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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wenn Terroristen auf der ganzen Welt in den Besitz dieser Informationen kämen.«
    Deshalb war die NASA im Dunkeln gehalten worden. Deshalb durfte die Wahrheit nicht herauskommen.
    »Und das Schlimmste haben Sie noch gar nicht gesehen, Dr. McCallum«, sagte Roman.
    »Was heißt das?«
    »Es gibt da noch etwas, was ich Ihnen zeigen will.«
    Sie fuhren mit dem Aufzug eine Ebene tiefer, nach U 3. Tiefer in den Hades, dachte Jack. Wieder traten sie heraus und standen vor einer Glaswand, hinter der sich ein weiteres Labor mit Arbeitern in Raumanzügen befand.
    Roman drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage und sagte: »Würden Sie bitte das Exemplar herbringen?«
    Ein Laborantin nickte. Sie ging zu einem großen begehbaren Stahltresor, drehte an dem gewaltigen Kombinationsschloss und verschwand hinter der Tür. Als sie wieder herauskam, schob sie einen Handwagen vor sich her, auf dem ein Tablett lag mit einem Stahlbehälter darauf. Sie rollte den Wagen vor das Sichtfenster.
    Roman nickte.
    Sie öffnete den Stahlbehälter, nahm einen Plexiglaszylinder heraus und setzte ihn auf dem Tablett ab. Der Inhalt schwamm in einem klaren Formalinbad.
    »Das haben wir aus Kenichi Hirais Wirbelsäule herausgeholt«, sagte Roman. »Sein Rückgrat hat es beim Absturz der
Discovery
vor der Wucht des Aufpralls geschützt. Als wir es entfernt haben, hat es noch gelebt. Gerade noch.«
    Jack wollte etwas sagen, doch er brachte kein einziges Wort heraus. Er hörte nur das Summen der Ventilatoren und das Rauschen seines eigenen Blutes, während er voller Entsetzen auf den Inhalt des Zylinders starrte.
    »Das ist es, was sich aus den Larven entwickelt«, sagte Roman. »Das ist das nächste Stadium.«
    Jetzt verstand er alles. Den Grund für die Geheimhaltung. Dieses in Formalin konservierte Etwas, das zusammengerollt in einem Plexiglaszylinder steckte, hatte alles erklärt. Obwohl es beim Herausschneiden übel zugerichtet worden war, waren die wesentlichen Züge noch zu erkennen. Die glänzende Amphibienhaut. Der Larvenschwanz. Und das embryoartig gebogene Rückgrat – nicht das Rückgrat einer Amphibie, sondern etwas weitaus Entsetzlicheres –, dessen genetischer Ursprung nicht zu übersehen war.
Wie ein Säugetier,
dachte Jack.
Vielleicht sogar wie ein Mensch.
Es hatte schon begonnen, die Gestalt seines Wirts anzunehmen.
    Wenn man zuließe, dass es noch eine weitere Art infizierte, würde es sein Aussehen erneut verändern. Es würde die DNS jedes beliebigen Organismus auf der Erde plündern und so jede beliebige Form annehmen. Schließlich würde seine Entwicklung einen Punkt erreichen, an dem es keinen Wirt mehr brauchte, um zu wachsen und sich zu vermehren. Es würde zu einem unabhängigen und selbstständigen Wesen werden. Vielleicht sogar mit Intelligenz.
    Und Emma war eine lebende Brutstätte für diese Kreaturen, ihr Körper ein nährender Kokon, in dem sie heranwuchsen.
    Ein Schauer überlief Jack, als er auf dem Asphalt stand und über das kahle Rollfeld blickte. Der Armeejeep, der ihn und Gordon zum Air-Force-Stützpunkt von White Sands gebracht hatte, war nur noch ein glitzernder Punkt in der Ferne, der eine fächerförmige Staubwolke hinter sich herzog. Die grelle Weißglut der Sonne trieb ihm die Tränen in die Augen, und für einen Augenblick verschwamm das Bild der Wüste und wurde zu einer Unterwasserlandschaft.
    Er drehte sich zu Gordon um. »Es gibt keine andere Möglichkeit. Wir müssen es tun.«
    »Es gibt tausend Dinge, die schief gehen können.«
    »Die gibt es immer. Das gilt für jeden Start, für jede Mission. Warum sollte diese hier anders sein?«
    »Es wird keine Ausweichpläne geben. Keine Absicherung. Ich weiß, wovon ich rede. Das ist ein abenteuerliches Unterfangen.«
    »Gerade deshalb ist es machbar. Wie lautet noch mal das Motto von denen?
Kleiner, schneller, billiger.
«
    »Okay«, sagte Gordon. »Nehmen wir an, Sie werden
nicht
schon auf der Startrampe in tausend Stücke gesprengt. Nehmen wir an, die Armee schießt Sie
nicht
vom Himmel. Wenn Sie einmal oben sind, stehen Sie immer noch vor der großen Preisfrage: Wirkt das Ranavirus?«
    »Wissen Sie, Gordon, eins hat mir von Anfang an keine Ruhe gelassen. Warum war diese Amphibien-DNS auf dem Genom? Wie ist die Chimäre an die Froschgene gekommen? Roman glaubt, es war eine Panne. Ein Versehen in Dr. Koenigs Labor.«
    Jack schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass es ein Versehen war. Ich denke, Dr. Koenig hat diese Gene
absichtlich
dorthin

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