Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
Vom Netzwerk:
würde es in seinen großen warmen Händen halten und würde sie küssen.

    Kevin Niven zu vertrauen, widerstrebte ihrem Bauchgefühl. Er hatte fettige Haare, trug Trainingsanzüge, hatte unreine Haut und redete wie ein Junkie. Tatsächlich war er aber ein ausgezeichneter Beamter mit jahrelanger Undercover-Erfahrung. Er saß alleine in der Kantine, knabberte an einem armseligen selbst gemachten Sandwich, wirkte verdächtig und zog die Seitenblicke der Beamten auf sich, die ihn nicht kannten.
    Morrow konnte sich vorstellen, wie unwohl sie sich in seiner Gegenwart fühlen mussten, wie neben einem, der in Naziuniform in einer Synagoge sitzt: Selbst wenn man wusste, dass er sich aus ganz bestimmten Gründen so kleidete, wollte man ihm in weniger geistesgegenwärtigen Momenten trotzdem eine reinhauen.

    »Das ist, weißte, kein Ding, sag ich mal so …« Er verstummte, der Kopf zuckte zur Seite. »Verstehste?«
    Nach nur einer Frage sträubten sich Bannerman schon die Nackenhaare.
    »Wo können wir das herausfinden?«
    »Weiß nich …« Er schien die Information zu verschlucken.
    »Das ist aber gar nicht mal so ungewöhnlich, hm?«
    »Was?«
    »Jemand, der auf Vorrat kauft und es dann streckt. Es wie Medizin verwendet.«
    »Was würde man normalerweise mit einem größeren Vorrat machen?«
    Er breitete die Arme aus und grinste. »Es sich in die Venen ballern.«
    Morrow lachte aber Bannerman starrte ihn durchdringend an.
    »Fällt Ihnen eine andere Erklärung ein? Etwas, das die chemische Zusammensetzung der Rückstände erklärt?«
    Niven studierte den Laborbericht, dachte nach, neigte den Kopf zur einen Seite, dann eine andere Möglichkeit abwägend zur anderen.
    »Hier …«, er zeichnete eine bedeutungslose und unsichtbare Landkarte auf den Tisch, trommelte dann mit vier Fingern, »neue Lieferung von jemandem mit sehr viel Milchpulver.« Seine Hand zog eine lange Linie. »Muster ergibt sich später.«
    Morrow lächelte, sie hatte es begriffen, aber Bannerman betrachtete genervt den Tisch.
    »Hier …«, Kevin tippte auf eine andere Stelle, »aus Versehen, schlecht gemischt. Milchpulver klumpt.«

    »Hm.« Morrow war enttäuscht. »Es könnte also auch gar nichts bedeuten?«
    »Oder«, Kevin riss die Augen auf, »Urlaubsration, es wurde anderswo gekauft, aber hier konsumiert.«
    Morrow nickte. »Kurz gesagt, das bringt uns nicht weiter, oder wie?«
    »Richtig.«
    »Hat nichts zu bedeuten?«
    »Nein, nicht als Beweis. Vielleicht kennt er jemanden. Wenn ihr den findet, dann ist das vielleicht der Freund von jemand.«
    »Oder gehört zu einer Bande?«
    »Nein. Zu unsicher.«
    »Das könnte also nur einen Verdacht erhärten?«
    »Ja.«
    Bannerman blickte traurig auf den Tisch.
    Kevin sog laut Luft durch die Zähne. »Habt ihr Fingerabdrücke checken lassen?«
    »Auf der Folie?« Bannerman sah auf. »Weiß nicht.«
    »Weil, ich weiß, dass die das im Labor gleich in die Abteilung geben, die die Rückstände untersucht. Wollen keine Fingerabdrücke nehmen, weil sie denken, dass sie die Rückstände verunreinigen. Verständlich, aber verstehste, innen drin sind Fingerabdrücke, klar?«
    »Ja?«
    »Okay«, sagte Kevin und drehte ein unsichtbares Stück Alufolie in seinen leeren Händen. »Weil, wenn da Abdrücke drin sind, dann sind das gute, Mann.« Er sah auf und lächelte. »Das sind verdammt scheiß gute.«

26
    Auf der University Avenue hatte man das Gefühl, in einer anderen Stadt zu sein. Die Gebäude waren architektonisch sehr ansehnlich. Das gothische Hauptgebäude mit dem hohen Turm und den Innenhöfen, dem runden Lesesaal und dem neuen Gebäude für Medizin. Die Studenten wirkten wohlgenährt, braungebrannt und groß gewachsen, ihre Klamotten waren sauberer und saßen besser, als die der meisten Menschen, mit denen Morrow zu tun hatte.
    Als sie den Wagen auf der steilen Auffahrt vor den Universitätstoren abschlossen, hörte Morrow wie sich ein Mädchen, das aussah wie höchstens siebzehn Jahre alt, bei einem anderen beschwerte, es sei nachgerade unmöglich hier in der Gegend einen Parkplatz zu bekommen. Diese Leute waren nicht nur etwas Besseres als die Durchschnittsbevölkerung, die sie zu beschützen hatten, sie waren auch etwas Besseres als sie selbst: Sie hatten bessere Startbedingungen, eine bessere Herkunft und sie kannten die besseren Leute.
    Morrow hatte Gobby mitgenommen, um ihre Ruhe zu haben, aber sie bereute es bereits. Er war so ruhig, dass es schon unheimlich war, als wäre er verhext. Aus

Weitere Kostenlose Bücher