In der Schwebe
Hoffnung, sie wäre verschwunden, wenn er wieder aufwachte.
Aber er konnte jetzt nicht schlafen. Nicht solange diese quäkende Stimme aus dem heruntergefallenen Hörer drang.
Er tastete blind umher und fand ihn schließlich. »Wie? Bridget?«, fragte er. »Was?«
»Warum bist du nicht hier?«, wollte Bridget wissen.
»Weil ich im Bett liege.«
»Es ist halb elf! Hallo-ho! Das Treffen mit den neuen Investoren? Ich sollte dich vielleicht vorwarnen – Casper schwankt noch zwischen Kreuzigung und Erwürgen.«
Die Investoren. Mist.
Sullivan setzte sich auf, hielt sich den Kopf und wartete darauf, dass das Schwindelgefühl nachließ.
»Jetzt lass die Tussi liegen und sieh zu, dass du hierher kommst«, sagte Bridget. »Caspar ist schon auf dem Weg zum Hangar mit ihnen.«
»Zehn Minuten«, antwortete er. Er legte auf und hievte sich mühsam hoch. Die Tussi rührte sich nicht. Er hatte keine Ahnung, wer sie war, aber er ließ sie weiterschlafen. Er besaß ohnehin nichts, was zu stehlen sich gelohnt hätte.
Zum Duschen oder Rasieren blieb keine Zeit. Er warf drei Aspirin ein und kippte eine Tasse Mikrowellen-Kaffee hinterher, dann brauste er auf seiner Harley davon.
Bridget wartete vor dem Hangar auf ihn. Sie sah wirklich aus wie eine Bridget – ein stämmiges, rothaariges keltisches Weibsbild –, und das passende ungestüme Temperament besaß sie ebenfalls. Manchmal haben Klischees leider einen Beigeschmack von Wahrheit.
»Sie sind drauf und dran, wieder zu gehen«, zischte sie.
»Mach, dass du da reinkommst.«
»Was sind das noch mal für Burschen?«
»Ein Mr. Lucas und ein Mr. Rashad. Sie vertreten ein Konsortium von zwölf Investoren. Wenn du diese Sache verbockst, sind wir erledigt.« Sie brach ab und musterte ihn mit angewiderter Miene. »Ach, verdammt, wir sind eh geliefert. Sieh dich doch bloß an. Hättest du dich nicht wenigstens rasieren können?«
»Willst du, dass ich noch mal nach Hause fahre? Ich kann mir ja unterwegs einen Smoking mieten.«
»Vergiss es.« Sie drückte ihm eine zusammengefaltete Zeitung in die Hand.
»Was ist das denn?«
»Caspar hat danach gefragt. Gib sie ihm einfach. Und jetzt gehst du da rein und bringst sie dazu, uns einen Scheck auszustellen. Einen dicken Scheck.«
Mit einem Seufzer betrat er den Hangar. Nach dem grellen Flimmern der Wüstensonne war die relative Dunkelheit hier drinnen Balsam für seine Augen. Es dauerte eine Weile, bis er die drei Männer ausmachen konnte, die vor den schwarzen Hitzeschutzkacheln des Raumtransporters
Apogee II
standen. Mit ihren Anzügen und Krawatten wirkten die beiden Besucher zwischen dem ganzen Werkzeug und den Maschinen und Flugzeugteilen irgendwie fehl am Platz.
»Guten Morgen, die Herren«, rief er. »Tut mir Leid, dass ich mich verspätet habe, aber ich hatte noch eine Konferenzschaltung, die sich etwas länger hingezogen hat. Sie wissen ja, wie das ist …« Aus dem Augenwinkel sah er Casper Mulhollands warnenden Blick.
Treib es nicht zu weit, du Arschloch,
sollte das heißen. Sullivan schluckte krampfhaft. »Ich bin Sullivan Obie«, sagte er. »Mr. Mulhollands Partner.«
»Mr. Obie kennt jede einzelne Schraube an diesem wiederverwendbaren Raumfahrzeug«, erklärte Casper. »Er hat früher mit dem Altmeister höchstpersönlich zusammengearbeitet, mit Bob Truax drüben in Kalifornien. Sicherlich kann er Ihnen das System besser erklären als ich. Wir nennen ihn hier nur unseren Obie-Wan.«
Die beiden Besucher blinzelten nur verständnislos. Kein gutes Zeichen, dass der universelle Star-Wars-Jargon ihnen nicht einmal ein Lächeln entlockte.
Sullivan schüttelte zuerst Lucas und dann Rashad die Hand und strahlte über das ganze Gesicht, ungeachtet der Tatsache, dass seine Hoffnungen bereits schwanden. Gleichzeitig spürte er einen heftigen Widerwillen gegen diese elegant gekleideten Herren in sich aufsteigen, deren Geld er und Casper so dringend brauchten. Apogee Engineering, ihr Baby, der Traum, den sie die letzten dreizehn Jahre über gehegt hatten, stand kurz vor dem Scheitern, und nur eine kräftige Geldspritze von einer neuen Investorengruppe konnte das Unternehmen retten. Er und Casper mussten das Verkaufsgespräch ihres Lebens hinlegen. Sollte es nicht klappen, konnten sie ihr Werkzeug einpacken und den Raumtransporter als Jahrmarktsattraktion verscherbeln.
Mit einer ausladenden Bewegung wies Sullivan auf die
Apogee II,
die eher einem überdimensionalen Hydranten mit Fenstern glich als einem Flugzeug mit
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