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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Junggesellenbude in St. Louis? Nein, danke.«
    Baedecker ergriff noch einmal den Oberarm seines Sohnes. Er konnte die Verkrampfung dort spüren, den Widerstand. »Reden wir darüber, Scott. Hier ist doch nichts.«
    Die beiden Männer sahen einander an. Fremde bei einer zufälligen Begegnung.
    »Und dort ist auf jeden Fall auch nichts«, sagte Scott aufbrausend. »Du warst dort, Dad. Du weißt es. Scheiße, du rist es.«
    Baedecker lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Ein Kellner stand unauffällig in der Nähe und rückte sinnlos Geschirr und Besteck hin und her. Spatzen hüpften über die angrenzenden Tische und fraßen aus den schmutzigen Tellern und Zuckerdosen. Der dicke Junge auf dem Sprungbrett schrie laut auf und machte einen ungelenken Bauchplatscher ins Wasser. Sein Vater rief ihm ermutigende Worte zu, und die Frauen am Rand des Pools lachten.
    »Ich muß gehen«, sagte Scott.
    Baedecker nickte. »Ich bring' dich hin.«
    Der Ashram lag nur zwei Blocks vom Hotel entfernt. Gläubige liefen auf den Rasenflächen und trafen in Zweierund Dreiergruppen mit Autorikschas ein. Ein Holztor und hohe Zäune hielten die Neugierigen fern. Gleich hinter dem Tor stand ein kleiner Souvenirladen, wo man Bücher, Fotografien und signierte T-Shirts des Guru kaufen konnte.
    Die beiden Männer blieben eine Zeitlang vor dem Eingang stehen.
    »Kannst du heute abend lange genug für ein Abendessen weg?« fragte Baedecker.
    »Ja. Ich denke schon. Prima.«
    »Im Hotel?«
    »Nein. Ich kenne ein Restaurant in der Stadt, wo sie gute vegetarische Küche haben. Billig.«
    »Einverstanden. Nun gut, okay. Komm im Hotel vorbei, wenn du früher rauskommst.«
    »Ja. Ich gehe am Montag wieder zur Farm des Meisters, aber vielleicht kann Maggie dir Poona zeigen, bevor du zurückfliegst. Kasturba Samadhi, den Tempel der Parvati, die ganze Touristenscheiße.« Wieder die Bewegung mit der rechten Hand. »Du weißt schon.«
    Baedecker hätte die Hand fast noch einmal geschüttelt wie bei einem Kunden , beherrschte sich aber. Das diffuse Sonnenlicht war sehr heiß. Die Luftfeuchtigkeit sagt e ihm , da ß e s v o r de m Mittagesse n wiede r einen Platzrege n gebe n würde . E r würd e di e Zei t nutze n und sic h irgend w o eine n Schir m kaufen.
    » W i r sehe n un s späte r , Scott.«
    Sei n Soh n nickte . Al s e r sic h umdreht e un d z u den andere n Gläubige n i n ihre n Gewänder n gesellte , u m den Ashra m z u betreten , bemerkt e Baedecke r , wi e gerad e die hagere n Schulter n w aren , wi e sic h da s Sonnenlich t im Haa r seine s Sohn s spiegelte.
     
    A m Montagmorge n fuh r Baedecke r mi t de m Zug , der DeJJan Queen di e hunder t Meile n au s de n Berge n zurüc k nac h Bomb a y . Sei n Flu g nac h Londo n hatt e drei Stunde n V erspätung . Di e Hitz e w a r ge w altig . Baedecker stellt e fest , da ß di e alte n W achmänne r a m Flughafen uralt e Schlagbolzenflinte n truge n un d lediglic h Sandalen übe r de n gestopfte n Socke n anhatten.
    A m Morge n w a r e r durc h da s alt e britisch e V ierte l v o n P oon a gegangen , bi s e r da s Hau s de s Arzte s fand , w o Maggi e arbeitete . Mis s Brow n w a r w eggegange n m i t de n Kinder n zu m P avi l lo n , o b e r ein e Nachrich t hinterlasse n w ollte ? E r hinterlie ß kein e Nachricht . E r lie ß nur da s schlich t v erpackt e Päckche n mi t de r Flöte , di e e r in V aranas i gekauf t hatte . Di e Flöt e un d da s alt e Christophorusmedaillo n a n eine r abgenutzte n Kette.
    Gege n achtzeh n Uh r bega b e r sic h a n Bord , un d das Flugzeu g w a r ein e spürbar e Erleichterung . Ein e W artung sorgt e fü r w eiter e V erspätung , abe r di e Ste w ardessen servierte n Drink s un d di e Klimaanlag e funktionierte. Baedecke r blättert e ei n SJienti iJ AmeriJan-He t durch , das e r a m Bahnho f V ictori a Statio n gekauf t hatte.
    E r döst e ein e W eil e v o r de m Start . I n seine m T raum lernt e e r schwimme n un d trie b leich t übe r de n klaren w eiße n San d au f de m Grun d de s Sees . E r konnt e seinen V ate r nich t sehen , spürt e abe r de n kräftige n Druc k v o n desse n Armen , di e ih n stützte n un d v o n gefährlichen Strömunge n fernhielten.
    E r er w achte , al s si e gerad e starteten . Zeh n Minuten späte r befande n si e sic h scho n übe r de m Arabischen Mee r un d stieße n durc h di e W olkendecke . E s w a r das erst e Ma l sei t dre i W ochen , da ß Baedecke r eine n klaren, blaue n Himme l sah . Di e untergehend e Sonn e v er

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