Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
stellen würde, wenn er die Entscheidungen eines anderen Flugdirektors zu überprüfen hätte.
Warum haben Sie keine Wetterbesserung abgewartet? Warum haben Sie die Crew so übereilt zurückgeholt?
    Die richtige Entscheidung war diejenige, die das geringste Risiko barg, ohne dass die Ziele der Mission gefährdet wurden.
    Er entschied sich für den Mittelweg.
    »Drei Tage sind zu lang«, sagte er. »Kennedy kommt also nicht in Frage. Entscheiden wir uns für Edwards. Vielleicht haben wir ja morgen einen klaren Himmel.« Er wandte sich an den Meteorologen. »Sehen Sie zu, dass diese Wolken verschwinden.«
    »Klar. Ich mache einfach einen umgekehrten Regentanz.«
    Carpenter warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. »Okay, die Crew wird in vier Stunden rausgeklingelt. Dann sagen wir ihnen, dass sie vorerst noch nicht nach Hause können.«

9. August
    Jill Hewitt erwachte keuchend und nach Luft ringend.
Ich ertrinke,
war ihr erster bewusster Gedanke. Mit jedem Atemzug schien sie Wasser zu inhalieren.
    Voller Panik öffnete sie die Augen und sah sich von etwas umzingelt, das wie ein Schwarm grüner Quallen aussah. Sie hustete, dann gelang es ihr endlich, einmal tief einzuatmen, und sie hustete erneut. Durch den Luftstoß ihres Atems stoben die Quallen auseinander.
    Sie befreite sich hastig aus ihrem Schlafsack und schaltete die Kabinenbeleuchtung ein. Verblüfft starrte sie auf die schimmernde Masse, die den Raum erfüllte.
    »Bob!«, rief sie. »Wir haben ein Leck!«
    Vom Oberdeck her hörte sie O’Leary sagen: »Mein Gott, was ist
das
denn?«
    »Holt die Masken raus!«, befahl Kittredge. »Wir wissen nicht, ob es nicht giftig ist.«
    Jill öffnete den Notfallschrank, zog die Kontaminationsschutz-Sets heraus und warf Kittredge, O’Leary und Mercer, die durch die Luke in das Mitteldeck getaucht kamen, die Atemmasken und Schutzbrillen zu. Es war keine Zeit zum Anziehen geblieben; sie trugen noch ihre Unterwäsche und mussten erst einmal richtig zu sich kommen.
    Nachdem sie die Masken aufgesetzt hatten, betrachteten sie verwundert die blaugrünen Tropfen, die um sie herumschwebten.
    Mercer griff nach einem und hielt ihn in der Hand fest. »Sonderbar«, sagte er, während er das Material zwischen den Fingern zerrieb. »Es fühlt sich dickflüssig an. Glitschig. Wie eine Art Schleim.«
    Jetzt fing O’Leary, der Sanitätsoffizier, einen Tropfen ein und hielt ihn dicht vor seine Schutzbrille, um ihn zu begutachten.
    »Es ist überhaupt keine Flüssigkeit.«
    »Für mich sieht es danach aus«, meinte Jill. »Es verhält sich wie eine Flüssigkeit.«
    »Aber es ist eher gallertartig. Fast wie …«
    Sie zuckten zusammen, als plötzlich laute Musik aus den Lautsprechern tönte. Es war Elvis Presley, der mit seiner Samtstimme »Blue Suede Shoes« sang. Ihr morgendlicher Weckruf von der Bodenkontrolle.
    »Einen wunderschönen guten Morgen,
Discovery
«, sagte die muntere Stimme des Capcom. »Zeit, aus den Federn und in die Gänge zu kommen, Leute!«
    Kittredge antwortete: »Capcom, wir sind schon wach. Wir, äh, wir haben eine ziemlich merkwürdige Situation hier oben.«
    »Situation?«
    »Wir haben eine Art Leck in der Kabine. Wir versuchen gerade, es zu identifizieren. Eine zähflüssige Substanz, so eine Art milchiges Blaugrün. Sieht fast aus wie herumfliegende Opale. Es hat sich schon über beide Decks ausgebreitet.«
    »Habt ihr eure Masken auf?«
    »Haben wir.«
    »Wisst ihr, wo es herkommt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Okay, wir fragen gleich mal bei ECLSS nach. Die haben vielleicht eine Idee, was es sein könnte.«
    »Was immer es ist, es scheint nicht toxisch zu sein. Wir haben alle geschlafen, während dieses Zeug in der Luft hing. Niemand von uns scheint krank zu sein.« Kittredge sah von einem maskierten Crewmitglied zum anderen, und alle drei schüttelten den Kopf.
    »Hat das Zeug irgendeinen Geruch?«, fragte der Capcom.
    »Die von ECLSS wollen wissen, ob es vielleicht aus dem Abfallentsorgungssystem stammt.«
    Jill wurde plötzlich ein wenig übel. War dieses Zeug, das sie eingeatmet hatten und in dem sie gerade schwammen, etwa aus der Toilette ausgetreten?
    »Äh … nun ja, ich schätze, einer von uns muss mal dran schnuppern«, sagte Kittredge. Er sah die anderen an, doch die erwiderten nur stumm seinen Blick. »Ist ja gut, Leute, bloß nicht drängeln«, murmelte er und hob schließlich seine Maske an. Er verrieb einen Tropfen zwischen den Fingern und roch daran. »Ich glaube nicht, dass es sich um Abwasser

Weitere Kostenlose Bücher