fluss lagen. Herolde am Ufer mischten sich in den allgemeinen Tumult, und Kamose hörte ihre Rufe von Mund zu Mund gehen. »Der König ist da! Seine Majestät ist angekommen! Huldigt dem Starken Stier!« Bootsleute kamen aus den Zelten längs des Nils gestolpert, verbeugten sich und gafften, und hinter dem Wirrwarr tauchte die Stadt selbst auf, niedrige Gebäude drängten sich zusammen, um sie herum geschäftige Menschenmassen, trottende Esel und beladene Karren.
Er und Ahmose, gefolgt von Achtoi und Ipi, gingen zum Fuß der Laufplanke, und sofort umgaben die Getreuen des Königs die königlichen Brüder. Kamose ging zu dem größten Zelt, das etwas entfernt von den anderen aufgestellt worden war, doch ehe er es erreicht hatte, trat Paheri schon ins Freie, neben sich
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