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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Gäste hat uns wirklich der Teufel geschickt«, sagte Luther. »Wir machen ihnen die Tür vor der Nase zu, und sie weigern sich zu gehen.«
    Gelächter erfüllte die Kombüse der ISS. Selbst Emma lachte mit. In den letzten paar Tagen war die Stimmung an Bord der Station nicht gerade heiter gewesen, und es tat gut, die Leute wieder Witze reißen zu hören. Seit sie Kenichis Leiche in die
Discovery
verlegt hatten, schienen sich die Gemüter erhellt zu haben. Sein eingehüllter Körper war wie eine grausige und unerbittliche Mahnung an den Tod gewesen, und Emma empfand es als Erleichterung, nicht mehr ständig mit diesem stummen Zeugen ihres Versagens konfrontiert zu werden. Sie konnte sich endlich wieder auf ihre Arbeit konzentrieren.
    Sie konnte sogar über Luthers Witz lachen, obwohl der Gegenstand seines Spotts – die Tatsache, dass der Raumtransporter nicht ablegen konnte – eigentlich alles andere als komisch war. Ihr Tagesablauf wurde durcheinander gebracht. Laut Plan hätte die
Discovery
gestern am frühen Morgen abkoppeln sollen. Jetzt war ein Tag vergangen, und die beiden Raumfahrzeuge waren immer noch verbunden und würden es auch in den kommenden zwölf Stunden bleiben. Die Unsicherheit hinsichtlich der Abflugzeit wirkte sich auch auf den Arbeitsplan der ISS aus. Es war nicht damit getan, dass der Raumtransporter sich einfach von der Station löste und davonflog. Das Abkopplungsmanöver war vielmehr ein heikler Tanz zweier Objekte, die mit 28.000 Stundenkilometern durch den Weltraum rasten, und dazu war die Zusammenarbeit beider Besatzungen erforderlich. Während des Manövers musste die Software der Raumstation vorübergehend für die erforderliche Feinsteuerung rekonfiguriert werden, und die Crew musste ihre wissenschaftlichen Aktivitäten weitgehend einstellen. Alles hatte sich auf die Abtrennung des Raumtransporters zu konzentrieren.
    Auf die Verhinderung einer Katastrophe.
    Jetzt hatte ein Wolkenband über einem Luftwaffenstützpunkt in Kalifornien die ganze Operation verzögert und den Arbeitsplan der Station völlig über den Haufen geworfen. Aber das gehörte eben zum Wesen der Raumfahrt; das einzig Vorhersehbare daran war die Unvorhersehbarkeit.
    Ein Tropfen Traubensaft kam plötzlich an Emmas Kopf vorbeigeflogen. Schon wieder etwas Unvorhersehbares, dachte sie, während sie über Luther lachte, der dem Tropfen mit einem Strohhalm hinterherjagte. Man passt einen Moment lang nicht richtig auf, und schon schwebt einem ein unentbehrliches Werkzeug oder eben ein Schluck Saft davon. Ohne die Schwerkraft konnte ein loser Gegenstand wer weiß wo landen.
    Das war ein Problem, mit dem die
Discovery-Crew
jetzt zu tun hatte. »Dieser Dreck hat das ganze Schaltpult von unserem hinteren digitalen Autopiloten versaut«, hörte sie Kittredge über Funk sagen. Der Kommandant der
Discovery
unterhielt sich mit Griggs über das Subsystem, das die beiden Raumschiffe verband. »Wir sind immer noch dabei, Kippschalter sauber zu machen, aber das Zeug ist wie zäher Schleim, wenn es trocknet. Ich hoffe nur, dass es keine Datenports verstopft hat.«
    »Habt ihr schon rausgefunden, wo es herkommt?«
    »Wir haben einen kleinen Riss im Anglerfisch-Aquarium gefunden. Aber es sieht nicht so aus, als wäre da viel ausgelaufen – nicht so viel, dass es erklären würde, was wir hier in der Kabine herumfliegen sehen.«
    »Wo könnte es denn sonst noch herkommen?«
    »Wir überprüfen jetzt die Kombüse und die Toilette. Wir waren so mit Saubermachen beschäftigt, dass wir noch nicht dazu gekommen sind, die Quelle zu identifizieren. Ich komme einfach nicht dahinter, was das für ein Zeug ist. Irgendwie erinnert es mich an Froschlaich. Runde Klümpchen, die sich zu einer klebrigen grünen Masse verbinden. Sie sollten mal unsere Crew sehen – man könnte glauben, die hätten bei
Ghostbusters
mitgespielt. Und dann hat Hewitt noch dieses schlimme rote Auge. Mensch, wir sehen ganz schön zum Fürchten aus.«
    Emma wandte sich zu Griggs. »Was ist mit Hewitts Auge?«, fragte sie. »Davon habe ich noch nichts gehört.«
    Griggs gab die Frage an die
Discovery
weiter.
    »Es ist bloß eine sklerale Blutung«, antwortete Kittredge.
    »Nichts Ernstes, meint O’Leary.«
    »Lassen Sie mich mit Kittredge reden«, sagte Emma.
    »Bitte sehr.«
    »Bob, hier ist Emma«, sagte sie. »Wie ist Jill zu dieser skleralen Blutung gekommen?«
    »Sie ist gestern mit einem Hustenanfall aufgewacht. Wir glauben, dass das die Blutung verursacht hat.«
    »Hat

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