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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Raketenantrieb.
    »Ich weiß, es sieht vielleicht nicht besonders beeindruckend aus, aber was wir hier gebaut haben, ist das kostengünstigste und praktischste wiederverwendbare Raumfahrzeug, das derzeit auf dem Markt ist. Beim Start, der in der Vertikalen erfolgt, wird ein verstärktes SSTO-System verwendet. In einer Höhe von zwölf Kilometern beschleunigen dann Raketen mit Verdrängungszuführung das Fahrzeug bei niedrigen dynamischen Druckverhältnissen auf einen Stufentrennungspunkt bei Mach 4. Dieser Raumtransporter ist hundertprozentig wiederverwendbar und wiegt nur acht Tonnen. Er folgt den Prinzipien, auf denen unserer Überzeugung nach die Zukunft der Raumfahrt ruht: kleiner, schneller, billiger.«
    »Welche Art Triebwerk benutzen Sie für den Start?«, fragte Rashad.
    »Luftatmende Rybinsk-RD-38-Triebwerke, importiert aus Russland.«
    »Warum aus Russland?«
    »Nun, Mr. Rashad, das hängt damit zusammen, dass die Russen, ganz unter uns gesagt, mehr von Raketentechnik verstehen als irgendjemand auf der Welt. Sie haben Dutzende von Flüssigtreibstoff-Raketentriebwerken entwickelt und dabei neue Materialien verwendet, die bei höherem Druck eingesetzt werden können. Es tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber unser Land hat seit der Apollo nur einen einzigen neuen Flüssigtreibstoff-Raketenantrieb entwickelt. Wir handeln nach der Devise, dass für unser Produkt nur die besten Komponenten gut genug sind – egal, wo sie herkommen.«
    »Und wie landet dieses …
Ding?
«, fragte Mr. Lucas, der den Hydranten-Raumtransporter skeptisch beäugte.
    »Tja, das ist das Schöne an der
Apogee II.
Wie Sie sicher bemerkt haben, hat sie keine Flügel. Sie braucht kein Rollfeld. Stattdessen fällt sie einfach auf die Erde, von Fallschirmen abgebremst und bei der Landung von Luftkissen abgefedert. Sie kann überall landen, auch im Meer. Auch hier müssen wir vor den Russen den Hut ziehen, denn wir haben gewisse Elemente ihrer alten
Sojus
-Kapsel abgekupfert. Die hat ihnen über Jahrzehnte als zuverlässiges Arbeitspferd gedient.«
    »Diese alte Iwan-Technologie hat es Ihnen wohl angetan, was?«, meinte Lucas.
    Sullivans Miene wurde starr. »Was es mir angetan hat, ist Technologie, die funktioniert. Sie können über die Russen sagen, was Sie wollen, jedenfalls wussten sie, was sie taten.«
    »Was wir hier vor uns haben«, sagte Lucas, »ist also eine Art Zwitter. Eine Kreuzung zwischen einer
Sojus
und einem Space Shuttle.«
    »Einem sehr
kleinen
Space Shuttle. Wir haben dreizehn Jahre Entwicklungszeit und nur fünfundsechzig Millionen Dollar gebraucht, bis wir an diesem Punkt waren. Das ist erstaunlich günstig, wenn Sie bedenken, was das Shuttle gekostet hat. Wir gehen davon aus, dass Sie mit mehreren Fahrzeugen dieser Art eine jährliche Rendite von dreißig Prozent erzielen werden, ausgehend von zwölfhundert Starts im Jahr. Die Kosten pro Flug würden sich auf achtzigtausend Dollar belaufen, und der Preis pro Kilo wäre mit zweihundertsiebzig geradezu lächerlich niedrig. Kleiner, schneller, billiger. Das ist unser Mantra.«
    »Was verstehen Sie unter klein, Mr. Obie? Wie groß ist Ihre Nutzlastkapazität?«
    Sullivan zögerte. Das war der Punkt, an dem sie das Geschäft zu verlieren drohten. »Wir können eine Nutzlast von dreihundert Kilogramm plus einen Piloten in eine niedrige Erdumlaufbahn bringen.«
    Es war eine ganze Weile still.
    Dann sagte Mr. Rashad: »Das ist alles?«
    »Das sind sechshundert Pfund. Da können Sie eine ganze Menge Forschungsexperimente unter …«
    »Ich weiß, wie viel dreihundert Kilogramm sind. Das ist ziemlich wenig.«
    »Das kompensieren wir mit einer größeren Anzahl von Flügen. Sie können sich die
Apogee II
fast als eine Art Weltraumflugzeug vorstellen.«
    »Wir … wir haben sogar schon das Interesse der NASA geweckt!«, warf Casper mit dem Mut der Verzweiflung ein. »Das ist nämlich genau das System, das man brauchen könnte, um mal auf einen Sprung in der Raumstation vorbeizuschauen.«
    Lucas zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Die NASA ist interessiert?«
    »Nun ja, wir haben da gewisse Beziehungen.«
    Au Mann, Casper,
dachte Sullivan.
Fang jetzt bloß nicht damit an.
    »
Zeig
ihnen die Zeitung, Sullie.«
    »Was?«
    »Die
Los Angeles Times.
Seite zwei.«
    Endlich fiel Sullivan die Zeitung ein, die Bridget ihm in die Hand gedrückt hatte. Er schlug die zweite Seite auf und sah den Artikel: »NASA löst Astronauten ab.« Daneben war ein Foto mehrerer hoher Tiere des JSC bei

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