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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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perfekten Zähnen zurück. »Ob Sie mir wohl helfen könnten? Wir suchen jemanden, der Omar Anwar kennt, er hat vergangenen Juni seinen Abschluss gemacht. Er hat an den Prozesswettkämpfen teilgenommen.«
    »Ah, ja ja, Omar. Ja. Omar, alle kennen Omar.«
    »Kennen Sie ihn?«
    Er runzelte die Stirn und fasste sich ins Haar. »Ja. Warum?«
    »Gehören Sie auch zu diesem Debattierzirkel? In welchem Studienjahr sind Sie?«
    »Sie sind von der Polizei, stimmt’s?«
    »Viertes Studienjahr, ist das richtig?«, fragte sie ruhig. »Wir möchten herausfinden, wer Omar kennt.«

    »Gott, dann war er das? In den Nachrichten, die Entführung? Seine kleine Schwester wurde doch angeschossen?«
    Sie senkte die Lider. »Können wir irgendwo hingehen, wo wir uns unterhalten können?«
    »Ja, sicher, kommen Sie.« Er sah sich um, damit sie ihm auch folgten und ging durch den Gang in das angrenzende Gebäude.
    Über eine Treppe gelangten sie in den zweiten Stock und dort öffnete er eine Tür, die in einen großen Raum führte, in den durch zwei langgestreckte Fenster Licht flutete. Eine Kaffeemaschine so groß wie ein Mann thronte neben einem kleinen Tisch mit einer Schale Kleingeld. An der Wand standen zwei Reihen dunkelrote Chesterfield Ledersessel einander gegenüber.
    »Das war mal das Raucherzimmer«, sagte er.
    Vor dem Fenster stand ein drei Meter langer Mahagonitisch auf dem Notizblöcke und Gesetzesbücher verstreut lagen. Alle Plätze waren verwaist, aber mit Taschen und Pullovern als besetzt markiert. Die Studenten waren sämtlich verschollen.
    »Vorlesung?«, fragte Morrow.
    »Mittagspause«, sagte er und ließ seine Tasche hinter der Tür zu Boden sinken. Er zeigte auf die Kaffeemaschine. »Was zu trinken?«
    Gobby schüttelte den Kopf und Morrow rümpfte die Nase. »Wir haben auch so eine bei uns. Schmeckt als hätte man Sand auf der Zunge.«
    »Sollen wir uns setzen?«, erkundigte sich ihr Gastgeber.
    Morrow entschied sich für einen der Sessel und der Junge setzte sich ihr gegenüber. Gobby schob sich auf den Sessel neben ihr, behielt dabei aber immer noch den Mantel an
und zog ihn sich verstohlen über den Bauch, als sie ihr Notizbuch aus der Tasche fischte.
    »Okay, wie heißen Sie?«
    »Lamont, James.«
    »Lamont, wie der Richter?«
    Er wirkte peinlich berührt und sah schnell weg. Sie lächelte ihn freundlich an. Dafür schämten sich die Menschen am meisten: Armut und Privilegien.
    »Sie kennen Omar also?«
    »Kann nichts Schlechtes über ihn sagen. Großartiger Typ.«
    »Mit wem verbringt er seine Zeit?«
    »Mit seinem besten Freund Mo. Er hat irgendwas Naturwissenschaftliches studiert, Physik oder so, und zur selben Zeit seinen Abschluss gemacht. Die beiden waren immer zusammen.«
    »Und unter den Juristen hatte er keine richtigen Freunde?«
    »Doch viele, aber wissen Sie, gegen Ende des Studiums denkt jeder schon an seine nächsten Schritte und Omar wollte nicht in die Praxis gehen …«
    »Obwohl er mit eins abgeschlossen hat?«
    »Das ist nichts für jeden.«
    »Was wollte er stattdessen machen?«
    »Er hat ein Unternehmen gegründet, glaube ich, er hat ein Unternehmen. Wissen Sie, wie sein Vater.«
    »Sein Vater führt einen kleinen Laden.«
    Er schien überrascht, als er das hörte, aber freudig überrascht, so als hätten die beiden miteinander konkurriert und als hätte James gerade einen Punkt gutgemacht. »Ach was? Ich dachte, ihm gehört eine ganze Reihe von Läden, das hat Omar jedenfalls behauptet.«

    »Hm, nein, nur ein Laden.«
    »Trotzdem, sein Vater muss gut damit verdient haben.« Sie merkte, dass er sich Mühe gab, seinen Triumph hinter edleren Gedanken zu verbergen. »Er hat doch beide Jungs auf Privatschulen geschickt, nicht wahr?«
    »Die Schwester nicht?«
    James machte eine Kopfbewegung, die andeuten sollte, dass es ihm gerade erst wieder einfiel. »Äh, nein. Die Schwester war auf der Shawlands Academy.«
    »Eine Gesamtschule?«
    »Ja, aber ich hab immer schon gedacht, dass es da nicht ums Geld ging. Omar meinte auch, dass das mit Geld nichts zu tun hatte.«
    »Sondern damit, dass sie ein Mädchen ist?«
    Er zuckte mit den Schultern, errötete ein bisschen, weil er sich als Angehöriger des Patriarchats ertappt fühlte. Er gefiel ihr immer besser. »Ich weiß nicht, ich glaube sie war die cleverste von allen, das hat Omar gesagt, ich habe sie nie kennengelernt. Echt was in der Birne, hat er gesagt. Er meinte, sie sei ein bisschen wild. So wild, dass er sie keinem von uns vorstellen

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