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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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einer Pressekonferenz. Er erkannte den unscheinbaren Typen mit den großen Ohren und dem unvorteilhaften Haarschnitt. Es war Gordon Obie.
    Casper schnappte sich die Zeitung und zeigte sie ihren Besuchern. »Sehen Sie diesen Mann hier, der neben Leroy Connell steht? Das ist der Leiter der Flugeinsatzabteilung. Mr. Obies Bruder.«
    Die beiden Herren waren sichtlich beeindruckt. Sie starrten Sullivan an.
    »Nun«, meinte Casper, »wären die Gentlemen jetzt bereit, zum Geschäft zu kommen?«
    »Wir sollten offen mit Ihnen reden«, begann Lucas. »Mr. Rashad und ich haben uns auch bei anderen Raumfahrtunternehmen nach den neuesten Entwicklungen umgeschaut. Wir haben den Kelly Astroliner in Augenschein genommen, die Roton und die Kistler K-1. Wir waren durchweg beeindruckt, besonders von der K-1. Aber wir haben uns gedacht, wir sollten auch Ihrer kleinen Firma die Chance geben, ihr Produkt vorzustellen.«
    Ihrer kleinen Firma.
    Scheiß drauf,
dachte Sullivan. Er hasste es, um Geld zu betteln, er hasste es, vor aufgeblasenen Wichtigtuern in die Knie zu gehen. Das Ganze war ein hoffnungsloses Unterfangen. Sein Kopf tat ihm weh, sein Magen grummelte, und mit diesen zwei Lackaffen hatte er nur seine Zeit vergeudet.
    »Sagen Sie uns, warum wir auf Ihr Pferd setzen sollten«, sagte Lucas. »Warum ist Apogee für uns die bessere Wahl?«
    »Um ehrlich zu sein, meine Herren, ich glaube nicht, dass wir die bessere Wahl für Sie sind«, antwortete Sullivan geradeheraus. Und dann drehte er sich um und ging.
    »Äh … entschuldigen Sie mich bitte«, sagte Casper hastig und lief hinter seinem Partner her. »Sully«, flüsterte er. »Was ist in dich gefahren?«
    »Diese Typen sind nicht an uns interessiert. Du hast sie doch gehört. Sie lieben die K-1. Sie wollen nur
große
Raketen. Die passen besser zu ihren Schwänzen.«
    »Mach jetzt nicht alles kaputt! Geh zu ihnen und rede mit ihnen.«
    »Warum denn? Sie stellen uns ja doch keine Schecks aus.«
    »Wenn wir die verlieren, verlieren wir alles!«
    »Wir haben schon verloren.«
    »Nein. Nein, du kannst ihnen das Ding
verkaufen!
Du musst ganz einfach nur die Wahrheit sagen. Sag ihnen, woran wir wirklich glauben. Du weißt genauso gut wie ich, dass wir das Beste von allen haben.«
    Sullivan rieb sich die Augen. Die Wirkung des Aspirins ließ nach, und sein Kopf dröhnte. Er hatte es satt, zu betteln. Er war Ingenieur und Pilot, und er wäre glücklich gewesen, den Rest seines Lebens mit ölverschmierten Händen herumzulaufen. Aber das würde nicht passieren – nicht ohne neue Investoren. Nicht ohne neue Mittel.
    Er drehte sich um und ging wieder auf die Besucher zu. Zu seiner Überraschung schienen ihn die beiden Männer mit argwöhnischem Respekt zu betrachten. Vielleicht weil er die Wahrheit gesagt hatte.
    »Okay«, begann Sullivan. Die Tatsache, dass er nichts zu verlieren hatte, gab ihm Mut. Warum nicht erhobenen Hauptes in sein Verderben gehen? »Hier ist mein Angebot: Wir können alles, was wir gesagt haben, mit einer einfachen Demonstration untermauern. Sind die anderen Firmen in der Lage, auf der Stelle einen Start zu organisieren? Nein, sind sie nicht. Sie brauchen ›Vorlaufzeit‹«, höhnte er. »Monate. Wir können jederzeit starten. Wir brauchen nichts weiter zu tun, als dieses Prachtstück auf seinen Booster zu packen, und schon können wir es in eine niedrige Umlaufbahn schießen. Was sage ich, wir können sogar zur Raumstation rauffliegen und denen ein bisschen vor der Nase herumtanzen. Also, geben Sie uns einen Termin. Sagen Sie uns, wann Sie den Start haben wollen, und wir machen es.«
    Casper war inzwischen so weiß wie – nun ja, wie ein Gespenst. Und zwar kein sehr freundliches. Sullivan hatte sich so weit aus dem Fenster gelehnt, dass sie jetzt nur noch mit den Fingerspitzen am Sims hingen. Die
Apogee II
war noch nicht getestet. Sie stand seit über vierzehn Monaten in diesem Hangar und verstaubte, während sie beide in der Gegend herumschnorrten. Und bei ihrem Jungfernflug wollte Sully sie gleich in den Orbit schicken?
    »Mehr noch, ich bin so überzeugt davon, dass die
Apogee II
die Prüfung besteht«, sagte Sullivan, dem der Einsatz noch nicht hoch genug zu sein schien, »dass ich mich persönlich in den Pilotensitz setzen werde.«
    Casper hielt sich den Bauch. »Äh … das dürfen Sie nicht so wörtlich nehmen, meine Herren. Der Raumtransporter kann durchaus auch unbemannt eingesetzt werden …«
    »Aber da ist doch nichts dabei«, sagte Sullivan. »Warum

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