In der Stille der Nacht - Thriller
wollte.«
»Wild in welcher Hinsicht? Schlimme Freunde? Alkohol?«
»Nein, nein, einfach nur … ich weiß nicht … mein Eindruck war, dass sie ihren eigenen Kopf hat. Er hat damit gerechnet, dass sie an ihrem sechzehnten Geburtstag von zu Hause wegläuft ›wie ein geölter Blitz‹ hat er gesagt.« James lächelte darüber. »Ich erinnere mich daran, wegen seiner Formulierung.«
Sie nickte, machte sich eine Notiz, damit sie nicht vergaß, sich an der Shawlands über Aleesha zu erkundigen. »Hat Omar behauptet, sein Dad würde mehrere Läden führen?«
»Nein. Nicht, wenn ich es mir genau überlege, aber er wirkte einfach wie jemand, der Geld hatte. Das Unternehmen warf was ab. Er hatte Kohle. Auf jeden Fall hat er jetzt welche.«
»Was für eine Art von Unternehmen?«
James sah aus, als hätte er nie so genau darüber nachgedacht. »Ich weiß es nicht, ich glaube nicht, dass er es erwähnt hat.«
Sie lächelte freundlich. »Aber finanziell geht es ihm gut?«
Er erwiderte das Lächeln. »Gut, ja, er hat mir ein Bild von dem Wagen gezeigt, den er kaufen wollte. Ein scheiß Lamborghini.«
»Im Ernst?«
»Ja.«
»Der ist blau, oder?«
»Ist er das? Ich dachte, er wäre gelb gewesen.« Er sah Gobby an. »Bananengelb, glaube ich.«
»Ah ja, wo hat er ihn gekauft?«
»Hm …« Sein Blick verfinsterte sich. Wäre Morrow der Typ gewesen, der gerne Ratschläge gibt, hätte sie ihm empfohlen, sich von Pokerrunden fernzuhalten.
»In Glasgow?«
»Draußen an der Autobahn …«
»Also haben Sie ihn kürzlich gesehen?«
»Ja, vor einem Monat.« Er sah immer wieder zu dem in seinem Mantel heftig schwitzenden Gobby, dessen Anblick ihn beunruhigte.
Morrow merkte, dass sich James zurückzog. Gobby sah aus, wie das Standardmodell eines Polizeibeamten: ein bisschen zuviel auf den Rippen, groß und in seinem Mantel und dem schlecht sitzenden Anzug irgendwie daneben. James
begriff plötzlich, dass es sich hier um keine unschuldige Unterhaltung handelte, sondern um eine offizielle Aussage.
Eine Kluft tat sich zwischen ihnen auf, und James lehnte sich in seinem Sessel zurück, schlug die Beine übereinander. Er sah Morrow an und lächelte höflich.
Mit Freundlichkeit kam sie jetzt nicht mehr weiter, das wusste sie aus Erfahrung.
»Hat er Ihnen von dem Wagen erzählt, als sie ihn vor einem Monat getroffen haben?«
»Hm, weiß nicht, ich glaube …« Er ließ sich Zeit zum Nachdenken.
»Wo war das?«
»Hm … wo?«
Sie betrachtete ihre Knie, zupfte ihren Rock zurecht. Sie hatte seit dreißig Stunden nicht mehr geschlafen und fühlte sich auf einmal schwach und krank. »Hegen Sie einen Verdacht gegen Omar?«
»Was?«
»Sie wirken abwehrend. Hegen Sie einen Verdacht gegen ihn?«
»Gott«, stotterte er und rutschte auf seinem Sessel nach vorne. »Nein, nein, überhaupt nicht. Überhaupt nicht.«
»Hm«, sie lächelte. »Gut, dann sagen Sie uns einfach die Wahrheit. Wo haben Sie ihn neulich getroffen?«
»Im Tunnel Club.«
»Im Tunnel Club?«
»Draußen, beim Rauchen, er hat ein Foto aus der Brieftasche gezogen und uns ein Foto von dem Wagen gezeigt.«
»Hat er Ihnen gesagt, wie viel er gekostet hat?«
»Nein, aber das stand auf dem Bild, im Prospekt, er hat das Bild so ausgeschnitten, dass man den Preis sehen
konnte. Ich fand das seltsam, dass er den Preis drangelassen hat. Ich meine, er hat’s sowieso ausgeschnitten, wieso hat er das drangelassen? Hat hundertvierzigtausend gekostet, so um den Dreh.«
»Um den Dreh?«
»Na ja, Sie wissen schon, hundertneununddreißigtausend neunhundertundneunundneunzig oder so was. Rund hundertvierzigtausend.«
»Haben Sie ihn je unter einem anderen Namen gekannt als Omar?«
»Zum Beispiel?«
»Geht er oft in den Tunnel Club?«
»Nein.«
»Sie?«
»Manchmal.«
»Aber in letzter Zeit nicht?«
»Doch, ich war letzte Woche da.«
Sie stand auf und James erhob sich ebenfalls. Er wirkte erschrocken.
»Omar ist ein Guter«, sagte er.
»Sie scheinen einen Verdacht gegen ihn zu haben.«
»Gehört er denn zu den Verdächtigen?«
»Worin?«
Sie sahen einander einen Augenblick lang an.
»Was für einen Verdacht haben Sie gegen ihn, James?«
»Keinen.«
»Warum sind Sie dann so vorsichtig mit dem, was Sie über ihn sagen?«
»Bin ich das?«
Morrow ließ ihn eine Minute lang zappeln und nickte verständnisvoll. »Das ist ein Haufen Geld für einen Wagen.«
»Das ist ein Riesenhaufen Geld für einen Wagen«, pflichtete er ihr bei. »Ich meine, wenn er schon ein Auto
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