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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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die Asche ist über Bord zu werfen.
    Emma las die Nachricht auf dem Bildschirm ein ums andere Mal. Sie hatte noch nie eine so sonderbare Aufforderung erhalten. Pilzbefall war an sich nichts Gefährliches. Die Kulturen einzuäschern kam ihr wie eine extreme Überreaktion vor. Die rätselhafte Aufforderung beschäftigte sie so sehr, dass sie Kenichi, der gerade die toten Mäuse aus dem Kühlschrank nahm, ganz vergessen hatte. Erst als sie seinen erschrockenen Ausruf hörte, drehte sie sich zu ihm um.
    Zuerst sah sie nur sein geschocktes Gesicht, das mit ekelhaften Klumpen von Gedärm bespritzt war. Dann fiel ihr Blick auf den Plastikbeutel, der gerade aufgeplatzt war. Vor Schreck hatte Kenichi ihn losgelassen, sodass er jetzt zwischen ihnen in der Luft schwebte.
    »Was ist denn
das?
«
    Mit ungläubigem Entsetzen antwortete er: »Die Maus.«
    Doch was sie da in dem Beutel sah, war keine tote Maus. Sondern eine Masse von zerfallenem Gewebe, ein fauliger Brei aus Fleisch und Fell, aus dem sich jetzt übel riechende Tropfen lösten.
    Biologischer Alarm!
    Sie schoss quer durch das Modul auf die Alarm- und Sicherheitskonsole zu, wo sie mit einem Knopfdruck den Luftaustausch zwischen den Modulen unterbrach. Kenichi hatte bereits den Notfallschrank geöffnet und zwei Filtermasken herausgenommen. Er warf ihr eine davon zu, und sie legte sie über Nase und Mund. Sie mussten kein Wort sprechen; beide wussten genau, was zu tun war.
    Rasch schlossen sie die Luken an beiden Enden des Moduls, wodurch das Labor praktisch vom Rest der Station abgeriegelt war. Dann nahm Emma einen Isolierbeutel für biologisches Material und näherte sich vorsichtig dem dahintreibenden Behälter mit dem zersetzten Fleisch. Durch die Oberflächenspannung wurden die flüssigen Partikel in einem einzigen großen Klumpen zusammengehalten; wenn sie darauf achtete, dass es keine größere Luftbewegung gab, gelang es ihr vielleicht, den Beutel einzufangen, ohne dass irgendwelche Tröpfchen entkamen. Behutsam stülpte sie den Isolierbeutel über das frei schwebende Material und versiegelte ihn sofort. Sie hörte Kenichi erleichtert aufseufzen. Gefahr gebannt.
    »Ist im Kühlschrank etwas ausgelaufen?«, fragte sie. »Nein. Erst als ich es herausgenommen habe.« Er wischte sich das Gesicht mit einem Alkoholtupfer ab, den er anschließend sogleich sicher entsorgte. »Der Beutel, er war … so richtig aufgeblasen. Wie ein Ballon.«
    Der Inhalt hatte unter Druck gestanden, weil der Verwesungsprozess Gase freigesetzt hatte. Durch den Plastikbeutel konnte sie das Todesdatum auf dem Etikett erkennen.
Das ist unmöglich,
dachte sie. Innerhalb von fünf Tagen war der Kadaver zu einem schwarzen Brei aus verfaultem Fleisch zerfallen. Der Beutel fühlte sich kalt an; der Kühlschrank funktionierte also. Trotz der kühlen Lagerung hatte irgendetwas den Verwesungsprozess beschleunigt. Etwa Fleisch fressende Streptokocken? Oder eine andere, ebenso aggressive Bakterienart?
    Sie sah Kenichi an und dachte:
Es ist ihm ins Auge gespritzt.
    »Wir müssen mit Ihrem wissenschaftlichen Leiter sprechen«, sagte sie. »Mit demjenigen, der uns die Mäuse geschickt hat.«
    Es war erst fünf Uhr morgens Pazifischer Sommerzeit, doch die Stimme von Dr. Michael Loomis, dem wissenschaftlichen Leiter des Experiments »Konzeption und Gestation bei Mäusen unter Weltraumbedingungen«, klang hellwach und offensichtlich besorgt. Er sprach vom Ames Research Center in Kalifornien aus mit Emma. Obwohl sie ihn nicht sehen konnte, fiel es ihr nicht schwer, sich den Mann vorzustellen, der zu dieser durchdringenden Stimme gehörte: hochgewachsen, voller Energie – ein Mann, für den fünf Uhr morgens normale Arbeitszeit ist.
    »Wir beobachten diese Tiere seit einem Monat«, sagte Loomis. »Für die Mäuse ist das Experiment mit relativ geringem Stress verbunden. Wir hatten vor, die Männchen und Weibchen nächste Woche zusammenzuführen, in der Hoffnung, dass sie sich erfolgreich paaren und fortpflanzen. Dieses Experiment hat bedeutende Folgerungen für Raumflüge über längere Zeiträume. Für die Besiedlung fremder Planeten. Sie können sich vorstellen, dass diese Todesfälle sehr beunruhigend sind.«
    »Wir haben bereits Kulturen angelegt«, antwortete Emma. »Alle toten Mäuse scheinen viel schneller zu verwesen, als normalerweise. Der Zustand der Kadaver ist so, dass ich befürchte, es könnte sich um eine Infektion mit Clostridia oder Streptokokken handeln.«
    »So gefährliche Bazillen an Bord

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