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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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versagen. Ihre inneren Organe werden eines nach dem anderen zerstört und verwandeln sich in einen fauligen schwarzen Brei. Und dann fällt plötzlich Ihr Blutdruck mit katastrophaler Geschwindigkeit ab. Und dann sind Sie tot.« Harrison machte eine Kunstpause. »Damit haben wir es zu tun, meine Damen und Herren.«
    »Das ist doch
Blödsinn!
«, platzte Gordon Obie heraus.
    Alle Augen richteten sich verblüfft auf ihn. Die Sphinx hatte gesprochen. Wenn Obie während einer Sitzung überhaupt etwas sagte, was selten genug vorkam, waren es gewöhnlich in monotonem Tonfall vorgebrachte Informationen und Daten und keine emotionalen Ausbrüche. Die Runde war geschockt.
    »Dürfte ich fragen, wer das gesagt hat?«, wollte Colonel Harrison wissen.
    »Mein Name ist Gordon Obie, Direktor der Flugeinsatzabteilung.«
    »Ah. Der Oberastronaut.«
    »Könnte man so sagen.«
    »Und warum ist das bitte Blödsinn?«
    »Ich glaube nicht, dass es sich um das Marburg-Virus handelt. Ich weiß nicht,
was
es ist, aber ich weiß, dass Sie uns nicht die Wahrheit sagen.«
    Colonel Harrisons Gesicht erstarrte zu einer ausdruckslosen Maske. Er schwieg.
    Jared Profitt ergriff das Wort. Seine Stimme klang genauso, wie Gordon es erwartet hatte: dünn, aber durchdringend. Er setzte nicht auf Einschüchterung wie Harrison, sondern zog es vor, an die Intelligenz und Vernunft seines Gegenübers zu appellieren. »Ich habe Verständnis für Ihre Enttäuschung, Mr. Obie«, sagte Profitt. »Es gibt einiges, was wir Ihnen aus Sicherheitsgründen vorenthalten müssen. Aber bei so etwas Gefährlichem wie Marburg dürfen wir keinerlei Risiken eingehen.«
    »Wieso schließen Sie unsere Flugärzte von der Autopsie aus, wenn Sie schon wissen, dass es Marburg ist? Haben Sie Angst, wir könnten die Wahrheit herausfinden?«
    »Gordon«, sagte Cornell leise, »wieso besprechen wir das nicht unter vier Augen?«
    Gordon ignorierte ihn und redete weiter auf den Bildschirm ein. »Um welche Krankheit handelt es sich wirklich? Eine Infektion? Ein Toxin? Vielleicht etwas, was mit einer militärischen Nutzlast an Bord gelangt ist?«
    Es war eine Weile still. Dann polterte Harrison los: »Das ist mal wieder die NASA-Paranoia! Sie geben immer gerne dem Militär die Schuld, wenn irgendetwas schief läuft!«
    »Warum weigern Sie sich, meinen Flugarzt an der Autopsie teilnehmen zu lassen?«
    »Sprechen wir von Dr. McCallum?«, fragte Profitt.
    »Ja. McCallum ist Flug- und Raumfahrtmediziner sowie ausgebildeter Pathologe. Er ist nicht nur Flugarzt, sondern auch ein ehemaliges Mitglied des Astronautenkorps. Angesichts der Tatsache, dass Sie sich weigern, ihn oder irgendeinen anderen unserer Mediziner an den Autopsien teilnehmen zu lassen, muss ich mich fragen, was Sie eigentlich vor der NASA verbergen wollen.«
    Colonel Harrison blickte zur Seite, wie um sich an jemand anderen im Raum zu wenden. Als er sich wieder zur Kamera drehte, war sein Gesicht von Zorn gerötet. »Das ist doch absurd.
Sie
haben schließlich das Shuttle abstürzen lassen! Sie verbocken die Landung, bringen Ihre eigene Crew um und zeigen dann mit dem Finger auf die US
Army?!
«
    »Das gesamte Astronautenkorps ist über diese Angelegenheit zutiefst empört«, sagte Gordon. »Wir wollen wissen, was wirklich mit unseren Kollegen passiert ist. Wir bestehen darauf, dass Sie einen
unserer
Ärzte an die Leichen lassen.«
    Leroy Cornell versuchte noch einmal zu vermitteln. »Gordon, Sie können nicht solche unangemessenen Forderungen stellen«, sagte er leise. »Diese Leute wissen, was sie tun.«
    »Das weiß ich auch.«
    »Ich muss Sie auffordern,
augenblicklich
nachzugeben.«
    Gordon sah Cornell direkt in die Augen. Cornell vertrat die NASA gegenüber dem Weißen Haus. Er war die Stimme der NASA im Kongress. Sich ihm entgegenzustellen war gleichbedeutend mit beruflichem Selbstmord.
    Er tat es dennoch. »Ich spreche für die Astronauten«, sagte er. »Für
meine
Leute.« Er wandte sich zum Fernsehbildschirm und fixierte Colonel Harrisons versteinertes Gesicht. »Und wir stehen auch nicht an, uns mit unseren Anliegen an die Presse zu wenden. Wir machen uns die Sache nicht leicht – schließlich geht es um vertrauliche Angelegenheiten der NASA. Das Astronautenkorps ist immer verschwiegen gewesen. Aber wenn man uns dazu zwingt, werden wir auf einer öffentlichen Untersuchung bestehen.«
    Gretchen Lius Kinnlade klappte herunter. »Gordon«, flüsterte sie, »was ist nur in Sie gefahren?«
    »Ich tue das, was ich tun

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