In der Stille der Nacht - Thriller
Fahrgestell tief lag.
Sie ging zurück zu Routher. »Wo sind sie von der Autobahn abgefahren?«
»Stadtmitte, Charing Cross.«
»Mist.« An Charing Cross gab es sieben Möglichkeiten abzubiegen und drei kaputte Kameras. Der Wagen konnte überall hingefahren sein. »Haben wir ihn verloren?«
»Fürchte schon. Das Kennzeichen ist jetzt rausgegangen. Alle in der Stadt suchen danach. Wenn sie in der nächsten
halben Stunde nicht gefunden werden, steht der Wagen irgendwo in einer Garage.«
»Hat Bannerman eine Tüte mit Videos aus einer Ladenkamera dagelassen?« Routher deutete auf ein kleines Büro auf der anderen Seite des Gangs. Durch die Scheibe in der Tür, sah sie Harris im Profil mit verschränkten Armen auf einem Stuhl sitzen und etwas an der gegenüberliegenden Wand aufmerksam betrachten. Er wirkte nicht glücklich.
Sie durchquerte den Gang und öffnete die Tür. »Alles klar?«
Harris sah nicht auf. »Das hat er gemacht, weil ich das mit der DVD gesagt habe, oder?«
»Ich weiß nicht, warum Bannerman dich so sehr mag, dass er dir den Job hier gegeben hat, Harris, aber er hat’s getan.«
»Ma’am, damit bin ich mehrere Tage beschäftigt.«
»Du musst es ja nicht in Echtzeit ansehen, du kannst doch in den Schnelllauf schalten.«
Sie betrachtete das Bild im Fernseher. Ein kleiner Mann saß auf einem Hocker hinter dem Tresen in Aamirs Laden. Sie hatte das Foto gesehen, das an die Presse herausgegeben worden war, ein Familienschnappschuss, der ihn im Halbprofil zeigte, aber dieser Mann wirkte kleiner, wütender, weniger sympathisch.
Harris spulte mit der Fernbedienung vor und plötzlich wuselte der kleine Mann hierhin und dorthin, bückte sich, machte sich an den Regalen hinter sich zu schaffen, setzte sich wieder. Jemand kam herein und kaufte Zigaretten. Eine Gestalt kam um den Tresen herum, setzte sich auf den Hocker neben ihm, stieg wieder herunter, verschwand, kam mit zwei Bechern wieder. Sie kniff die Augen zusammen und erkannte
Lander. Das Band war von schlechter Qualität und auch der Kamerawinkel war nicht günstig gewählt.
»Mir bluten gleich die Augen«, sagte Harris.
»Harris, du bist der Einzige, dem wir das anvertrauen können«, sagte sie sarkastisch und zog sich aus dem Raum zurück.
Bannerman schlurfte ihr schlecht gelaunt über den Weg.
»Wenn einem die Scheiße bis zum Hals steht, sollte man den Kopf nicht hängen lassen.«
Er antwortete nicht, grinste aber seine Schuhe an.
Sie erzählte ihm von dem Anruf des Entführers und sagte: »Hör mal, wegen der Rückstände in der Alufolie aus dem Transporter. Das Heroin war mit Milchpulver verschnitten, aber nur mit Milchpulver. Kein Talk drin, keine Asche, nichts sonst. Nur Milchpulver. Es ist sehr rein.«
»Und?«
»Na ja, wenn es nur mit einer einzigen Substanz verschnitten war, dann werden die davon auffällige Mengen gebraucht haben. Normalerweise sind viele verschiedene Stoffe mit drin.«
»Das heißt, der, den wir suchen, verschneidet es selbst?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Unwahrscheinlich weil diese Leute sehr bedeckt agieren, sie lassen sich für ihre Diskretion bezahlen und wenn sie den Stoff selbst konsumieren, sind sie ihren Job los. Wahrscheinlicher ist, dass er schon lange süchtig ist und ihm jemand Sonderkonditionen einräumt …«
»Das hab ich ja gesagt. Lange süchtig, das hab ich neulich schon gesagt …« Er schien unbedingt Recht haben zu wollen und sie gönnte es ihm.
»Vielleicht wohnt er bei einem Dealer. Oder er hat einen
Vorrat oder bekommt Mengenrabatt. So oder so, er hat gute Verbindungen zu den Händlern.«
»Verschneidet er es selbst?«
»Für sich selbst.«
Bannerman schöpfte Hoffnung. »Könnte man das nachverfolgen?«
Morrow zuckte mit den Schultern. »Einen Versuch ist es wert.«
Um halb zwei kurvten Eddy und Pat immer noch mit dem Wagen herum und hörten Radio. Pat hatte es so laut aufgedreht, dass Eddy nicht reden konnte. Ein schrilles Tonsignal tönte aus Eddys Tasche und er fuhr an den Straßenrand, um die Nachricht auf seinem Handydisplay zu lesen.
Pat konnte die SMS sehen. Sie stammte von Eddys Ex-Frau in Manchester. Ihre jüngste Tochter hatte Geburtstag und wurde sechs Jahre alt. Entweder er rief an oder sie würde ihm die Eier abschneiden. Eddy wechselte die Farbe als er die Nachricht las, und Pat wusste, wenn er sich nicht verdrückte, würde er es an ihm auslassen.
»Ich spring hier raus«, sagte er und riss die Tür auf.
»Die hat verdammt …« Eddy beugte sich über
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